Seite 46

Ein Fremdwörterverezichnis finden Sie hier

Seite 1:
(14) Klarstellungen, weitere Informationen und Überlegungen zum Thema „Würde“
Vielleicht ist es angebracht, noch einmal deutlich zu sagen, dass es nicht darauf ankommt, ob die von mir von der Teilchenphysik und den Neurowissenschaften übernommenen Überzeugungen und Ansichten korrekt sind - für mich, der ich weder Teilchen-Physiker noch Neurowissenschaftler bin, sind es „Überzeugungen“ und „Ansichten“, denn ich vermag sie als naturwissenschaftlicher Laie wissenschaftlich gar nicht zu beurteilen - oder nicht … für mich sind sie es unumstößlich, weil sie keine mir problematisch erscheinenden Behauptungen aufstellen, wie etwa die - ich benutze die kantische Terminologie -, dass der Mensch als solcher Subjekt einer vernunftnoumenalvoluntativ fundierten Wesenswürde sei, also sei eine autonome, selbstbestimmungsfähige Person als Nicht-Ding und Zweck an sich, Exzellenz-Seinsweisen, die mir deswegen höchst problematisch erscheinen, weil sie meiner Lebenserfahrung - ich darf sagen: radikal - widersprechen, mir also nicht als anthropologisch-empirische  Tatsachen, sondern sich mir als von den Menschen existentiell- bedurfte Entlastungsfiktionen, Selbstbeweihräucherungsgelegenheiten, Arten und Weisen eitler oder gar narzisstischer Selbsterhöhungssucht  - gerade auch im politischen Bereich - dartun, Entlastungsfiktionen, die den Menschen dazu dienen, sich von der Einsicht in ihre tatsächliche charakterliche, sittliche, kulturelle und vor allem geistige Begrenztheit zu bewahren.
Kurzum: meine diesbezüglichen Überzeugungen zu kennen, hilft, meine Gedichte besser zu verstehen, die sich sehr oft auf das kantische „Sinnenwesen“ (den durch und durch heteronomen, von seiner Pleonexie allein angetriebenen, also: würdeunfähigen Menschen beziehen … freilich auch auf denselben Menschen als existenziell hilf- losen, metaphysisch unbehausten, der Bewältigung seines Daseins oft nicht fähigen/mächtigen, tief bemitleidenswerten (Mitleid ist Schopenhauers zentrale affekt-, nicht vernunftfundierte sittliche Kategorie) Menschen, zumal dieser, ob nun „aufgeblasen-arroganter Substanz-Großkotz“ oder „une ombre de la rue, Edith Piaf: Ein Straßenschatten) seiend, an sich weder gut noch schlecht ist, sondern eben „ein unschuldig mit sich selbst geschlagener“ Daseins-Belasteter, auf seinem Weg zum Grab immer wieder in dieses Weges Seitengräben fallender Behelfsorientierungsloser: ein Pindar-Typus (wie letztlich wir alle)*

Anm.*: Benda. Man vergleiche dazu die Neubestimmung der Menschenwürde durch den ehemaligen Bundesminister und Präsidenten des Verfassungsgerichtes Ernst Benda (1925 – 2009) bei Wetz, S. 242 - 44. Benda - und das halte ich, Sa., für eine zutiefst menschliche, weil zumal auch faktenorientierte Leistung Bendas - hebt nicht ab auf die Erhabenheit (verstanden auch als eine den Menschen von der unpersönlichen Natur abhebende Geistigkeit) des Menschen (die auszumachen mir, Sa., auch im Hinblick auf mich selbst, so schwer fällt, weil sie naturgemäß so bedrückend selten ist), sondern auf seine kreatürliche Unvollkommenheit, Fehlbarkeit und Mittellosigkeit. Benda, S. 244: „Zum Wesen des Menschen gehören seine Unvollkommenheiten ebenso wie seine wenigstens potentielle Fähigkeit, über diese hinauszuwachsen. Der Mensch mag sich nach persönlicher Glaubensüberzeugung als Ebenbild Gottes sehen, aber er wird selbst wissen, wie weit er auch im besten Falle von diesem Ideal entfernt bleiben muss. Seine Hoffnungen und Sehnsüchte, Torheiten und Illusionen, seine Verzweiflung, auch seine dunklen Triebe und Instinkte gehören zu diesem Bild des Menschen, das der verfassungsrechtlichen Entscheidung zugrunde liegt, allerdings

