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Diese Seite enthält 70 Gedichte (62 Prosa-, Reim-Gedichte und 8 Sonette)

Grundgegebenheit (3089)1

Erregungszufuhr und Emotionenbewirtschaftung.
Diese sind die grundlegenden Kategorien 
kollektivpsychischer Innenweltkonditionierung,
konsumtives Glück als untergründig kapitalistisches Erlösungsversprechen massenwirksam zu etablieren.

Indes die Schwierigkeit darin liegt,
dieses Versprechen gerade nicht einzuhalten,
weil es nur so auf Dauer gestellt werden kann.
Eine Meisterleistung der kapitalistischen Wirtschaftsweise:
Immer wieder entsprechend das Wohlstands-Niveau zu heben.

Das überzeugendste Beispiel bietet die Volksrepublik China unter der Ägide Deng Xiaopings:
Freiwillige politische Selbstknebelung für ständig steigenden 
und immer mehr Volksgenossen erreichenden Wohlstand turbokapitalistischer Provenienz. 
Und der allein, 
ob in China oder im Westen,
entlastet die Menschen,
richtet sie auch moralisch aus,
schenkt ihnen Zweck, 
Halt, 
Sinn, 
Sicherheit, 
Selbstwert und die Chance,
sich vor sich selbst zu verbergen;
nur er trägt sie existenziell 
und vermag sie abzulenken 
von den teils auch brutalen Risiken,
die mit dem menschlichen Dasein 
notwendig verbunden sind:
Krieg, 
Barbarei, 
Hunger, 
Angst und bestialische Exzesse,
abzulenken, 
um ein gängig zufriedenstellendes Leben führen zu können ...

Geist, Tugend, Maß und Mitte, 
selbst Würde und Vernunft vermöchten all das nicht.
Sind sie doch Ausdruck nur 
optimistischer intellektueller Großhoffnungen, 
ja: Träumereien, Utopismen, realitätsfremde Begriffskonstrukte

Fakt ist, 
dass die kapitalistische Wohlstands-Metaphysik 
ein Opium ist,
weit stärker als alle Ethik, 
die als solche auf asketische Leistungen der Individuen 
niemals verzichten kann.
Ein Opium zumal,
weit stärker auch als jedwedes ideologisches oder gar religiöses.

Das heißt aber wohl auch: Wir sind verloren.
Der notwendig autodestruktive Kapitalismus muss untergehen.
Und mit ihm seine großen Versprechen:
Wohlstandserlösung für alle: 
Die Überwindung allen materiellen Elends. 
Zumal dann die definitive geistig-sittliche Wende: 
Soziale Stabilisierung als deren Folge.
Globale Beglückung sodann aller Menschen 
durch materielle und emotionale Verzückungsorgien.
Eine konsumbasiert egalitär-solidarische Menschheit.
Ein neues Eden mittels künstlicher Intelligenz.
Die technisch-naturwissenschaftliche Meisterung von Naturzerstörung, Klimawandel und Ressourcenschwund.

Jedoch: Wir mögen alles haben,
wirklich alles; uns selber haben werden wir indes doch nie.
Wir sind völlig unfähig zu einem währenden, 
nichtkonsumtiven Glück.
Knechte unserer dauerprekären Orientierungslosigkeit, 
sind wir permanent unserer Lust auf Unterdrückung, 
Eitelkeitsbefriedigung, 
Überragenszwang und Erniedrigung ausgeliefert.
Zumal uns selbst und den anderen, 
Welt überhaupt ohne Unterlass ausgesetzt, 
uns unserer Endlichkeit bewusst, 
radikal allein und völlig außerstande, 
uns selbst existenziell zu steuern.

Meister vor allem darin, uns zu verhehlen, 
dass wir gar nicht anders können als Tugendidealismen, 
ideelles Verblendungsscheitern, 
faktische Selbstverfügungsohnmacht und Propagandadelirien, 
wesenszerrissen und perspektivendiktatorisch, 
heteronom und also schuldlos,
weder gut noch böse,
sondern eben umstandsplastisch formbar,
sich selbst unbekannt und doch gezwungen,
sich als Selbstdarsteller permanent zu behaupten 
(auch vor sich selbst),
zu wollen, ohne zu begreifen, was,
zu werten, ohne die entsprechenden Werte
in Verhaltensweisen umgießen zu können,
unvermeidlich also in Ausdeutungszwängen 
gefangen zu sein, 
um dann diese letztlich in neuronal 
getragener Würfelei endende Ungreifbarkeit,
zuweilen auch in gewaltträchtige 
Selbstentmächtigungsirrationalität umzusetzen.

Essenztirade (3090)2

Welch filigranes Diktat in dieser Dauerpräsenz hergestellter Selbstverständlichkeiten.
Wie etwa der technischen Alltagsapparaturen 
PC, e-Mail, Smart Phone usw.
Der zur Normalität geronnenen Anmutungen 
des Reklamekarussells,
der Affektnormierungen,
des Phrasentingeltangels,
des Elendskonsums und der chronischen Vereinnahmung durch Emotionen steuernde Flachmagien.
Ganz zu schweigen von Filmen, 
der allpräsenten Übermächtigungsverdummung,
emotions- und affekttotalitärer Popmusik,
knechtstypischer Bombastik und diesem Trommelfeuer stupender Beanspruchung in moralischen Dingen. 
Der durch das Raunerkartell der Gewohnheitserschütterten, 
der Profibetroffenen, der von Ressentiments Geplagten,
der auf Vorrat Entsetzten und Selbsthasserlösten, 
die über Schuld befinden, 
das,
was Gewissensbisse, 
Menschlichkeit und Mitleid verdientermaßen hervorzurufen habe,
was zu tun und zu unterlassen,
was gut und was schlecht sei …
Die jeden diffamieren,
der ihren moralisierenden Narzissmus 
als inszenierte Phraseologie 
und Wirklichkeitsverlustindikator 
für sich begründbar ablehnt,
misstraut, wie ich, dem hehren Person-Konstrukt,
das einmal für Freiheit stand 
und aus dem eigenen Verhalten und Handeln 
sich selbst gewonnene Würde,
angewidert von so viel entlastungsträchtiger 
Eitelkeitsbefangenheit.
Und hellwach gegenüber den Gesinnungsfinten 
kapitalistischer Innenweltnivellierung.

Widerständig/Für Platon von Athen (3091)/Sonett/Für Verehrte

Die Kraft, dem Ganzen hier zu widerstehen,    
die werde hoffentlich ich immer spüren:
Die Kraft, die hindert, mich zu korrumpieren:
Mich dieser Farce als Sieger zu erhöhen.

Nie werde ich mich eignem Trug hindrehen,
mich in Erregungszufuhr zu verlieren,
um ichekstatisch dann zu triumphieren    
und so verfallen auch noch Machtsuchtwehen.

Was Platon von Athen ich wohl verdanke:    
Nach Kreatürlichkeit mich nicht zu richten.
Nicht zu vergessen, dass die immer schwanke,

prekär sei, geistig niemals zu gewichten.
Nichts andres sei als Flüchtigkeit und blanke
Versuchung, auf sich selber zu verzichten.

Draufgestoßen/Sonett (3092)4

Die Dinge illusionslos realistisch sehen,
das hab von vornherein ich gleichsam wollen müssen.
Indes sich andere ergingen in Ergüssen
von Selbstgefälligkeit und Lust und Traumgeschehen.

