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Nach diesen Bemerkungen nun zu meinem Verhältnis zur Demokratie:
(21) Was erwarte ich für mich selbst von einer Demokratie, und was sollte ich meinerseits für ihren Bestand leisten, um überhaupt Erwartungen an sie stellen zu können?
Dass ich, was diese Fragen anbetrifft, mich von meinem Selbstinteresse leiten lasse, sei vorweg gesagt, zumal die Gesellschaft in der ich lebe - in meinen Augen: einer tendenziell autodestruktiven, zumal in mancher Hinsicht verantwortungslosen Verwahrlosungs- und also Niedergangsgesellschaft im umfassenden Sinn, wobei ich davon ausgehe, dass das eher „systemgenerierte“, die Individuen „vor sich her und aus sich selbst treibende“ = sie psychoethisch entmächtigende Phänomene sind, als dass diese, die Individuen (gleich auf welcher gesellschaftlichen Ebene, auch der politischen), sie absichtlich überlegt, geplant und wissend, was sie tun, provoziert hätten - … zumal die Gesellschaft, in der ich lebe, ich wiederhole es, immer mehr antidemokratisch sich entwickelt/wirkt, etwa - es gibt da mannigfaltige Gründe, warum - weil einer wachsenden Zahl von Individuen, die diese Gesellschaft ausmachen, mehr und mehr die grundlegenden Stabilisierungskräfte fehlen (die kulturellen, geistigen, intellektuellen, charakterlichen, überhaupt die per se antinarzisstisch wirkenden Bildungsvoraussetzungen, Selbststeuerungsfähigkeit voraussetzenden Selbstansprüche: ja: die Selbstverfügungsgewalt abhandengekommen ist, die doch die unbedingte Voraussetzung dafür ist, sich selbst so umfassend und tief zu begreifen, dass man sich ein realistisches Bild der eigenen existenziell-personalen Gegebenheiten zu machen fähig ist, also fähig ist, zu begreifen, wann und wodurch man sich selbst betrügt, verrät, verkauft, also: aufgibt, also individuelle sittliche Voraussetzungen, die doch, zumindest potentiell, gegeben sein müssen, um eine demokratische Gesellschaft überhaupt „umtreiben“ zu können“. Die Aufrechtererhaltung einer demokratischen Gesellschaft sehe ich, Sa., jedenfalls mehr und mehr in Frage gestellt durch das Versagen der politischen Funktionselite (Wirklichkeitsverluste, Tugendmonomanie, ideologische Verblendung, Halbbildung, Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit, was z. B. die Infrastruktur des Landes angeht usw.), aber auch durch den massiven Verfall ethischer Selbstverpflichtungsmächtigkeit seitens einer erlebnisdekadent-circensisch-eskapistisch sich gerierenden Bevölkerung; insbesondere aber auch durch deren heimliches Credo, dass Wohlstand überhaupt und hedonistische Wohllebensintensivierung so etwas wie Lebens-Glück oder gar -Sinn dauerhaft zu vermitteln geeigent wären; sind sie nicht; im Gegenteil ...
Also
(a) Ich möchte frei meine Meinung sagen dürfen, vorausgesetzt, dass ich diese sachlich begründen kann. Mit dem Ende der Demokratie wäre mir jedenfalls alle geistige Selbstverfügung genommen, d. h. ich würde intellektuell und psychisch verkümmern
(b) Indes schwände auch umgekehrt mit einem massiven wirtschaftlichen Niedergang die Demokratie, die als die gegebene nur funktionieren kann, wenn die Staatsbürger keine allzu bedeutenden Wohlstandseinbußen hinnehmen müssen: Die bestehende Demokratie ist nicht geistig-kulturell, sondern ökonomisch fundiert; soll heißen, weder die verantwortungslos-mittelmäßige, primär nur an Macht interessierte, sich lediglich dauernd gegenseitig bekämpfende und kaum verständlich machen könnende, schlagwort- und leerformelarrogante, zumal empathiearme politische Elite noch die Wohlstand und Wohlleben als Erlösungs- und Sinngebungs-Instanzen verinnerlicht habende Staatsbürgerschaft/Wählerschaft/Bevölkerung sind intellektuell-sittlich, d. h. geistige Demokratie-Stützen. Indes das muss man sein, um zu
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begreifen und zu wissen, was warum zu erhalten, zu festigen und zu verteidigen sich (gerade auch für einen selbst) unbedingt lohnt. Ich selbst habe daher (aus rein pragmatischen Gründen des Wissens um die realen Möglichkeiten) zunächst einmal größtes Interesse daran, den an sich objektiv destruktiven, weil unweigerlich in einen Trivial-Nihilismus führenden - schon geführt habenden -, Kapitalismus als Wohllebensmaschinerie nolens volens hinzunehmen. Ich selber habe daran größtes Interesse? Warum? Nun aus rein ichsüchtigen Motiven: Ich weiß, um es prägnant zu sagen, dass primär Wohlstand der Garant einer Wahrung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist /sein muss, während eine „nur“ geistige Bereitschaft einer solchen Wahrung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit das eher nicht leisten kann - einmal abgesehen von unserer wesensfundierten Substanzirrationalität, zu der auch das Geistige eine enge Affinität aufweist; Demokratie aber ist vor allem - primär - fundiert in einem pragmatisch-rationalen Egoismus. Jedenfalls will ich nicht, auf keinen Fall - ich sagte, warum -, dass diese Demokratie - sie mag noch so fragwürdig sein - untergeht
(c) Das will ich auch und vor allem deswegen nicht - gewiss: ein typisch „subjektivistischer“ Anspruch meinerseits, für den der Staat selbstverständlich nicht zuständig sein kann -, weil ich mein Leben möchte führen können, so wie ich es m u s s; in meinem Fall: geistig ausgerichtet, d. h. auch: einsam, abseits, gleichgültig gegenüber einer sich zunehmend selbst hysterisierenden, auseinanderdividierenden und herabwürdigenden Gesellschaft, also deswegen auf keinen Fall bereit bin, mich betreffen/einschränken und gefährden zu lassen von den Verfehlungen einer Polit-Elite, die - karrierenarzisstisch, also auch empathieunfähig und zugleich „missionarisch moralklerikal“, ihrer Effizienz und Machtfestigungs-Potenz benommen: der Narziss ist notwendig das Opfer seiner selbst, was in politischer Hinsicht ipso facto einer Machtschwächung (könne er auch, wie in den USA, von seinem Schauspieler-Charisma profitieren: auf Dauer wird sich sein Gehabe destruktiv auswirken, eben weil es im Kern unpolitisch ist) gleich kommt - selbst ideologisch-weltanschaulich-wirklichkeitsfremd agiert, zumal primär - ich sagte es schon - nur auf Machterwerb und -erhalt aus ist, also eigentlich schon deshalb politisch(!) inkompetent ist, aber auch deswegen, weil sie teils tugendnaiv, teils mittelmäßig-seelenarm-reflexions-bieder, sich einer ihrer zentralen Aufgaben entzieht: sachlich-verantwortlichem Handeln - ob innen- oder außenpolitisch, ob sozial- oder wirtschaftspolitisch usw. - zum "Wohle des ganzen Landes"*, was vor allem heißen soll: traumtänzerisch weltfremd (wirklichkeitsblind Fakten ignorierend) sich realpolitischem Machthandeln entzieht, das entsprechend erklärt, begründet, nachvollziehbar zu vermitteln wäre - eine Polit-Elite, der indes freilich oftmals ganz schlicht die sprachlichen/rhetorischen Mittel fehlen, ihren Aufgaben gerecht zu werden); eine weitere Aufgabe wäre in meinen Augen die: dass sich die demokratischen Parteien endlich der Tatsache beugen, dass sie selbst es waren in den vergangenen Jahrzehnten, die mit ihrer so typischen Feigheit, ihrem Laisser-faire, ihrer Machtarroganz, ihrer Gesinnungseitelkeit, Hybris, ideologischen Arroganz und der Halbbildung ihres Personals die Kräfte, die von gesellschaftlichen Autodestruktionsprozessen profitierten, wesentlich selbst mitgefördert haben (zumindest die, die von rechten, linken und religiös-fundamentalistischen Strömungen ausgehen), Strömungen, die inzwischen offenkundig Anhängerschaft bis in die Mitte der Gesellschaft gefunden haben und die wertsouverän geistig argumentativ wieder in ihre Schranken zu weisen den etablierten demokratischen Parteien offenbar auch die Macht des Wortes, die Hochkulturbildung und überhaupt die selbstanspruchsmächtige Substanz abgeht, einmal abgesehen davon, dass sie auch die Mittel der Justiz beschnitten haben.