Das gilt für alle uns: Sich selbstdreist aufzublähen,
um so sich zu ergattern möglichst fette Bissen.
Und niemand macht sich groß drum ein Gewissen.
Zumal man seiner Ichsucht nicht kann widerstehen.

Und diese Fakten lassen ziemlich leicht sich greifen,
sie liegen allen uns doch offen vor den Augen.
Indes die meisten, angsterfüllt, es ich verkneifen,
sich auf sie einzulassen, da sie Scham ansaugen.

Noch mal: Ich musste es: Mich in die Kerne schleifen,
um drastisch zu erfahren, dass wir nicht viel taugen.

Kleinbeize (3093)5

Vor einer heißen Schokolade,
in ganz bequemem Plastikstuhl,
hör ich: "Schon wieder feige Attentate!"
"Ach was, der ist doch schwul!"

Gerede im Gebläsestaub
der Straße hoch nach Wangen.
Um mich herum Ressourcen-Raub
für's Ich-Gewicht per Automarken-Prangen.

Ich sitze hier trotz Abgas gern,
beobachte den Zebra-Streifen.
Mir selbst, Betrieb und Launen fern,
in Sommerkörper-Sehnsucht Glück zu streifen

Hellsicht dunkler Augenblicke (3094)6

Eine laue Sommernacht.
Stimmen tönen aus der Ferne.
Dunkelheit und Wind verbracht,
höre ich sie gerne.

Spüre meine Einsamkeit,
diese früh mir schon vertraute.
Heimat mir in allem Leid:
wesenstief erschaute.

Weiß um Zeit, Verfall und Tod:
Um die große Nichtigkeit.
Weiß um allen Daseins Not,
jedes Illusionen-Kleid.

Einer wie ich (3095)7

Nie setze ich auf diese Spaßkultwelt.
Mir fehlt der Hang dazu; zu groß auch der Betrug.
Erahn zumal ihr Psychen-Zelt
als Selbstaufgabe-Eskapismus-Flug.
Weshalb auch meine Freiheit wächst.
Genauer: Meine Einsamkeit.
Obwohl die immer war mein Daseinstext.
Egal. Ich bleibe selber mir bereit.
Und glaube nicht an Glück und Sinn,
an Gott, Verstand und Macht.
So lebe ich erwartungslos dahin.
Um einst zu sterben. Hoffentlich ganz sacht.

Endgier/Für … (3096)8

Ich sag’s nicht schön; 
ich sag’s, wie’s ist:
Ich will dich; oft; 
mit Haut und Haaren.
Zumal mir anbrach längst 
die letzte Frist
von allen meinen 
einsichtstrüben Jahren.

Wesens-, einsichts- und anspruchserzwungene 
Existenz (3097)9

Bin psychisch ziemlich ausgelaugt.
Zudem nur Ding in einem Marktgeschehen.
Soll seichte Emotionen blähen.
Prestigedruck aufgesaugt.

Effekte, Fakten, Wellness-Götzen
umspülen permanentes Nu.
Dem soll ich mich vernetzen,
formeller Endzweck allgemeinem Ballyhoo.

Ich bleib für mich. Der Einsamkeit verschworen.
Mit dieser kenne ich mich aus.
So nur in mir allein verloren.
Und nicht Objekt von arrangiertem Saus und Braus.

Sonderbare Ruhe (3098)10

Sonderbare Ruhe,
jetzt, 
kurz vor Mitternacht.
Zu erschöpft auch,
dich all jener zu erinnern,
deren Weg 
du einmal kreuztest:
Körper-,
Psychen-
Überzeugungs-Lasten,
die sich für ein paar Tage
oder Wochen 
in dich verlaufen hatten,
die freilich fremd 
und unbegreiflich blieben.
Obwohl du dich mühtest,
sie dir aufzubrechen …
Vergebens.

Daher wohl auch 
diese sonderbare Ruhe,
jetzt, 
so kurz vor Mitternacht.
Ein Tross von Einsamkeiten
schickt sich an,
in den Sonntag hinein
zu tanzen.
Den Tag, an dem man sich,
wäre man jenen 
nicht begegnet,
hätte ausschlafen können …
Nicht beschwert 
von langen Gesprächen
und müde 
geliebten Körpern.
   
Prosafetzen (22) (3099)11

Was soll ich denn 
von mir schon sagen?
Dass menschlich 
teilnahmslos ich bin,
zuweilen zynisch, aggressiv,
gar oftmals wuterfüllt sogar?
Weil ich Verwahrlosungen sehe:
Wirklichkeitsverluste,
zumal auch Selbsthass,
Tugendmasochismus und
die Willen, selbst sich zu zerstören?
Ein Volk erlebe,
das das meine nicht mehr ist,
nicht sein kann, weil politisch 
wertkorrupt:
Verdrängend alles, 
was es ungeschminkt 
sich selber zeigte:
Dass dekadent es ist, 
begriffsarm, hilflos untertänig,
von seiner Menschheitsliebe, 
einer Lüge,
substanzverdummt 
und wertneurotisch, 
zugleich indes auch 
innenweltvertingeltangelt …

Und deshalb längst schon 
nicht mehr in der Lage ist,
sich nicht zu zeigen als das Land
der Phrasenluden und der Virtuosen,
sich lächerlich zu machen und,
wie’s scheint, erpicht,
in ein Fiasko sich zu treiben 
kulturell…
*
Nicht dass mein Wunsch 
das wäre, nein, mitnichten.
War mir das Land 
doch immer Seelenfähre,
mich selbst zu steuern 
in Gedichten …
Dank seiner Sprache der Magien,
die’s mir erlaubte,
selbst mich zu erschaffen,
mich über mich hinaus zu ziehen:
Den underdog, den Leib-Gnom 
und den Affen.
Denn wenn sie greift,
dann hat man sich gewonnen,
ist sich bewahrt 
in ihren Geistbefehlen,
nach denen man 
dann metaphysisch reift, 
sich noch als Stoffnichts 
kummerlos gesponnen
in ihrer Worte Marmorsälen.

Langzeit-Trend (3100)12

In manchen Stunden
sieht man ungeschminkt
den Kern der Zeit,
in der man lebt.
Um dann sich zu gestehen 
unumwunden,
dass hin sie sinkt
in Korruption, 
Verbrechen,
Diktaturen-Kleid,
weil jeder 
in sich selber klebt:
Ist Ich-Lakai 
an Mammon-Lunten,
der sich nicht mehr 
als Selbst gelingt.
So Körper ohne Geistgeleit
sich Dekadenz 
als leerer Worte Trug: 
Sich Wirklichkeitsverlust 
eingräbt.

Prosafetzen (40) (3101)13

Wie liebte ich doch diese Tage,
sonnenlos verdunkelt durch einen grauen,
winterdüsteren Schneehimmel,
der alles in traumlethargisches Zwielicht tauchte.
Ein Zwielicht, das mich einlud, 
mich, den innenweltprekären Jugendlichen,
einlud, 
mich ungehemmter als sonst gehen zu lassen, 
etwa die Schule zu schwänzen,
um in irgendeiner Spelunke am Geldautomaten 
die Stunden hinzubringen in der Hoffnung,
ich würde wenigstens so viel Geld gewinnen 
(denn ich gewann oft),
dass es reichen würde für eine kleine Vinylplatte, 
um mich US-Schund-Delirien hinzugeben …
Elvis-Hits etwa, 
diesem auch sexuell aufreizenden 
Entsublimierungs-Singsang,
der einen entfesselungstrivial 
entpflichtete,
lässigkeitskultig vereinnahmte,
aufmüpfig machte,
einen gar,
war man empfänglich für so 
feine Innenwahrnehmungen 
- ich war’s - selbstbelämmerungssüchtig 
deklassierte …
Mich jedenfalls auch und 
vor allem vergessen ließ 
meine mir so trostlos 
erscheinende Existenz.
Zumal mich,
je mehr ich der frühen Jugend 
entwuchs,
immer mehr die bedrückende 
Ahnung beschlich,
dass das, was für mich 
da an Lebenserfahrung käme,
nach und nach immer 
einsamkeitsträchtiger würde,
hatte sich doch das Gefühl 
der weltlichen Sinnlosigkeit,
menschennichtig genährt,
in mir schon längst 
unumkehrbar 
verfestigt.

Hingeworfene Gedanken (3102)14

Ich hab mich immer auch sozial erfahren,
war wach genug, genau zu spüren,
dass anonym sich alle Seelen paaren,
sich insgeheim zu führen,

zu steuern und sich auch zu warnen,
nicht nur dem Ichsuchtzwang zu frönen;
sich auch subtil als Einheit zu umgarnen,
dass möglich sei Versöhnen.

Denn ohne derlei Gleichgewicht,
muss die Gesellschaft niedergehen:
Narzissmus etwa, das ist Psychen-Gicht,
Demokratie-Ruin und Auflösungsgeschehen.

Kindheits-Urgesicht (60/3103)15

Ein Kind geblieben,
das auf Gott vertraut,
das bin ich in der Tat.
Mich hat dies Dasein
nie ganz aufgerieben,
weil ER 
in meinen Tiefen blaut;
weil ER schafft Zuversicht,
schenkt Hoffnung, Rat,
ER,  meines Daseins Urgesicht,
das lebenslang war Naht,
war Halt mir, war Magie,
gar Teilchen-Sinn 
in einem Meer von Licht,
war eine Geistes-Macht,
die kein Versprechen bricht,
die immer nur 
auf Wahrheit baut,
bedarf sich selbst nicht,
mir zu sein Gericht,
weil ich ihr treu sein,
folgen werde,
sie deute aus mir 
als des Todes Nie.
Verträumt verführt
von seiner Seins-Gebärde,
die alles Nihilismus  
Hyle*-Last negiert.

*Hyle: griech. Wort für Materie
(bei Aristoteles. 384 – 322 v. Chr.)

Determinismus (Trias, B  2) (3104)16

Wohl weiß ich,
wie kindisch 
diese Hoffnung ist,
dass heben sich könne 
der Mensch
aus Traum,
Sinnsucht 
und Verworfenheit.

Hilflos 
doch ausgeliefert
Wir und Vergeblichkeit,
stets außerstande zumal
sich selber zu zerren
aus unverschuldet 
ihm verhängter Ich-Despotie.

Korrupt, charakterlos, geschwätzig, arrogant (3105)17

Dass ich für Staatsversagen aufzukommen habe,
weil mal der Rechsstaat ausgehebelt wurde,
um einer subjektiven Power-Frau-Gesinnung willen ...

Dass ich bezahlen muss auch geistig Arme,
die, kratisch impotent und wirklichkeitsverlustig,
an Idealen hängen, die ihr Amt verspotten ...

Dass überhaupt mein Geld verschludert wird,
weil sich der Staat nicht wehren will,
der Würde wegen selbst Verbrecher schützt ...

Dass ich alltäglich überschüttet werde 
mit Phrasen und Belämmerungsrhetorik 
in einem plump-defizitären Deutsch ...

Das alles macht mir ziemlich Sorgen,
weil feige Macht- und Tugend-Arrogante so 
die Volksherrschaft mit Füßen treten ...

Den Rechtsstaat schwächen und verachten;
zumal die deutsche Staatsraison als hohle Formel:
Geschwätzes-Schande offenbarten.

Prosafetzen (165)/Täuschungen (3106)18

Vergeblich suchtest du 
Landschaft, Himmel und Meer, 
in diesen Gedichten;
so, wie sie die Reklame 
als gegeben suggeriert.
Täuscht doch diese künstlich 
arrangierte Natur,
gaukelt uns eine Schönheit und 
Intaktheit vor,
die sie längst nicht mehr hat.
Trickreich sentimental verklärt 
von ihrem Zerstörer.

Prosafetzen (162)/Objektiv: affektfrei betrachtet (3107)19

Hat man - sie machen völlig blind -
Ekel, Hass, Wut und Zerstörungslust 
erst einmal beiseitegeschoben,
muss man sich,
den Realitäten ins Auge sehend,
eingestehen,
dass der Konsumkapitalismus die meisten 
faszinierend beseelt.
Und sie so nach und nach auch 
dahin bringen wird,
hinzunehmen, von ihm um 
Persönlichkeit, 
Selbstverantwortungsfähigkeit,
Einsichtskraft, 
Faktensinn,
Leistungswilligkeit 
und tatsächlich denn auch 
Stolz und - wer weiß? - 
auch Zukunft 
betrogen worden zu sein.

Eigenwillig (3108)20

Nie wollte ich dieser 
eudämonistisch lethargisierenden 
Gleichungswelt verfallen,
Auf keinen Fall in ihr 
mich selbst aufgeben.
So der Zwang eines undeutbaren 
Selbstwertbefehls.
Begreifen vielmehr wollte ich 
die Mächte,
die mich Tag für Tag 
erregungsdumpf heimsuchen:
Kapitalismus, Gleichung, 
Verfahren.

Ich habe gewonnen.
Nackt und armselig laufen sie, 
hilflos, scharenweise nunmehr 
von selbst in meine zumal auch 
verdrehungsvirtuosen 
geistigen Hinterhalte,
höhnend diesen freilich 
als Vergeblichkeitsfallen,
folgen-, macht-, bedeutungslos …
Wie sie es nun einmal
zweifellos sind.

Ich (3109)21

Mir unmittelbar gar nicht zugänglich,
perspektiviere ich aus Worten, Sätzen, 
versprachlichten Gefühlen und Affekten
eine innenweltlich einheitslose 
Pseudo-Persönlichkeit. 
Phantasmagorisch allprekär mein Leben 
zu fristen:
Als außengesteuert behelfsgedeutete 
Ungreifbarkeit.
Sich scheinbar identisch durchhaltend, 
solange die Gegebenheiten 
und Lagen es erlauben.
Zerfallen in Bedürftigkeit, 
Bewertungszwang, rationalen Intellekt 
und mich als diese Dauerausgesetztheit 
im Gedicht entlarvenden Geist.
So habe ich mich denn nie,
radikal allein, 
fremd gar zuweilen mir selbst 
und ausnahmslos verfügt 
einer mir nur oberflächlich über 
Selbstbewahrungsgier, 
Angst, Schmerz, Ichsucht 
und Sozialdrucksteuerung
zugänglichen Welt.
Materiemorphe 
nihilistischer Zufälligkeit.
Verträumungs-Taumel 
und Selbstentmächtigungs-Farce.