Kurzum: Ich fühle mich insofern als Bürger dieser Gesellschaft von den demokratischen politischen Parteien nicht nur, was die Wahrung der Demokratie, die ich für entscheidend halte, anbelangt, im Stich gelassen: Ich kann mit ihnen noch nicht einmal mehr
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etwas anfangen: Ihr - zumal als das einfältige, spracharm unterfütterte - Gehabe eines Teiles ihres Personals stößt mich ab.
(d) Ich möchte die politischen Parteien, den Kapitalismus, die wohllebensintrigante Gesellschaft und ihre Lebenslügen - auch scheinbar radikal, weil und indem ich diese als solche entlarve, kritisieren dürfen (dass dies vergebliche Mühe ist, weiß ich selbst; aber immerhin entlastet es mich ein wenig, mich wenigstens nicht selbst belügen zu müssen; das ist das Mindeste, was man von sich selbst verlangen kann (jedenfalls dann, wenn man noch nicht so weit heruntergekommen ist, dass man den inneren Befehl dazu gar nicht mehr verspürt). Damit deute ich eines - in meinen Augen- der größten Probleme unserer Zeit und Gesellschaft an: Das Schwinden dessen, was Freud Über-Ich nannte, soll heißen: das Verkümmern/Verdorren/ Versiegen des Gewissens (ja: überhaupt jeglicher sittlicher Selbststeuerungs-, Selbstzurücknahme- und Selbstverpflichtungswillig- und -fähigkeit). Nicht nur bei den Mitgliedern der Funktionseliten (insbesondere der politischen, wirtschaftlichen, intellektuellen und kulturellen), sondern bei den Menschen aller Gesellschaftsschichten - was mich veranlasst, die Frage zu stellen, ob diese Gesellschaft überhaupt noch demokratiefähig* und -willig ist. Indes - ich sage es nochmal -verwunderlich ist das letztlich alles nicht.
Anm.*: "Zum Wohle des ganzen Landes" … Einer meiner vielen Ansprüche, von denen ich nicht lassen kann, obwohl ich weiß, dass es sich bei diesen Ansprüchen um solche handelt, auf deren Einlösung ich mitnichten rechnen kann: um Ansprüche, die in einer Konsumdiktatur schon deswegen gar nicht mehr einzulösen sind, weil es in einer solchen überhaupt keinen Konsens mehr geben kann, was denn z. B. dieses „Wohl des ganzen Landes“ wäre.
Des Näheren:
(1) Die Menschen in einer Konsumdiktatur sind metaphysisch unbehaust, auf sich selbst zurückgeworfene, orientierungslose Selbst- und Gesellschafts-Spielbälle, die mit jedweder asketischen (alle Moral ist asketisch, soll heißen: selbstinteressebeschränkend; man vergleiche oben die Kantische Ethik) Moral überfordert wären: Sie müssen sich um sich selbst betrügen, um sich verhehlen zu können, dass sie sich selbst nicht selten nur noch als Waren ("Leib-Einheiten",also wäre der Leib die Person) gerieren. Und selbstverständlich trifft man nach wie vor Leute, die das eben Gesagte Lügen strafen; indes es werden immer weniger.
(2) Die Menschen in einer nihilistischen Konsumdiktatur sind schon deshalb tendenziell amoralisch, weil sie das sein müssen, um sich gegenseitig ihrer Selbstverwirklichungs- und Selbstwert-Phantasmagorien zu versichern; soll heißen: sie müssen auf systemvermittelte Selbsttäuschungen und Lebenslügen zurückgreifen, um sich diesen entsprechend um ihre Lebensrealitäten herum zu phantasieren. Zumal sie, diese Menschen, nicht mehr über einen wertkulturell vermittelten Selbstabstand verfügen: sie sind durch und durch psychoethische „Systemabkömmlinge“; und nur als solche sind sie gefeit vor sich selbst .
Amoralisch? In der Tat: Die heutigen Menschen sind, um sich selbst halbwegs im Lot zu halten/wieder ins Lot zu bringen (das Alltagsleben "laugt aus"), angewiesen auf einen „erlösungsträchtigen“ Erlebniskonsumvollzug; und dieser - ein selbstverständlicher Anspruch, für den man bezahlt hat - vollzieht sich dementsprechend selbstherrlich -unbedacht-rücksichtslos (Stichwort: ichsuchthedonistisch-spaßmonadisch-egozentrisch-lustausbeuterisch) - einmal abgesehen von den ökologischen Folgen. Jedenfalls ist es nicht übertrieben
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wenn ich oben von Amoral rede: Diese ist ein Faktum, zumal sie - um es frei herauszusagen - systemimmanent ist; und zwar notwendig. Soll auch heißen: Die Menschen vollziehen sie, diese Amoral, sozusagen als Systemagenten. Ich behaupte ja nicht, dass die „amoralischen Individuen“ ihre Amoral absichtlich, aus Bosheit, Egoismus und absichtlicher Gleichgültigkeit an den Tag legten; ich behaupte nur, dass man sich dieser kaum entziehen kann; auch weil die modernen Gesellschaften in dieser Hinsicht (der einer halbwegs intakten Moral) die Menschen, was ihre Selbstregulierungskräfte betrifft, immer mehr überfordern:
Die Menschen dürfen und können sozusagen nicht mehr in sich selbst verweilen, permanent heimgesucht von Reklame, "news" (freilich nur negativen), circenes (Fußball, Olympiade etc.); sie werden ihrer individuellen Innerlichkeit beraubt, um diese durch eine desorientierende und zugleich sensationslüsterne zu ersetzen: Das läuft hinaus auf ein implizites Heiterkeits-Verbot, zumal es die deutsche "Tiefen"-Tugend nicht erlauben will, sich zu freuen, wenn andere doch leiden müssen ...