Die Zerstörung von geistiger Scham, Sachlichkeit, Ehrfurcht und Rechtlichkeit/Für Hesiod von Askra (griech. Dichter, um 700 v. Chr.) (3110)22

Der nach seinen psychisch auflösenden Folgen 
unbegriffene Vernunftoptimismus …
Trommelfeuerkommunikation hypertropher 
Tugendeuphorie,
die nach und nach zu Realitätsverweigerungen einer 
tauschkalten Marktmonade führen muss …
wuchert fort und fort und verführt, 
das dauerethisierende Delirieren weiter 
primitivisierend, 
zur lügnerischen Träumerei,
zur Unfähigkeit, schwierige Zusammenhänge, 
etwa politisch-sozialpsychologisch-kulturelle,
überhaupt noch erfassen zu können …
Schwächt das Gewissen, 
verhindert die Person …
Und sitzt so einem Idealismus auf,
der irgendwann umschlagen muss 
in totalitäre Moral: 
Vorsehungs-Leninismus …
Fehlen doch Selbstzurücknahme-Kraft 
und die Fähigkeit, 
die Dinge kühl und sachlich 
zu betrachten,
ichabständig, frei von Schaumschlägerei, 
Eitelkeit, Narzissmus und krankhaftem 
Ehrgeiz,
den zu befriedigen 
allenthalben die intellektuellen Mittel fehlen …

Sich einredend, die längst verkrüppelte 
Volksherrschaft bewahren zu können,
tatsächlich aber sie schleichend ruinierend, 
hat sich ein geistig korruptes,
wesensdilettantisches und kratisch 
inkompetentes Mittelmaß etabliert,
dessen Selbstzerstörungspotential
ihm freilich definitiv verborgen 
bleiben muss  …
Die Vereinzelung der infantilen, 
sich selbst im Stich lassenden 
aggressiv Orientierungslosen,
wird jene, kommt’s schlimm, 
wahrscheinlich noch 
vor der Jahrhunderthälfte 
zu Grabe tragen …
Indes der liberale Rechtsstaat -
schuldmasochistisch würdefixiert 
Vertrauen zerstörend,
zeitgeistideologisch substanzruinös 
unterwandert
und so faktisch seine eigene Karikatur 
und Widerlegung - 
sich jetzt schon, zumal geschwächt 
durch korruptes und inkompetentes 
Staatsschauspielertum,
gegen sich selbst zur Wehr setzen müsste, 
wollte er sich noch ehrenhalber zwei, 
drei Jahrzehnte halbwegs bewähren …

Verhallendes Gerede gewiss. 
Vermutungsgetränkt. Ins Leere treibend.
Selbst wenn es jemand verstünde, 
begriffe als möglicherweise annähernd 
korrekte Beschreibung gegenwärtiger 
konsumdikatorischer Tiefenstrukturverfasstheit,
er sähe im selben Augenblick auch,
dass wir schlechterdings unfähig sind,
uns aus unserer Spätzeitmisere 
heraus zu kämpfen:
Zu mächtig geifert der Kundenhirne 
erlebnisselig-optimistisch-geschwätzestrübe 
Lethargie,
zerschlagen sind zumal 
alle metaphysischen Umwege,
zu zersetzend auch die angstdiffuse, 
selbstzerstörerische Lust, 
dieser das Individuum technologisch 
deklassierenden,
alptraumträchtigen Spät-Welt 
entkommen zu wollen.
Vermag sie doch niemanden mehr 
im Lot zu halten,
sich vor sich selbst auch nur 
im Ansatz noch zu bewahren.

Neoklerikale Gewissenlosigkeit (3111)23

Denkerisch substanzlos.
Anstatt sich zu bemühen,
die Tatsachen zu erfassen:
die Instrumentalisierung 
von Schuld und Großmoral.
Armselige Kompensation
mangelnden Realitätssinns
und verdinglichungsutilitaristisch
exkommunizierter Geistigkeit:
Der Markt modelt die Psychen:
Die befriedende Hemmungslosigkeit.
Notwendig. Ausweglos.
Warum also Häme oder Tadel
gegen medial gezüchtete
Befindlichkeits-Jongleure?
Was kann man schon erwarten
von Leuten, deren Hybris,
Eitelkeit und Selbstüberschätzung
sich als ethische Exzellenz suggeriert?
Und dies in einer dauergrölenden
Gesellschaft flachhedonistischer 
Wirklichkeitsverweigerer?
Indes darf man nie vergessen,
dass sich zwangsschauspielernde 
Mediokrität - machtbrünstig getrieben -
faktisch nur selbst feiern kann.

Grundsatzerklärung II (3112)24

Bald wird’s das 
für mich gewesen sein:
Bleiben wird nur kalte Asche,
Hyle-Teilchen, anorganisch;
irgendwann als Kosmos-Staub
stumm durch weite Leeren treibend,
nach Äonen  zu zerfallen.

Soll ich deshalb es verfluchen
dieses Dasein, Halbheit immer;
oft gar als das bessre schlimmer?

Mach ich nicht, denn es zu greifen,
war der Taumel, der mich hob,
in es als mein Zentrum schob -
es als Geistesmacht zu streifen.

SMS/So stimmt's auch (3113)25//Zufällig aus einer Papierhalde gezogen 

Tagtäglich doch 
derselbe Trott!
Büro und dann
Entlastungseinerlei
- das man durchaus 
indes begreift 
als Surrogat …
Doch andres bleibt nicht
in der Tat:
Es ist Vergnügen,
Ich-Konsum:
Entlastungs-Tun;
ist dies als 
Ablenkungs-Behagen.
So was wie Steuerung
per Spaß-Komplott,
sei’s Krimi,
sei es POP-Musik,
sei’s Fußball 
sei es Drogen-Blei -
Man braucht es,
um dann wieder 
zu genügen
den Alltagsforderungen.

Und ist man ehrlich:
Leidlich kann man’s
schon ertragen.
Obwohl rein menschlich
dabei oft bankrott:
Sich selbst benommen:
Arbeit und Konsum …
gelenktem Ich-Vollzug
gedungen.

Gossenverlies (3114)26

Wenn man auch nur ein wenig Distanz gewinnt
zu diesem modernen Lebensvollzug,
dann bemerkt man zwar seine Nichtigkeit,
aber auch dies,
dass man ihm nicht entkommen kann …
Weil man es nicht mehr in der Hand hat,
sein Dasein noch unabhängig zu führen,
oder gar es selbst zu bestimmen.
Entweder man prostituiert sich der öden Gängigkeit,
macht auf positiv,
optimistisch, Behelfs-Fun, Schauspielerei 
und mediale Bewusstseinsabsenkung,
oder man findet sich völlig allein wieder,
gemieden, gar angefeindet, 
von allen denen, die nicht die seelische 
und geistige Kraft besitzen,
sich der korrumpierenden 
Zeitgeistdiktatur
wenigstens in Stunden 
selbstgewählter Einsamkeit
hellsichtig zu entziehen.

Existenz: Die Frage wozu? (3115)27/Sonett

Wozu das alles? Ja: Wozu denn nur?
Um mal die Kinderfrage Benns zu stellen.
Hängt man an Raffgier, Delirieren, Schwellen?
Zielt also alles nur auf die Tortur,

die durchmacht diese Homo-Kreatur:
Die Jagd nach Anerkennung und nach Stellen,
die Luxus schaffen, bieten Macht und Quellen,
die heben die Persönlichkeits-Statur?