------------------------Ende der Anm.*
Anm.* Demokratiefähig/Demokratie:
Sollte die deutsche Gesellschaft - was ich allerdings für eher unwahrscheinlich halte; trotz allem, vielleicht „altersmilde“ „resignationsweise“; denn: wenn man den Tod vor Augen hat, verfällt man zuweilen einer allzu nachsichtig-wohligen Gleichgültigkeit, die vielleicht auch ein später Reflex ist auf die völlige Nichtigkeit der menschlichen Existenz, die bald los zu sein (durch den Tod) man vielleicht insgeheim erleichtert begrüßen mag -, also: sollte die deutsche Gesellschaft in sich zerfallen, in Mittelmäßigkeit versinken, gar durch welche Kräfte auch immer drastischer gefährdet werden, dann wird das zuletzt im Kern doch der massive geistig-kulturelle Zerfall (am offenkundigsten sich zeigend am Verfall der deutschen Sprache) einer ihrer selbst müden, infantilen, durch ihre sich selbst primitivisierende, naiv-weltfremd-ideologisch-politische Fiktionen- und Tugend-Trunkenheit bewirkt haben, der geistig-kulturelle Zerfall, der diese Gesellschaft in psychoethische Anomie stürzte, eine Gesellschaft, ihrer selbst mehr und mehr entglitten, eine Gesellschaft von sich selbst kaum noch tragen, steuern und stabilisieren könnenden hochemotional-missionarisch-clownesken-erlebnisdebilen Wirklichkeitsverweigerern
---------------------------Ende der Anm.*
(e) Ich möchte beschützt werden vor jedweder Art von politischer Willkür: vor Verfolgung, Aggressionen, Gewalt, Mundtotmachung, Folter, Gefängnis usw., wie sie in Diktaturen an der Tagesordnung sind. All dem nicht ausgesetzt zu sein, sondern umgekehrt: rechtsstaatlichen Vorgaben unterworfen zu sein (die einzuhalten für jeden, der denken kann, selbstverständlich sein muss, weil er selbst der Profiteur ist) ist das, was die Demokratie so unvergleichlich wertvoll macht; auch dann noch, wenn sie bereits selbst (bis in die Justiz hinein) bedenklich korrumpiert ist (man sehe sich die US-amerikanischen Gegebenheiten genauer an, die freilich auch deswegen nicht abgestellt werden können, weil die z. T. krasse Irrationalität der amerikanischen Wählerschaft das verhindert (vgl. Christopher Lasch a. a. O., S. 120 ff: Politik als Schau-Spiel). Lasch spricht S. 121von der “Substitution von realen Ereignissen durch Scheinereignisse“, spricht von einer „Atmosphäre der Unwirklichkeit“, meint mit Recht „Wenn Politiker und Verwaltungsbürokraten nur noch darauf abzielen, dem Publikum ihrer Führungsqualitäten zu verkaufen, berauben sie sich selbst aller realen Maßstäbe“. Im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg seien „ganz elementare Prinzipien der Staatskunst außer Kraft“ gesetzt worden, „etwa die Meidung außergewöhnlich hoher Risiken, das Abwägen der Wahrscheinlichkeit von Erfolg und Fehlschlag oder die Vorausberechnungen der strategischen und politischen Konsequenzen im Falle einer Niederlage.“ Lasch sagt weiter, S. 122: „Das in vieler Hinsicht bedeutsamste Ereignis der Kennedy-Ära - ihr Höhepunkt, alles andere war nur Abstieg - war sein Amtsantritt, ein Schau-Spiel.“
Und weiter, S. 123 „Mit Nixon erreichte die Politik des Schau-Spiels einen tragikomischen Höhepunkt. Ohne jedes Interesse für Prinzipien und Programme, einzig getrieben von Ehrgeiz
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und einem vagen Widerwillen gegen das liberale Establishment der Ostküste, verwandte Nixon den größten Teil seiner Laufbahn darauf, ein Publikum mit seinen Führungsqualitäten zu beeindrucken.“ Und S. 125: „Der Verfall der Politik zum Schau-Spiel hat den politischen Entscheidungsprozess zur Reklame werden lassen.“
Was Lasch hier anspricht, bezeichnet auch das langsame Verschwinden der Demokratie durch:
(i) Entwirklichung/Fiktionalisierung/Show/Reklame
(ii) Digitale Selbstdarstellung, meint: Das sich arrogante Anbiedern an daueremotionalisierte Reiz- und Effekt-Belangte/sprachliche Impotenz (auch, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, eine Art Abwehrmaßnahme gegen die deutschen Konjunktive, überhaupt die so filigran-substanzfeinen Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache
(iii) Stargehabe/Selbstglorifizierung/Sich-in-Szene-Setzen bei minimalster Reflexions-Kompetenz/-Neigung/ Selbstbeweihräucherung faktisch mittelmäßiger Bewerber um selbst höchste Ämter
(iv) Halbbildung/Trickserei/Mangel an Lebenserfahrung/Ideologische Verblendung/Tugendhypertrophie/allfällige Politisierung der Moral überhaupt auf allen Seiten des Parteienspektrums (Polit-Klerikalismus)/Sozialstaatsallbeglückungsoffensiven usw. usw.
All das - und manches andere Bedenkliche - auf Seiten derer, die ständig das Lob der Demokratie im Munde führen, diese aber faktisch mehr und mehr durch ihr Show-Gehabe und vor allem ihre politische Inkompetenz massiv gefährden.
Indes ich doch vor einigen Tagen etwas Hoffnung schöpfte, dass es wieder aufwärts gehen könnte mit unserer Demokratie, dozierte doch im Fernsehen eine sehr bekannte Dame aus dem sog. Ethikrat: „Demokratie ist sexy“. In der Tat, das beschreibt sie erschöpfend. Ich empfehle indes jetzt schon Maßnahmen, um sie, die „sexy“ seiende Demokratie, vor sexistischen Übergriffen, primitivem Catcalling und all den anderen unzähligen Formen männlicher Triebknechtschaft zu bewahren. Vor allem aber bitte ich darum, jener Dame ihren Spruch zu verzeihen, denn sie verfügt über außergewöhnliche intellektuelle Fähigkeiten und Fachkenntnisse (das lässt sich leicht erkennen, wenn sie sachlich angemessen sich auslässt); abgesehen davon redet man ja selbst manchmal noch größeren Stuss als diese Dame, z. B. ich hier auf diesen Seiten, indem ich - genau genommen - nicht eine faktische Demokratie, sondern deren Phantom beschwöre.
Weshalb ich mich beeile, zu behaupten, die Demokratie unterliege notwendig - niemand trage Schuld daran - einem zunehmenden Selbstfiktionalisierungsprozess. Stimmt das? Aber sicher: Und wenn dieser nicht längst griffe, müssten wir uns um sie noch nicht allzu sehr sorgen.
Fakt ist: Die Demokratie ist die verletzlichste von allen Staatsverfassungen die am meisten gefährdete, eigentlich - paradoxerweise - die am meisten elitäre (sie setzt, um überhaupt funktionieren zu können, genau den Menschen voraus, der so überaus selten ist: den nicht korrumpierbaren, selbsterkenntnisfähigen und -willigen, machtwiderständigen(!), selbstverpflichtungsfähigen Menschen) - und: sie ist zugleich subjektiv nützlichste politische Fiktion.
Allein wie soll diese Staatsform Bestand haben, eine solche seiend eines Menschtums, das - niemand ist davon auszuschließen - aus Gehirn-Lakaien besteht: Nicht gut, aber auch nicht schlecht, sondern (so Robert Musil) liquide Masse seiend, nicht selten primitiv sich selbst verfallen, manchmal gewaltlüstern, öfter perfide, neidisch, korrupt, verlogen, unfest, immer auch unterworfen Ich-, Hab-, Macht- und Genuss-Sucht, krankhaft ehrgeizig, narzisstisch usw. usw.?
Zumal sie schon deswegen (von innen heraus) gefährdet ist, weil in ihr - und zwar je länger
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sie besteht, umso mehr - vor allem auch Halbgebildete, Charakterlose, Korruptionsanfällige, politisch Impotente, überhaupt ideologisch Verblendete, Seelen- und Gewissens-Arme, Gesinnungs-Arrogante, weltfremde Tugendpuristen und Reflexionsunfähige vergleichsweise mühelos hochkommen - und sei’s nur als Steigbügelhalter der Partei-Granden. Wie also soll sie bestehen, diese Demokratie, wenn es inzwischen den Parteien einzig um Macht, kaum um Land, Gesellschaft, Staat und Recht geht? Nicht gehen kann, weil sie nur auf diese Weise an Macht gelangen können:
Diejenige Kategorie, die den Durchschnitt am meisten befriedigt, weil sie ihn erhöht, über andere hinaushebt, diese anderen von ihm abhängig macht, sie ihm unterwirft, ihm willfährig macht, sie zwingt, sich selbst zu korrumpieren - und was wäre befriedigender als dies: andere zwingen zu können, sich selbst zu verraten? Macht zu haben bedeutet auch, über ein Mittel zu verfügen, andere als Personen geistig zu vernichten.
Wie kann man dann angesichts dieser Verlockungen und Versuchungen gleichzeitig noch fähig sein/die Größe und Verantwortungsbereitschaft aufzubringen, seinen Aufgaben überhaupt gewachsen sein, denn d i e erfordern Sachlichkeit, Selbstabstand, Selbstaufopferungswillen, Redlichkeit, u. U. sachdiktierte Härte, argumentative Durchsetzungsfähigkeit, den Mut zur Anerkennung von Wirklichkeiten - und vor allem: ein waches Bewusstsein von der Korrumpierungsgewalt aller Macht, um dieser nicht zum Opfer zu fallen, d. h. sich als von sich selbst verlassener: existenzdilettantischer „Hyle-Narr“ zu erweisen.
Das alles verlangt eben unbedingt Seelengröße: geistig-kulturelle Souveränität, kurzum: die verantwortungsvolle Bescheidenheit(!) dessen, der - im Bewusstsein seiner eigenen objektiven Nichtigkeit - weiß, was er wollen kann, nicht tun darf und sagen muss.
Indes ich bleibe dabei: Entweder eine (auch einen vor sich selbst) schützende Demokratie oder - im Extremfall - physische und geistige Vernichtung durch Diktatoren-Willkür.
Weitere Informationen/Mögliche Gründe für die Flutung der Gesellschaft mit Irrationalität, Hass, Wut, Gewaltlust, Verrohungsekstatik und nicht mehr zügelbarer Hemmungslosigkeit
(22) Spätzeit-Wirren, -Destabilisierungen und Niedergänge. Anstoß: Äußerungen von Intellektuellen/Akademikern und Politikern im Jahr 1997 (die entsprechende Veröffentlichung ging mir verloren; hier die wichtigsten Punkte, die ich zu ergänzen versuche):
(A) Es seien verloren gegangen (so 1997 Intellektuelle/ Akademiker und Politiker)
(1) Sitte und Anstand
(2) Diskretion
(3) Die Bedeutung der Familie
(4) Treue
(5) Selbstzucht
(6) Respekt
(7) Gottesfurcht (So Bundespräsident Herzog und andere)
Ich, Sa., möchte hinzufügen (ohne jeden Anspruch auf diesbezüglich originäre geistige Leistungen; von den im Folgenden aufgezählten Phänomenen weiß man schon lange)
(a) Die abnehmende Bildungswillig- und Bildungs-Fähigkeit
(b) Einen auffälligen Rückgang der Selbstdistanz- und Selbstzurücknahme-Fähigkeit
(c) Die kollektiv beobachtbare Sucht nach massiver emotionaler Primitivisierung (durch Pop-Musik)
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(d) Eine weit fortgeschrittene Entschämung: Eine Art Selbst-Entfesselungs-Hedonismus narzisstischer Art
(e) Ein rapider Werteverfall: Da nichts mehr gilt, gilt alles (mögliche); so schon Gottfried Benn
(f) Den progressiven kulturellen Zerfall der deutschen Gesellschaft
(g) Dies, dass Wohlstandserwerb und Wohlleben zu zentrischen Lebenssinn-Vollzügen wurden: Als eine Art Erlösungs-Konsum
(h) Die krasse Anomisierung (Schwächung, Brüchigkeit und Zerfall der Innenwelten: der psychoethischen Halte) und
(i) Eine allseits fühl- und sichtbare und leicht diagnostizierbare Dekadenz
(j) Eine wachsende Glücksunfähigkeit (man kann sagen - so ein amerikanischer Wissenschaftler -: Das Glück ist ersetzt worden durch die dauererfolglose Jagd nach ihm. In der Tat: Man erlebt (genießt) sein Leben, erfährt (begreift) es aber nicht mehr
(k) Eine zunehmende Unfähigkeit, mit Stille und Ruhe, Inaktivität und fehlenden Außenweltreizen umzugehen: Die Individuen, gelernte Verbraucher (so schon David Riesman 1953) lechzen nach Erregungszufuhr und lustvoller Emotionenbewirtschaftung als Formen massiv bedurfter Realitätsflucht („Eskapismus-Zwang“)
(l) Dass die Individuen immer weniger auf rationale Argumentation reagieren; aber immer mehr auf Reize, Effekte, Sensationen und tumultemotionale Anregungen (auch als Selbst-Entlastungsgelegenheiten)
(m) Die rapide sich verstärkende Pleonexie (Ineinanderlaufen von Ich-, Hab-, Macht- und Genuss-Sucht); die ist allerdings nicht nur in einer kapitalistisch gesteuerten Demokratie typisch, sondern evolutionsbiologisch uns aufgezwungen: allgemeinmenschlich
(n) Die, allerdings nicht verallgemeinerbare, Unwilligkeit/Scheu, Verantwortung für sich selbst oder andere zu übernehmen: Verantwortungslosigkeit wird als subjektives Mehr an „Freiheit“ angestrebt
(o) Die wachsende Neigung zu Schund-Konsum
(p) Die mediale Verknechtung und Trivialekstatisierung durch social media
(q) eine deutlich sich zeigende Zunahme von Charakterlosigkeiten, Gossenverklärungen und wow-geilen Selbstentfesselungsgelüsten (die psychoethischen Halte zerbröseln)
(r) Die starke Neigung zu inszeniertem Selbst-Anpreisungsverhalten (Narzissmus)
(B) Man könne weiter beobachten/so jene oben erwähnten Intellektuellen/Akademiker und Politiker
(8) Eine drastische Enttabuisierung
(9) Zunehmende Brutalisierung (Brutalität auch als Reaktion auf Desorientierungen, Hilflosigkeit, Zukunftsängste, aber auch Brutalität, weil sie einfach Spaß macht und einem das entsprechend hebende Gefühl von Macht über andere vermittelt
(10) Auflösung des Schamgefühls (s. o. (d))
(11) Einen Zerfall von Familienstrukturen (s. o.: (3))
(C) Weitere Diagnosen der Intellektuellen/Akademiker und Politiker/Teilweise Überschneidungen mit den von mir vorgetragene Punkten (s. o. (A), (a) bis (s)); ich lasse sie stehen
(12) Eine radikale Ichbezogenheit
(13) Die Zunahme von „Egotrips“
(14) Einen Tanz ums goldene Selbst (so treffend der Soziologe Ulrich Beck)
(15) Eine bemerkenswerte Atomisierung (gemeint sind: Vereinzelung und Zerfall in kleine Sozialeinheiten bzw. die Zunahme individueller Einsamkeit und Verlassenheit)
(16) Entsolidarisierung
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(17) Werteverfall (s. o. (f))
(18) Wachsender Egoismus
(19) Wachsendes Anspruchsdenken
(20) Seelischer wie körperlicher Exhibitionismus
(21) Narzissmus
(21) Versingelung und Lustmaximierung (Hedonistische Bestrebungen)
(D) Was - weiter die Intellektuellen/Akademiker und Politiker - den meisten als der Weg nach oben gelte, also: welche Mittel sie dazu bevorzugen/für geeignet halten
(21) Schönheit
(22) Fitness
(23) Egoismus
(24) Konsum
Ich, Sa., füge wiederum hinzu:
(t) Die bedenklichen Auswirkungen des Trivialwelt-Gefängnisses auf die Individuen durch: Der „Markt-Welten“: und „Reklame-Kosmoi“ (Alternativen zu diesen werden kaum geboten).