Für ein paar Außenseiter mag’s doch mehr
als ein Gehorsamslauf der Ich-Gier sein;
denn triebentlastet und bedeutungsleer

begreifen die: Die Frage trifft allein
Gesellschaft, Handeln, Gelten, Zweck-Verkehr.
Doch ist ganz sinnlos, geht’s um Geist und Sein.

Versuch der Selbstbewahrung (Trias, B 12) (3116)28

Nicht überlasse ich mich der Verworrenheit,
wie man sie lebt als Zweck-Beseligung,
die, anonym entfesselt, dann entführt
ins Bannstrahldunkel schwachen Ichs.

Das man verherrlicht, oft gar zu ihm betet.
Als wär’s das Hauptziel aller Wünschbarkeit.
In lichtgehetzten Kunstwelthärmen,
Sinn und Gelingen sich dann zu erlallen.

Zufrieden will ich sein mit mir und dem,
was Zufall, Einsicht, Geist verliehen.
Dass ich es wach und sachlich nutze,
Verknechtungs-Ignoranz mir zu vermeiden.

Wenn doch am Ende/Trias B (3117)29                

Wenn doch der Schmerz dann wäre erträglicher,
verschwände schneller im Loch der spottenden,
soweit ich sehe: kruden Schwere
endloser Stille der Fänge des Stoffs.

Am Ende meine ich, dann, wenn geschwächten
Hirns man sich ergibt dem Zug der Ananke,
stemmt sich noch einmal Tod entgegen,
Raumschrumpfung nahe und Zeitzerstieben.

Die man doch ist zuletzt, triebhaft sich wehrend,
dem Nichts ein Sein entkräftet zu entreißen,
sein’s, längst doch schal, vertan, gebrochen, 
Toten und Lebenden gleich fern wie sich.

Pseudoschlaraffe nur/Trias B (3118)30

Längst schon bin ich es leid, zerrt mich Gewalt, auch Hass,
ohne Regung zu spürn, wie es zu Ende murrt,
dies verminte Gekreische
glücksvergessener Litanei -

Pseudoschlaraffe nur, wenig Gehalt und Zweck,
der nicht, öde und fad, spurlos zerfällt Begriff,
wenn der ihn fasst luzide,
strikt ihn andenkt und ohne Angst,

zu verlieren den Halt, den Gelten doch schenkt:
Wert, Bedeutung, Kultur. Selbst sich naiv verschweißt,
dieser harten Schimäre,
Neuronnen-Windung, Kehlkopf und Gang gedankt.

Sinn macht es auch nicht mehr, Leib nur zu sein, Produkt
und berechneter Traum, der sich im Dienst zermürbt
umsatzzäher Belange
Nu vergötzenden Immergleichs.

Stumpfsinn statt Krieg/Trias B (3119)31

Was ist das, dieses fade, gebändigte,
mehr noch: sublim von außen gesteuerte,
abstrakte Dasein unter Lustbefehlen
andres als angenehm satter Ichsuchtzwang?

Was, außer Identität, entfesselte
die Hirne solcher Armut und geistferner
Dressur durch Geldwirtschaft und Habsucht
blendenden Finten korrupter Cliquen?

Und doch: Wer sähe nicht die entlastenden
Verzückungschancen dauernder Ablenkung,
wenn Halt auch fehlt und Werte schwanken -
Wer denn ergriffe nicht Stumpfsinn statt Krieg?

Träumer-Tage/Trias B (3120)32

Wunderbar verkrochene Träumer-Tage.
Einmal nicht Verlust an schlingernde Lüste,
Reizgewalt und Brache der Abrichtungen
hämmernder Floskeln;

Knecht nicht marktbefohlener roher Iche,
einsam frei und ohne Drang zu deuten
gängige Ziellosigkeit zu Trost und Schüben 
flüchtigen Aufscheins.

Nicht dass Abstand faktisch: Entkommen wäre.
Hirntief reichen Prägung, Befehl der Phrasen
ohne die das Dasein zerfiele, sinnlos
würde dem Flüchtling.

Alptraum/Trias B (3121)33     

Noch kannst du zufrieden und sicher leben;
noch hält das marode Gefüge einer 
Lustschar-Diktatur von des Marktes Gnaden,
notdürftig tragend.

Aber lang genug noch, um dich zu retten
in den Tod, entzogen auf diese Weise
Willkür, Kampf und Brutalität enthemmten
Mobs in den Straßen?

Zählst gescheiter nicht auf Vernunft von Menschen,
stellst da lieber Erfahrungswerte drüber:
harter Fakten lieblosen Zwang und Kälte
derber Ananke.

Prosafetzen (51)/Für … (3122)34

Wenn ich an jene denke,
die aufging in Körper und Nu,
charakterlich ekelfrei war, 
nach Verzückung roch,
Entlastungsanmut 
und zärtlichkeitsträchtiger Gier,
bin ich geneigt,
diese manische Farce gerichteten 
Stumpfsinns
seufzerbetört gut zu heißen -
wider Hellsicht,
Realitätssinn,
Erfahrung und 
intellektuelle Redlichkeit.

Für Mokr (Trias, 46) (3123)35

Wenn du jetzt hier wärst 
konsumierte ich 
dein tieftraumfeines Schamland, 
um in deinem Leib 
Lust als Sinn zu ergattern, 
nachtlang lallend ihm Lügen.
Hält er doch alles bereit an Drogen,
was ich, 
entlastungslüstern, 
weil überwach, 
jetzt bräuchte, 
Wir und Welt 
zu verhehlen mir,
in dir dionysisch umnachtet.

Einsamkeit (3124)36

Ich würde sie zuletzt vermissen,
weil sie mir all die Geisteshorte schuf,
die nötig waren, auf Distanz zu halten,
gesellschaftliche Hysterien:

Dass man der Tugend sollte sein beflissen,
genau befolgen deren hehren Ruf,
denn Tugend müsse über alles walten;
auch subjektive Aporien*.

Indes ich halte gar nichts von Moral:
Sie ist ein Sammelsurium von dreisten Lügen,
zuletzt nur ein Verdummungs-Tribunal,
das Abschaum lässt und Kriminelle siegen. 

Das hab ich dank der Einsamkeit erkannt.
Und nur in deren Schutz kann man's erkennen.
Von Gier nicht, nicht von Macht gebannt:
noch all der Niedertracht in diesem Selbstsucht-Rennen. 

*Aporie griech: Ratlosigkeit, Verlegenheit, Ausweglosigkeit

Entblößtes Vergeblich (Trias, B, 58) (3125)37            

Ihr mögt verlästern meine Gedichte mit boshafter Tücke; 
doch entgehen dem Sog ihrer Entlarvungskraft nicht.
Nicht dem Genuss entschiedener Einsicht, 
begrifflicher Härte,
nicht der klärenden Kraft trancehafter Hellsichtbilanz.
Ein Epigone bin ich gewiss, 
überflüssig, es zu sagen.
Pflege ich doch, gefasst, Bindung zu Anfang und Ziel:
Frühesten Frühs und spätesten Späts 
entblößtem Vergeblich, endlos schöpfend Gewalt, 
ohne dass Schuld es je kennt.

Leibsuchtvirtuos/Für… (Trias B, 57) (3126)38       

Jetzt, da sie fort ist, begraben vor Wochen schon, 
wächst das Bewusstsein leisen Verlustes bei mir, 
unfähig sonst zu bereuen -
auch nur zu merken, dass jemand fehlt; 
steht mir doch niemand so nahe,
dass mich berührte sein Tod, 
gleichgültig mir bis ins Mark.

Anders bei jener, die hartnäckig war,
resolut und entschieden,
drängte sich auf mir subtil, 
deutend die Leibsucht als Recht
jeglichen Alters, befohlne Natur, 
die sich durchsetzen müsse,
Liebe bekannte als Drang, 
gar doch Jahrzehnte ihr Zweck.

Trieb selbst benannte sie Gott, 
paradox zum Beweis ihn erklärend
für der Erotik Substanz, 
alles bewahrend in sich.

Soll nun auch ich ihn Gefäß, 
das als Urgrund er sei, benennen?
Hätt sie’s verdient doch, sie, 
der Quell samenverströmten Gebets!

Missernte (Trias B, 56)  (3127)39

Nicht mehr fähig,
meiner Gleichgültigkeit 
euch gegenüber 
Ausdruck noch zu verleihen,
pflücke ich Stillen herab
aus eurer lärmenden Öde,
herauf aus dem Stumpfsinn,
den ihr geschaffen,
endlich 
- dann geborgen -
ihm ganz zu verfallen.

Liebe? (Trias, 53) (3128)40

Eine Religion werde ich 
nicht draus machen,
noch der Liebe 
willkürgedopte Ideologie
lallend bedienen.

Nicht einmal 
ein nächstes Mal
werde ich 
dir versprechen.

Aber ich fiebre entgegen,
so gierig wie haltlos,
deinem willigen Körper,
ihn dumpf beglückt
zu verzehren.

Pleonexie verstrickte Verrohungs-Wichte (Trias, B, 52) (3129)41

Allein wer ließe sich schon,
halbwegs auch nur bei Verstand,
vereinnahmen durch
Selbstwertverklärung,
Verwahrlosungssucht und
leerformelvages Verzückungsgeplänkel 
spaßversiegelter Verfügungsdespotie?

Niemand doch,
so er luzide die Fakten sichtet,
erkennt so 
die Augenblicksgebundenheit
jeder verbrämten Vollendung.
Sei wortmagisch sie,
erotisch,
ästhetisch,
sei metaphysisch 
sie auch.

Immer jedoch jenseits jener
weinerlich welttrivialen
Deklassierungs-Vasallität
pleonexieverstrickter
Verrohungswichte.

Dennoch (Trias B, 51) (3130)42

Nichts, was mir lieber und wichtiger wäre als, 
abseits von euch, ganz mir selbst und meinem Diktat 
näher zu leben, euch fern;
meiner Magie von Verblendung, wie’s Herkunft und Zufall entschieden,
rücksichtslos fordernd, befolgt, wirklich zu werden als Selbst.
Glaube ich keineswegs doch an was eure Geborgenheit ausmacht:
Alles sei sinnvoll und frei handle man, wenn man nur wolle,
Herr und Gestalter des eigenen Daseins und Denkens vorm Umstand;
Schein wie der Traum ist’s von Sinn, 
leer wie der Glaube an Gott.
Wir sind gewiss nicht erwählt, auf Besonderheit Anspruch zu stellen,
vielmehr genetischer Drang, Sternenstaubs Nebenprodukt;
Biomonaden, sozial sich verortet bekämpfende Affen,
ziellos Gewalt und Behelf, Zeit und Bedürfen nur Los.

Dennoch erträum Exzellenz ich mir, 
höher als Ichknecht zu steigen,
Geist und Verfeinerung Sieg über mich 
klug zu gewährn.

Sprache (3131)43

Selbstvergewisserungschance.
Innenweltbündelung in Zeichen-
Wort- und Regel-Bewusstsein.
Bedeutungsschein, Verströmungstrance.
Ein Leben lang allein
in dieser Traum-, 
Fiktionen- und Vergängnis-Brache.

Für … (3132)44

Dich noch mal wieder sehn? Indes: Wofür?
Da schlüge doch nur Fremdheit uns entgegen.
Zwei alte Körper träfen sich, zwei graue Häupter,
vielleicht sich zu erinnern an manch liebes Wort.
An manche Lust gar, der die Welt zerstob,
von Freuden übersät und von Bewusstseinstrüben.
Die tief war, asozial und zügellos.
Unwiederholbar jenen jetzt, weil längst verfallsgeplagt.
Und hässlich auch. Das ist der Körper Los.
Und doch ist’s so, dass ich noch ungetrübt
an deines Leibes Pracht mich ganz erinnern kann.
Noch fühlen kann, wie ich, vor Sehnsucht krank,
zu deinen Feuchten aufschrie:
Diesen gierig-indiskreten,
Erlösungs- und Vollendungs-Lethen …
Warst du mir doch des Geistes Stoffgebilde,
aus dem Materie und Götter rannen,
vereint, dich mir 
als Sinn-Gral-Existenz zu schenken.

Prosafetzen (88,1) (3133)45

Einen Abend inszeniert verfänglicher Selbstdarstellungen.
Gerichtet auch gegen den entnervenden Kampf
um die alltäglich lähmende Bedeutungslosigkeit
spröder Büroschemen.

Aber nicht gegen Behelfs-Kreatürlichkeit,
die einen fortreißt in geile Vergnügungen
frontkapitalistischer Orientierungslosigkeit.

Glücklich vollendet im Augenblick des Wahrnehmens,
trostsiech verfallen zu sein
zeitgeistgebotener Entlastungslust.

Prosafetzen (88,2) (3134)46

Ein paar Lust verwobne, 
wunderbare Stunden,
wenn man nicht 
die misstrauensschwangere Fremdheit
und das subtil anonymisierte 
Sich-Verfehlen 
zweier haltlos in sich gefangener, 
konsumdiktatorisch 
ihrer selbst beraubter Tauschheloten* 
faktensüchtig 
mit ihnen verrechnet.

*Heloten: Staatssklaven im antiken Sparta

Prosafetzen (88,3) (3135)47

Komm wieder!
Eine Lust zu verrätseln,
die sich selber 
als diese nicht will,
zerschellend am Wortmohn 
existenziell entspurten
Selbstbestimmungsgelalles.

Prosafetzen (88,4) (3136)48

Ein hasserfüllter 
Geschlechterkampf
wäre mit mir,
begreife das,
von vornherein 
erst gar nicht zu führen.
Wüsste ich doch
in jedem Augenblick
um seine unserer 
beider Verfügung 
entzogenen 
überindividuellen 
Pseudo-Ursachen.

Fundamental-Nachteil (60/3137)49 

Mein Leben lang verfügte ich
- man nenne es pathologisch -
über ein filigran feines Gespür
für Phrasen, Leerformeln,
ideologisches Berückungs-Palaver,
Intellektuellen-Leerformeln
und metaphysisch gewendetes 
sich selbst Anraunen und Überhöhen -
Ein nicht zu kompensierender 
existenzieller Fundamental-Nachteil
im Ringen um Pseudo-Sinn,
Anerkennung, Überragen,
Prestige, wirtschaftlichen Erfolg,
Geselligkeit, Zuwendung
und sexueller Attraktivität.