Die Individuen
(*) werden geistig ausgehungert
(*) verdorren seelisch und
(*) verkümmern zu passiver Gewissenlosigkeit
(*) sie sind ihrer selbst benommen, so sehr, dass man sie in manchen Fällen als mittellose Sozial-Monaden bezeichnen kann, die ziel-, zweck- und haltlos in sich selbst herumtorkeln (und also u. a. Drogen benötigen, sich in Delirien zu ertränken/zu retten), sobald die drastisch hedonistisch: dionysisch belämmernden
(Pseudo-)Außenstabilisierungen aufhören
(E) Wiederholung bereits erfolgter Ausführungen: Der heutige Mensch, der Mensch der westlichen Konsumgesellschaften, muss also charakterisiert werden als
(1) auffällig narzisstisch; der heutige Narzissmus ist allerdings ein systemprovoziert "zeitgeisttypisches" Phänomen, soll heißen: Unter den Bedingungen der heutigen Konsumdiktaturen unvermeidlich (so Ulrich Beck); entscheidend sind deren (sich immer deutlicher herausschälenden und an Intensität zulegenden) psychisch fundamental prägenden Kategorien (ich wiederhole sie hier noch einmal): sie sind
(2) atheistisch (Atheismus: Die Leugnung der Existenz Gottes, Ungläubigkeit, Gottlosigkeit; hier gemeint: Die innere Abkehr vom Religiösen)
(3) materialistisch (gemeint ist hier der alltagsprofane Materialismus: Das Streben nach Wohlstand und konsumtivem Glück)
(4) utlilitaristisch (Utilitarismus: Sammelbezeichnung für Nützlichkeitsdenken; z. B. meinte John Stuart Mill, 1806 - 1873, englischer Philosoph: Ziel des Utilitarismus sei das "größtmögliche Glück für die größtmögliche Anzahl von Menschen"
(5) eudämonistisch (Lebensziel: Glück) und hedonistisch (Lebensziele: Eudaimonia= Glückseligkeit; Hedone = Lust)
(6) ... muss als ein Mensch charakterisiert werden, der sehr anfällig ist für Infantilisierung, Emotionalisierung, Enthemmung, Mystifizierung (von Stars) für kollektive Raserei (letztlich ein religiöses Phänomen, dionysische Entfesselung (insbesondere auch des Sexuellen), vor allem durch die Pop-Musik, die zumal die Chance bietet, sich in Gefühlen, Affekten, Stimmungen usw. erlebend, ergehend, verträumend, entlasten zu können/zu sollen/zu dürfen:
(7) ideologisch egalitär; = égalité = ein Ideologem von der vollkommenen Gleichheit aller Menschen. Indes: Die Menschen wollen gar nicht gleich sein, vielmehr in der Regel andere
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überragen, ausstechen, übertreffen. Darin sind sie sich in der Tat wiederum alle gleich.
Der heutige Mensch ist
(a) faktisch (sehr oft jedenfalls) seiner selbst entmächtigt
(b) er treibt - idealtypisch gefasst (die realen Individuen sind weitaus mehr; intellektuell viel differenzierter, komplexer, auch: seelisch reicher), um die Probleme pointiert herausstellen zu können - gottverlassen hilflos-desorientiert und dauerentlastungsbedürftig erlebnislüstern als spaßversierter Erlebnissammler durch ein hochkomplexes Gestrüpp von Markt- und Medial-Verknechtungswirren, von belämmerungssanften, artefaktiellen Erlösungslabyrinthen, um sich
(c) erlebnismonoman-verwahrlosungsselig (monoman = von einer Zwangsneigung, einer einzigen Idee besessen) seiner Marktknechtschaft zu erfreuen, die es ihm immerhin scheinbar ermöglicht, sich konsumierend von seiner existenziellen Hilflosigkeit zu befreien
(d) ist eine Umsatzmonade (Monade = eine in sich geschlossene, für sich seiende Einheit, nach G. W. Leibniz), gekennzeichnet durch märchenhafte Wirklichkeitsverluste, um sich wohllebensgeborgen in gängige Formen von Entlastungs-Trance (Pop-Musik, Sport, Urlaub usw.) zu versetzen ...
Also: Wie sollte er, der heutige Mensch, sich - geistig-seelisch-kulturell zunehmend mittellos - also bewahren vor Irrationalität, Hass, Wut, Gewaltlust, Verrohungsekstatik und nicht mehr zügelbarer Hemmungslosigkeit?
Darf ich ehrlich sein? Ich wundere mich zuweilen, dass diese Phänomene nicht schon viel stärker “gegriffen“ haben; noch mal: Der einzelne Mensch - verfügt er nicht über (genetisch bedingte) personale Exzellenz und über eine außergewöhnlich hohe Bildung - ist Mächten ausgesetzt, gegen die er sich in der Regel nicht zur Wehr setzen kann, zumal sie ihn unterschwellig-anonym lenken und seiner selbst benehmen wollen
(23) Gedichte/Die folgenden Gedichte sind in der Regel „Weltanschauungsgedichte“
Eben notwendig so (47/2349)
Zu viel begriffen; viel zu viel.