Erfahrungen des Immergleichen (3138)50

Es sind dieselben Winde,
es ist dasselbe Rauschen:
Vergeblichkeitsgebinde,
die tote Dinge tauschen.

Es sind dieselben Bläuen,
vom selben Weiß durchzogen.
Sie stehen ohne Reuen,
von keinem Gott gewogen.

Es ist dasselbe Ahnen 
halluzinierter Spuren:
Es ist sich Deutung bahnen
im leeren Lauf der Uhren.

Formen der Schande/Sonett (3139)51

Es war zu früh zu viel, was da bedrückte:
Alkoholismus, Adipositas,
das Minderwertigkeitsgefühl als Maß
der Asozialität: in Angst erstickte.

Da hetzte Scham, die stündlich sich erblickte
in Fremdgesichtern wie in Spiegelglas.
Woraus sie Rohheit und Verachtung las
und Einsamkeit verhängende Verdikte.

Wie ich das aushielt, ist nur schwer zu sagen.
Nun Sommerbläuen, Felder, Phantasie
und kleine Tiere, die so zärtlich tragen:

verschafften Kräfte gegen Menschenvieh
und seine wirren Unterschichtenlagen.
Von mir begriffen dann bis in ihr Wie.

Ideologische Plumpheit (3140)52

Man wird die eigne Herkunft nie mehr los.
Versuche, was auch immer.
Man bleibt in ihrem Seelen-Schoß.
Betrügt sich umso schlimmer,
wenn man mit Weltanschauungsphrasen
sich raus zu retten meint.
Und’s doch nur schafft, sich anzumaßen,
dass man sich wortwirr selbst verneint.  

Erinnerungen an „Lola“ (3141)53
(R. E., 1966, Autohaus I. in Ludwigshafen am Rhein)

Er war die Betriebsnudel.
Alle nannten ihn Lola.
Er gehe so tuntenhaft, hieß es.
Er spielte mit, ließ sich jede Bosheit, 
jede Verunglimpfung,
jede Beleidigung 
und jede Erniedrigung gefallen.
Zumal sie meistens 
in leutselig-witzigem Ton
vorgebracht wurden.
Aggressionen und Rohheit 
waren tatsächlich selten.
Ein hässlicher, unsicherer, 
wohl auch radikal vereinsamter Mensch.
Wahrscheinlich dachte er sich,
es sei besser, 
menschliche Häme zu ertragen,
als nicht mal mehr diese Art 
von Beachtung geschenkt zu bekommen …
Besser Betriebs-Mob-Objekt 
als gänzlich unbeachteter Niemand.

Ich jedenfalls lernte da eine ganze Menge.
Vor allem bestätigte sich mir
mein längst fertiges Menschenbild:
Dass wir schamlos sind, niederträchtig,
uns auf Kosten anderer amüsieren;
amoralische Täuscher, 
unfrei, selbstsüchtig ohne Wahl.
und existenzfeige Faktenverweigerer.

Antagonismen (3142)54

Dass diese Todessehnsucht in mir sei,
die wuchs und lockte und noch immer zieht,
versprechend Untergang in Einerlei,
wo weder Wir noch Du noch Ich aufglüht,
das ist gewiss. Sie war schon sehr früh da
(von Kindheit an hab ich um sie gewusst;
und dass sie brächte mich dem Frieden nah,
den man erkaufen muss durch Selbstverlust).

Indes war stärker noch der Wille zu verstehen,
was es denn auf sich habe mit was Dasein heißt.
Nun dies: 
Es ist ein kompliziertes Stoffgeschehen,
das als Verhirnungs-Zufall seine Possen reißt.
Doch nicht Moral, nicht Güte, Freiheit kennen kann:
Antagonistisch unlösbarer Bann,
sich in die eignen Fallen dann zu gehen,
wenn Ratio auf sich selbst verweist.

emotionenbewirtschaftung (3143)55

sterilbanal
phantasielos
bilderbrünstig
nutzentrunken
frigide
behelfsgeil
effekthörig
technophil
und formelsakral 
das verfahrensgewitzte
subjekt
bedeutungsbrachen 
umgeifernd
blindwütig börsenfreak
digitales Entwurzelungskichern

SMS//Zufällig aus einer Papierhalde gezogen (3144)56

Aufgerieben 
der kommandierenden 
Ökonomisierung,
verweigert sich das Selbst
(das kantische qua Würdeträger)
im magischen Strudel 
eines depersonalisierenden
Subjektivismus,
Fluchtzentrum 
der Markt-Helotie 
desorientierter 
Vollzugs-Iche.

Ungreifbares (3145)57

Müsste ich zusammenfassen,
was ich lebte und erfuhr,
müsst ich manches offen lassen:
Sah ich Perspektiven nur?
Schob mich Wunschtraum?
Ein Konstrukt?
Hielt ich hoch mich, Wert verwoben?
Habe ich mich Macht geduckt,
deren Selbstzwang auszuloben?

Auch muss ich mir eingestehen,
dass ich’s gar nicht wissen kann.
Selber Meister im Verdrehen,
tat ich’s nicht nur dann und wann.

Letztlich laufen ineinander 
Faktenwelt und Sollen.
Ein den Hirnen eingebrannter
Traumweltkosmos schwarzer Stollen.

Verschweigen eines Offenbaren (3146)58

Diskret in Nischen höre ich mich um.
Nach Halten. Doch ich weiß,
ich drehe hilflos fort mich nur im Kreis:
Um mich als Individuum.

Zumal man aufreibt die Person,
bezugslos und ersetzbar macht.
Zum Reizeffekt, Narziss und Gleichungsklon,
der, lustbetont, sich schon von selbst bewacht.

Verlässlich gegen alles steht,
was Lenkung und Entmündigung entlarvte.
Devot ein konsumistisches Pamphlet
als Flutungskick für seelisch-geistig Unbedarfte.

Doch das behalte ich für mich.
Besagen doch die Eingebungen:
Dass vor sich selbst gestellt, versagt das Ich.
Allein in Ding sich spiegelnd sich gelungen.

ZINSJA (168) (3147)59

Die Spuren Gottes 
suchen sich selbst.
Wissend,
wo sie verlaufen,
schweigt es sie an,
mein Sinn 
und Hoffnung
entwöhntes Gehirn.

Den hingeschiedenen und fernen Lieben/Sonett (3148)60

Mehr gibt es nicht als ein paar stumme Blicke,
die sich diffus per Zufall uns gewähren.
Die weder Dauer kennen noch Versehren.
Sich selbst nur schenken wollen ohne Tücke.

Die Trance verwoben suchen solche Glücke,
die nicht aus Zeitgeiststeuerung sich klären.
Naive, die sich werdend schon entschweren.
An Flüchtigkeit gebundene Geschicke.

Wer die Erinnerung an solche Weisen
von lieber Trauer hegt bis an sein Ende,
dem werden sie auch spät noch Sinn beweisen.

Es waren sie doch: scheue Seelenbrände,
die aufrecht hielten im absurden Kreisen
um die Miseren dieser Formelblende.

Einer wie ich (3149)61

Säße auf ich diesem Spaßkult-Feld?
Ganz gewiss nicht: unterschichtenschlau.
Meid auch dieses Bürgerkunden-Zelt:
Ich-Kult und Prestige-Radau.

Weshalb mir folglich Freiheit wächst.
Doch diese meint hier: Einsamkeit.
Die mir stets dient als Daseins-Text:
Als Unabhängigkeits-Geleit.

Glaube ich etwa an Glück und Sinn?
Nein. Auch nicht an Verstand und Macht.
Leb still erwartungslos dahin.
Nur sterben möcht ich einst ganz sacht.

Die nach uns (3150)62

Uns werden sie verfluchen,
die nach uns,
als Konsumabschaum,
als gierig und charakterlos,
als schäbige Narzissten
der werteprallen Hämen,
ergeben einem Spaßalptraum 
von geistigen Eunuchen,
des Stumpfsinns Analysten,
erpicht,
sich zu entschämen …
Des Wohlstands Knechte …
ohne Maß und Floß.

Schicksal (3151)63

Irgendwann kann man 
Schweigen und Einsamkeit
nicht mehr aufbrechen.
Mehr und mehr dann
begreift man sie notwendig
als substanzielle Bestandteile
der eigenen Person.
Und begegnet dem,
was sie gefährden könnte
- den gängigen Grundlagen 
des Menschlichen -
mit Ablehnung, Misstrauen
und sophistisch subtil 
sich selbst rechtfertigenden
Lebenslügen.

Gleichgültigkeit III (Trias A, 80) (3152)64

Ich hab die Welt nun mal 
als sehr gemein erlebt.
Das lässt sich nicht mehr ändern.
Und dass sie selbst sich untergräbt …

Heißt in der Konsequenz,
dass sie mir schnuppe ist;
und folglich nach mir mag
wie immer leidend kentern.

Die Liebe in diesen späten Zeiten (3153)65

Die Liebe in Zeiten,
die‘s Erleben vergotten,
in Zeiten, da Menschen
geistig verrotten,
indem ihre Selbstsucht 
sie umflattern
wie auch das Licht 
die hilflosen Motten,
ihre Körper zumal 
reduzieren auf Sachen,
so mehr und mehr auch
zu Waren sie machen,
um so dann
manch eine Lust zu ergattern.
Wie manche der Stars,
der outfit-Fellachen,
die sie bewundern,
als Vorbild anlachen …

Was könnte sie sein noch,
trotz ärmlicher Sprache,
nicht greifend das Joch 
ihrer eigenen Brache …

Event oder Kick?
Inszenierungs-Ekstase?
Womöglich auch nur 
eine Hülse und Phrase?
Was also noch,
wenn Kundengeschick
geht mehr und mehr auf
einer Leerformel-Blase?

Mystische Indolenz (Trias C, 34) (3154)66

Es gibt Stunden,
da ist man so einsam,
dass man sich nicht einmal wehren würde,
griffe einen jemand  
selbst gewalttätig an.
So gleichgültig ist man,
wenn man,
sich selber entglitten,
die unheimliche Fremdheit der Welt 
als wesenhafte begreift.

Von der Schwermut (3155)67

Ich habe sie als Kind schon unterdrücken müssen.
Und eine Psychen-Last blieb sie mir lebenslang:
Sozialer Stachel, der verängstigt andere,
sie seelisch aufreibt und mir dann entfremdet.
Als ob er mir beföhle, sie zu distanzieren.
Resignation mich überlassend in Zerrissenheit.

Schon früh warf sie in tränenlose Einsamkeiten,
mit ihr zugleich durch Herkunft groß gemacht und Los.
Und beide offenbarten Mitmenschtum als Last,
das es mir drastisch war und immer bleiben sollte:
Als Indolenz gewahr, Affektfrigidität und Gier.
Was mir benahm die Fähigkeit zu Illusionen.

Wer die nicht hat, der wird sich selbst im Stich dann lassen,
sozialer Abwehr hörig, innenweltbedrückungssüchtig
vor nagender Verdrängung durch Vergeblichkeit.
Als überstrahlte da ein Unschuldsschein das Ganze,
es als absurdes Kinderspiel mir zu entlarven
und unabänderlich perfide Barbarei.

Auflösung II (3156)68/Variante zu (53/2737)

Sogar die Trauer wird sich schal,
entkernt und trivialisiert.
Von dem, was dauernd hier passiert:
Verdumpfungsdruck durchs Kapital.
Qua Technik-, Wissenschafts-Komplexität.

Was macht, dass Scham noch implodiert,
weil man die Achtung vor sich selbst verliert
und so sich williger verrät.

Doch Schuld hat niemand.
Ist hier doch basal
der Mensch in seinem Kern berührt,
der Mensch in seinem Spät.
Auf seine Weise 
tauschperfekt vertiert.

Sich selbst unverfügt I (ἄνϑροπος ἀμήχανος*)/Sonett (3157)69

So haltlos ausgeliefert doch Neuronen
und hilflos treibend durch abstrakte Welten,
mir Spaßtrance zu ergattern und dies Gelten,
das grad Versagern aufsetzt Nimbus-Kronen,

weiß insgeheim ich, dass das sind Fiktionen,
mich Marktmonade gängig zu bezelten
mit Phrasenmohn und Idealgemälden,
mir auszudünnen die Gewissenszonen.

So nur auf Tausch und Lust noch ausgerichtet,
erfühle ich die Bodenlosigkeiten:
Dass ich Erbärmlichkeit bin aufgeschichtet

an diesem Ort gewissenloser Heiden,
die, metaphysisch tot und ungewichtet,
human verdorren werden ohne Leiden.

*Griech:: Rat- und hilfloser Mensch

Sich selbst unverfügt II (ἄνϑροπος ἀμήχανος)/Sonett (3158)70

Rein faktisch bin ich doch Verwertermaß,
ein Stoffgebilde, Märkte zu bedienen.
Die anonym es führen auf den Schienen,
zum Endziel für es hin: Erlösungsspaß.

Das höchste Dasein, das sich aus es las.
Dafür bereitet sind ihm alle Klinen*,
zu prahlen auf imaginären Bühnen,
es sei Vollendung. Ja, noch mehr als das!

Indes ich längst mich musste dran gewöhnen,
es seiner selbst nicht mächtig zu betrachten:
Es kann nicht Geist und Intellekt versöhnen,

nicht auf Vernunft und zugleich dies noch achten:
Natur entlaufen, sich es nicht zu schönen,
dass es muss Technik, Wert und Scheinsinn frönen.

*Kline griech.: eine Liege

Sich selbst unverfügt III (ἄνϑροπος ἀμήχανος)/
Sonett III (3159)71

Schon früh hab ich mich damit abgefunden
- warum ich’s konnte, weiß ich freilich nicht -:
dass wir nur beben unsrem Selbstgewicht
und so uns legen unbemerkte Lunten.

Auch unvermeidlich von uns selbst geschunden
verfallen dieser Mängel Wesensschicht:  
Der Selbstverblendung und dem Geistverzicht,
Realitätsverweigerung verbunden.

Wir haben freilich nicht die Kraft zu sehen,
dass Glück für uns es gar nicht geben kann;
noch Sinn; noch irgend Wert, der durch sich hielte.

Wir müssen als zerrissen uns geschehen,
von Trance geschoben und von Faktenbann.
Als ob nur Gram und Zufall mit uns spielte.


 

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