Das deprimiert,
nimmt alle Lebensfreude,
macht antriebslos und indolent.
Ich meide dieses öde Spiel,
verachte seinen Gernegroß,
der geld- und ichstier
ins Verderben rennt.
Er kann sich nun mal
nicht umschiffen,
zumal doch ohne Geistesfloß,
so dass notwendig er
sich selbst gerät zur Beute.
Doch Stoffgebilde,
Tier und Hirn-Lakai,
gebunden an
Fiktionen von Fiktionen
in einem drastisch-kruden Einerlei
von Bosheit, auch von Sauerei,
von Perfidie, Gewaltaktionen,
von Arroganz und von Moralgeschrei. Seite 10:
Als Machtrausch-Spielball
einer Affen-Gilde.
Das Geistige (47/2350)
Es ist ein genetischer Imperativ;
und eine Zufalls-Gnade.
Und grade es weiß sich als Daseinsschwere:
als Körper-Gram, Verfall und Trance-Gewebe.
Als Triebdiktat, bedürfnisintensiv,
prekär im höchsten Grade.
Eines Atomgefüges Grund-Misere:
ein Raum- und Zeit-Ding ohne Deutungs-Strebe.
Indes: Das Geistige allein ist tief,
obwohl doch Antrieb einer Staub-Monade:
die weiter nichts ist als Schimäre
und Nihilismus-Knospe einer toten Rebe.
Noch einmal: Den verehrten Eltern (47/2351)
An ihrem Beispiel
habe früh ich schon begriffen,
dass es Verantwortung
und Schuld nicht geben kann:
Da doch uns selber eingeschliffen
und Gesellschaftsbann,
dem oft so miesen
All-Bedrängungs-Spiel.
Zuweilen ungerecht,
doch immer rücksichtslos,
ist’s freilich trotzdem
weder gut noch schlecht,
ist’s vielmehr
immer Würfeln bloß,
ein Wirrwarr nur
von Zufalls-Kniffen …
Es hat nun mal
kein objektives Ziel.
Das Schicksal meiner Eltern
hat mich auch gelehrt,
dass wir nicht sind,
was sein wir sollten:
Vielmehr sind drastisch
wesenszwangsversehrt,
sei’s herkunfts-,
sei’s erfahrungsblind,
sei’s weil verachtet,
weil gescholten,
sei’s weil sozial
- wie oft - entehrt:
Wer gälte was
als Unterschichten-Kind?
Ich meine faktisch,
nicht als Zähren-Schein:
Moral-Objekt
von Tugendbolden.
Was bin ich froh
um diese Daseins-Schule.
Obgleich sie schmerzhaft war,
verachtungsträchtig,
war hämisch, plump
und oft gewissensroh …
So weiß ich denn,
warum man gierig suhle
nach sich allein,
da krude ichandächtig,
heißt mancher,
auch mal aller Selbstmacht bar …
Weiß also dies vor allem:
Dass noch keiner war
Herr seiner selbst
und seiner Lebensbahn,
nicht knechtisch-hilflos untertan
Geschichte, Zeitgeist,
Selbstwert-, Glückskult-Wahn …
Noch einmal:
Völlig schuldlos so …
entpflichtet seiner
bis zur Krumen-Kuhle.
Selbstzerfall I (47/2352)
Vergleiche (54/2775)
Es ist nicht leicht,
ihn auszumachen,
den anonymen Selbstzerfall
der Individuen,
sich selber Sachen:
orientierungslos,
verängstigt, seicht.
Es fehlen doch
die Außenhalte,
die sämtlich weggebrochen sind.
Und das, was blieb, Seite 11:
sind leere, kalte
Verspaßungsreize
für ein großes Kind.
Ein großes Kind,
sich selber ausgesetzt,
dem Markt-,
den Medienemotionen,
entfesselt und gehetzt;
weshalb sich selbst muss
als anom betonen.
Anomie: griech.: Gesetzlosigkeit; meint hier: psychoethisch-sozialen Zerfall
Morgengrauen (47/2353)
Hell wird’s,
schärfend die Konturen
dieser hochabstrakten Welt:
Gegenheimat ohne Spuren
zu Magie und Seelenzelt.
Zersplitterungsruine (47/2354)
Dass das noch zu meistern wäre,
dieses Sammelsurium
von systemischem Geschwätz,
Phrasenbrei, substanzfrigider,
schroffer Aggressivität,
Hysterie und Pan-Erregung,
Selbstsucht und Gewissenstod,
Tugend-Hybris, Arroganz,
Wortempfindlichkeit,
Verzwergungszwängen,
halte ich für ausgeschlossen,
sind wir doch gewichtet Gossen:
Gleichungs-Legionäre.
Tränen-Meere (47/2355)
Nichts mehr,
was noch lohnend wäre,
irgendeinen Sinn
noch machte.
Längst wirkt
eine Kunstwelt-Leere,
die uns mammonkryptisch sachte
stürzt in ihre Tränen-Meere.
Nie (47/2356) Seite 12:
Hab nie an Sinn geglaubt,
an Zwecke
nie auch an Ideale …
An gar nichts,
was uns, meint man,
könnte retten.
Damit ich nicht
mit Illusionen zahle:
für irgendeiner Freiheit
unfühlbare Ketten.
Gesellschaftswerte
waren mir egal;
ob oben ich,
ob unten sei.
Diktieren Wohlstand doch
und Zahl,
die Leibsucht
und das Einerlei
von Lüge und
von Deutungsfron,
indes wir schleifen
unsern Gottes-Thron.
Selbstbewahrung II (47/2357)
Vergleiche (38/2265) und (53/2722)
Mich raus zu schreiben
aus Geschwätz und Schund,
aus Selbstbelämmerungsphantasmen,
das war das Ziel, das ich erstrebte.
Primär mich geistig zu bewahren
im Deutungsdickicht meiner Muttersprache
vor Zeitgeist-Mystizismen
und vor Lebenslügen.
Mich zu los zu reißen von Gesellschafts-Mären
wie Würde, Rechtsstaat, Volksherrschaft,
Verdumpfungsformeln des Systems:
Als Umsatzdiktatur der Spaßgelage.
Seelentot (47/2358)
Der Mensch an sich ist ja nicht schlecht;
obwohl er Kreatur ist: Tier.
Als dieses ist nun mal Bedarfs-Geflecht:
Auf sich bezogen: ichsuchtschier.
Hat’s heutzutage ganz besonders schwer,
muss er als Kunde sich doch glücken: Seite 13:
Prekär verdinglichtes Malheur
in einer Scheinwelt von Reklametücken.
Wer will’s ihm da verdenken, dass er frönt
sich selbst zuletzt als Körperding:
Mit Selbstverlust und Marktknechtschaft versöhnt,
in denen seelentot er sich verfing?
faktendrastisch (47/2359)
Hör auf zu winseln
und zu jammern!
Es ist nun einmal so:
Macht, Lust und Geld,
das sind die Klammern,
befeuernd dies Tarot,
das uns in magischer
Verblendung hält,
uns auslegt
diesen Waren-Zoo:
Als höchstes Gut:
Als All-Erlösungs-Zelt.
Zweckentmächtigung (47/2360)
Nur noch undeutbarer Ort
inszenierter Wirklichkeiten,
die zumal sich selbst entgleiten,
sich verweigern fort und fort
Innenwelt: verzwergt, verdorrt,
nicht mehr fähig, sich zu leiten:
Zweckentmächtigung zu meiden.
Was ist noch wirklich? (47/2361)
Was soll ich von mir selbst schon sagen?
Dass ich nicht mehr verfüge über mich?
Vereinnahmt werde von prekären Lagen,
Objekt bin eines Laufs an sich?
Den zu begreifen ich zwar ein mir rede:
Lauf ins Geflecht multipler Wirklichkeiten,
die ich nur passiv könne noch erleiden:
Als traumweltrationale Lethe -
Indes tatsächlich nehme doch nur an
als hochkomplexe Großhirnstrategie ,
zu meistern dieser Mühle Was und Wie;
und sei’s auch nur in Dauer-Wahn.
Lethe: griech. Mytholologie: Fluss des Vergessens
Seite 14:
Unser Dasein (47/2362)
Natürlich ist dies Dasein ganz vergebens;
ist es von vornherein.
Es gibt ihn nicht, den Sinn des Lebens,
nur Selbstbetrug und Schein.
Und die, die mögen auch genügen,
dies Dasein glimpflich zu bestehen:
erfolgreich sich was vorzulügen,
sich magisch zu vergehen.
Am Ende ist auch das egal.
Man geht der Hyle wieder ein.
Ob man war Geist verpflichtet oder Zahl,
wird dann bedeutungslos: wird völlig nichtig sein.
Hyle griech.:= aristotelischer Begriff für Materie; wörtlich:
„Ein Stück Holz“
Gefühlt vollendet (47/2363)
Was es gefühlt vollendet war,
das weiß ich auch nicht so genau:
Lustsucht-Transzendenz in Haar?
Eines Verses Geistes-Bau?
Einer Einsicht Exzellenz,
die an Weisheitstiefe reichte?
Eine schiere Indolenz?
Mammon-Kult und Machtdrang-Seichte?
Wie gesagt: Ich weiß es nicht.
Niemand kann es wohl benennen.
Ist’s zumal doch Schicht für Schicht
Trance in einem toten Rennen.
Wohlstand oder Geist (47/2364)
Das Gängige, so klug es sei;
und es auch ist: Ich rede offen:
Als Streben nach Erfolg und Macht,
nach Anerkennung, Lüsten
und Vermögenswerten.
Das war mir immer einerlei,
hat niemals meinen Kern betroffen.
Mir hat ein andres Glück sich dargebracht:
Das geistige, um mich in ihm zu erden:
In Einsicht, Kunst: komplexer Sprache, Seite 15:
mich nicht in Selbstverlusten zu verlieren:
in dieser anonymen Brache
von biologisch-fremdbestimmtem,
diktiertem nach sich selber Gieren.
Ein Trost immerhin (47/2365)
Sowohl als auch; mal so, dann so.
Was Sache ist,
das schert hier scheinbar niemand mehr.
hier, wo sie spielen dies Polit-Tarot,
zu deuten sich ein Phrasenmeer.
Dass mich das wunderte indes,
nun, das ist nicht der Fall.
Da griff doch längst
ein Reflexions-Regress,
sich hinzugeben jedem Tugend-Schwall.
Doch fällt’s mir leicht, das hinzunehmen.
Bin ich doch ziemlich alt.
Werd also bald mich müssen
nicht mehr grämen:
dann Totenasche atomarer Nichts-Gewalt.
Der Mensch als Verbraucher (47/2366)
Das würde ich ihm nicht ankreiden,
dass er zu Würde gar nicht fähig ist;
ist er doch Lustknecht, Gram und Frist:
Orientierungsloses Gleiten.
Durch eine Existenz, nicht festzumachen
an Werten, Fakten, Rausch und Sinn.
Die nicht geeignet sind, zu überdachen
den, der er ist von Anbeginn:
Moralisch unbehauster Lüstesammler,
der hedonistisch sich erleben dürfen muss:
Als deklassierter Wohlstandsgammler
mit jedem Anrecht auf Entgrenzungs-Stuss.
Zersetzung einer Elite-Verfassung (47/2367)
Demokratie, das ist die Zauber-Losung,
die, die sich Macht erschlichen, gern benutzen,
um ihre Korruptionsanfälligkeit zu decken
als smarte Profiteure dieser Spät-Gesellschaft. Seite 16:
Demokratie, die sie alltäglich ad absurdum führen
durch ihr narzisstisches Gehabe,
durch ihre Arroganz und Reflexionsarmut,
durch ihre Schicksals-Mittelmäßigkeit.
Sie wissen nicht, wovon sie ichdumpf reden,
so wie sie überhaupt auch nicht begreifen,
dass jener Totengräber sie doch sind:
Als in sich selbst gefangne Daseins-Dilettanten.
Demokratie: Der Wille der politischen Funktionselite ist nie identisch mit dem Wählerwillen; jene zielt primär auf Macht, dieser ist sich selbst verborgen, reklameprovoziert oder schlicht emotional-irrational fundiert
erschlichen: nämlich durch verführerische Polit-Reklame,
den Gebrauch mehrdeutig-diffuser Worte statt faktenerhellender Begriffe, Staatsschauspielerei, Vertuschung, Nicht-Erwähnen, Umdeuten usw. usw.
Korruptionsanfälligkeit: Wer sein Amt nicht als Aufgabe, Selbstverpflichtungszwang, als Imperativ zu Aufopferungsbereitschaft begreift, sondern als Basis narzisstischer Selbsterhöhung, ist korrupt
Arroganz (Dünkelhaftigkeit, Anmaßung): Sie ist ein untrügliches Zeichen politischer Inkompetenz
Reflexionsarmut: Mangel an prüfungswilliger, vergleichungssicherer und fakten-, also problemkonform vertiefender Denkkraft
Schicksals-Mittelmäßigkeit: Gemeint ist der Fluch der Mediokrität, dem unabänderlich unterworfen, man nicht fähig ist, rationale Machtpolitik zu betreiben, denn die erfordert u. a.
(*) ein hohes Maß an Allgemeinbildung
(*) dies: über ein realistisches Menschenbild zu verfügen
(*) zurückgreifen zu können auf eine nicht ideologisch-tugendmonomane, korrekt ausgedeutete, reiche Lebenserfahrung
(*) den existenziellen Mut, sich an Tatsachen zu orientieren, sich also nicht gesinnungsgefügig verführen zu lassen, Tatsachen und wertorientierte Tatsachenausdeutung im Lichte subjektiver psychoethischer Überzeugungen und Präferenzen zu verwechseln
ichdumpf: Überheblichkeitsbefangenheit; diese ist politisch verwerflich; auch: empathiearm, gesinnungsschlicht, selbstwertlüstern, emanzipationsfrigide
In sich selbst gefangene Daseins-Dilettanten: Opfer zu sein der subjektiven Unfähigkeit
(*) von sich selbst vollkommen absehen zu können
(*) sich ausnahmslos in den Dienst - weil politisch seinem Land und nicht etwa sich selbst verpflichtet - sachgerecht-objektiv orientierten politischen Handelns zu stellen
(*) den verlockenden Genuss der eigenen Macht als Gefahr zu erkennen, von eben gerade dieser eigenen Macht übermächtigt zu werden, also: sich an die eigene Kreatürlichkeit = Machtlosigkeit zu verlieren. Das wäre die - nicht revidierbare - definitive politische und menschliche Niederlage
Bekenntnis (47/2368)
Da ist auch Seelenarmut,
da ist Indolenz,
Zynismus auch,
der kalt und roh
mich nun mal auch ausmacht,
genauer: wesenstief. Seite 17:
Da ich doch weiß,
dass selbst der Geist
nichts mehr besagen kann,
tatsächlich
gar nichts mehr
in dieser stummen Welt,
die Gott verstieß,
Sinn, Zweck und Halte,
schöne Menschlichkeit …
Die Wohlstand sich verschrieb
- sich ihm verschreiben musste -
ganz rational erzwungen,
Leib zu dienen,
der Physis als der Daseinsquelle
von Macht und Lust
und Rausch und Trancen,
sich zu verdrängen,
dass wir doch nur sind
Verfügungsmasse
eines Stoffgeschehens,
das wir zu meistern
außerstande sind.
Einsamkeit (47/2369)
Was gäb’s denn Besseres als Einsamkeit:
Die Artgenossen los zu sein,
dies Reservoir von Niedertracht und Neid,
von Langeweile, Bosheit, Trug und Schein?
Mir ist sie faktisch eine Quelle
von Unabhängigkeit und Selbstgenügen.
Entfaltung ohne diese Delle
von traumweltkompatiblen Lebenslügen.
Ich werd sie pflegen bis zum Ende,
weil nur in ihr man sich als Selbst gelingt:
Verwalter seiner Geistbestände,
bis man in Nichts versinkt.
Macht (47/2370)
Macht ist uns Menschen
ein verqueres Gut,
ein paradoxes
stillster Daseinslast:
Das man bewahrt sich nur,
wenn man auch fähig ist,
es abzuwehren,
wenn es droht, Seite 18:
sich einen selbst auch
untertan zu machen.
Indes wer könnte das,
besäße gar
die kühle Glut,
sich auszudeuten sie,
die homo sapiens-List,
dass man vor allem
brauche Geisteslot,
nicht aufzuwachen einst
als eigner Macht
gediehener Helot.
Ich würde so weit gehen,
zu behaupten,
dass nur ein solcher
kann politisch denken,
der auch gefeit ist
gegen eigne Macht,
der fähig ist,
als Machtknecht sich zu sehen,
allein nur geistig
will sich handelnd lenken.
Helot: spartanischer Staatssklave
S. zu (47/2370) Seite 35: 23 Sonette über Macht
Kleine Katze I (47/2371)
Zu vergleichen: (53/27 44), (56/2896), (64/3365)
Kleine Katze,
leises Tier,
europäisch Kurzhaar,
grau …
lass dich streicheln,
kraulen, küssen,
schmiege
meinem Arm dich ein.
Dass du wirst
für immer wissen
meiner Liebe reines Schier,
nie mehr endend:
bleibend wahr;
niemals brüchig
werdend lau.
Zeigend nie
verlogne Fratze.
Gelungenes Leben (47/2372)
Alles nur
für mich geschrieben; Seite 19:
wissend wohl:
Für nichts.
Ganz allein
von Geist getrieben,
Vater des Gedichts.
Nie zum Spiel nur,
nie frivol,
Ernst bis in die Kerne:
Einsichtsperlen
als Tortur.
Seinsgrund
auch der Welten-Ferne:
Würde-, Selbstwert-
Gott-Symbol.
Auf Dauer nicht hinnehmbar (47/2373)
Das kann’s nicht sein,
das darf es nicht:
Entlastungsmystik
für Begabungslose:
Ein dorrender
Sozialstaats-Hain
für jede Form
von Wert-Neurosen.
Subjektivismus-Irrenhaus
für geistig Armer
Psychen-Gaus.
Selbstaufgabe (47/2374)Trias B (56)
Nicht mehr fähig,
meiner Gleichgültigkeit
dieser Welt gegenüber
noch Ausdruck zu verleihen,
pflücke ich Stillen herab
aus ihrer lärmenden Öde,
hervor auch
aus dem Stumpfsinn
den sie unermüdlich schuf,
endlich ihm ganz
zu verfallen,
belämmerungsselig
mich meiner
selbst entziehend.
Entlarvtes Vergeblich (47/2375)/Trias B 58) Seite 20:
Man mag sie verlästern,
diese Gedichte
mit boshafter Tücke selbst;
und dennoch wir man nicht entgehen,
dem Geistessog ihrer Entlarvungskraft;
nicht der Gewalt entschiedener Einsicht,
nicht begrifflicher Härte,
schon gar nicht der klärenden Kraft
intuitiver Hellsichtbilanz.
Ein Epigone freilich
bin ich gewiss,
unnötig, es zu sagen.
Pflege ich doch,
still gefasst,
Bindung zu Anfang und Ziel:
Frühesten Frühs und spätesten Späts
entblößtem Vergeblich.
Endlos schöpfend Gewalt,
ohne dass Schuld es je kennt.
Zufalls-Gabe (47/2376)
Vergleiche (15/866)
Schweifen lass ich die Erinnerungen,
treiben sich durch manche Jahre.
Einsamkeit, tristesse gedungen,
Ohnmachtsschlägen kalter Kindheits-Mahre.
Denk an düstere Spelunken,
Außenseiter und Gestalten,
Hoffnungslosigkeit und Scham versunken,
ohne Kraft, sich selbst im Lot zu halten.
Freilich auch an die Momente,
da ich hinter mir es ließ
- spürend sie, der Tyche-Geistesspende -
dieses Seelentrümmerjoch-Verlies.
Weltmeidungs-Imperativ (47/2377)/Trias B (52
Allein wer ließe sich schon,
auch nur halbwegs bei Verstand,
vereinnahmen
durch Warenverklärung,
Verwahrlosungswucht und
leerformelvages Verzückungsvolumen
hyperversiegelter Verfügungsdespotie?
Niemand doch,
so er luzide die Fakten sichtet, Seite 21:
erkennt so die Augenblicksgebundenheit
jeder sich selbst verbrämenden Vollendung.
Sei wortmagisch sie,
erotisch,
ästhetisch oder auch
metaphysisch.
Immer jedoch jenseits jener
weinerlich welttrivialen
Deklassierungs-Vasallität
pleonexieverstrickter
Verrohungs-Wichte.
Seiner selbst entraten* (47/2378)
Was hab ich mir
nicht alles aufgeladen
mit diesem Streben
nach Erkenntnisfülle,
mit dieser Sucht,
mich selbst nicht
zu verraten!
Riech ich doch überscharf jetzt
unsre Wohlstandsgülle,
seh ich auch überscharf
das fade Leben,
das wir als Warenfetischisten
müssen führen,
weil Tag für Tag
es doch als Last ausbaden.
Um dann erlebnismonoman
uns wieder selbst zu schaden.
Wobei wir unsre
Selbstachtung verlieren,
den Willen,
uns nicht alles zu vergeben,
den Stolz zuletzt,
als Knecht und Ding
auch unsrer selbst dann
zu entraten.
*entbehrend
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