Seite 2:
auch der an ihn gerichtete Anspruch, sich an Zielvorstellungen zu orientieren und immer neu den Versuch zu machen, mit seiner Unzulänglichkeit zu einem erfüllten  oder doch erträglichen Zusammenleben mit anderen in einer größeren Gemeinschaft zu gelangen.
(…)
Der hier unternommene Versuch, das Wesen des Menschen aus seiner Unvollkommenheit zu definieren, mag überraschend sein.“ …
Ich halte Bendas Ansatz für, was das Thema Würde angeht, realistischer, feinfühliger, großgesinnter und humaner als alles, was ich in meiner Zeit (etwa gestern am 23. Mai 2024) seitens des sich Bestnoten zuschreibenden, seelenfrigiden Partei-Ideologen gehört habe, der nicht eigentlich von Würde sprach (wohl auch gar nicht so recht weiß, was es mit dieser auf sich hat), sondern davon, wie wichtig ihre Wahrung sei, damit er sich, als lupenreiner Demokrat, Hoffnungen auf auch zukünftig für ihn gewährleisteten Machterhalt  machen könne. Keiner derer, die gestern, narzisstisch von sich selbst ergriffen, eigentlich nicht von Würde sprachen, sondern immer nur GG 1,1 zitierte (als ob denn völlig klar sei, wovon da die Rede ist), sprach das an, was Benda  - zu Recht und anerkennungswerter Weise - zur Grundlage seines Nachdenkens über Würde machte: Die doch nicht zu leugnende Erbärmlichkeit, Hilflosigkeit, Mittellosigkeit und Selbstverfehlungsausgesetztheit des Menschen - wahrscheinlich auch aus machtstrategischen Erwägungen heraus: Nämlich dass es für eine Wiederwahl zuträglicher ist, die Menschen zu sakralisieren und geradezu zu verhalbgotten, als ihnen einmal deutlich zu sagen (oder es wenigstens anzudeuten), was sie, außer „großartig“ zu sein, potentiell oder faktisch noch - heute - sind: nämlich selbstsüchtig-seelenlos-rechenhaft-kalte Wohllebensfetischisten. 
--------------------------Ende der Anm*

(15) Weitere Gedichte

Sicht auf die späte BRD (46/2344)

Ich will’s dir sagen, flüstern; leis.
Ganz ohne Hass und Wut:
Uns fehlt inzwischen jedes Gleis
zu Selbstanspruch und Geistes-Glut.

Verkamen zu Erlebnisschranzen
als rationale Egoisten,
die sich in Asozialität und Selbstentfremdung tanzen:
Sich selber deklassierend überlisten.

Vom deutschen Extremismus provoziert:
- von Selbsthass, Tugend-Hybris, Wirklichkeitsverweigerungen -,
der ihnen Selbstzerfall diktiert,
sich würdig gossenuntergangsbetört gelungen.

3 Gedichte, meinem psychoethisch verkümmerten Land abgefühlt

Materie-Gebilde/Naturwesen unter anderen: Der Mensch (1) (46/2345)

Dass Herr man seines Daseins sei,
das muss man glauben; ist es aber nicht.
Ist Selbstverfügung doch ein Trancegesicht:
Entlastungsträumerei.                                  Seite 3:

Man ist in jedem Augenblick gefangen
in Multiperspektiven-Illusionen,
in Faktenzwängen, unbewussten Relationen,
gelenkt von Hoffen, Wünschen, Bangen.

Komplexitätsgefüge, permanent getrieben
von subsozialen Anwandlungen,
zumal als Selbsteinheit sich nie gelungen,
ist man ein Knecht von Stoff-Belieben:

Pleonexie, Narzissmus, Korruption
und schmeichlerischer Phraseologie,
die Würde propagiert als Kollektiv-Magie:
egalitären Kreaturen-Mohn.

Materie-Gebilde/Naturwesen unter anderen: Der Mensch (2) (46/2346)

Was hab ich nicht schon alles festgestellt:
Schein, Lebenslügen, Illusionen;
Vor allem Hass auch, Neid, Vernichtungs-Lüste
und Selbsterhöhungsarroganz.

Ich bin ja selber so: Ein Feld
von pathologisch-wirren Seelenzonen.
Von denen ich am liebsten gar nichts wüsste.
Allein: Sie sind Human-Substanz.

Kurzum: Wenn mir’s auch nicht gefällt:
Die Eitelkeit will ihre Kronen.
Wer wär ich denn, wenn ich nicht selbst mich küsste
als höchstes Gut und hehrste Seins-Brillanz.

Materie-Gebilde/Naturwesen unter anderen: Der Mensch (3) (46/2347)

Ich tu mir schwer,
mich zu bekennen
zu jenem Standpunkt, 
der der wahre wäre.

Wiewohl als Kunde 
ich bin würdeleer,
ein Nichts 
in diesem Mammon-Rennen,
in dem ich selbst mich
permanent begehre
als Zeitgeist-, Markt-
und Spaß-Adjunkt,
als Teilchen-Ding, 
das leibsiech prunkt.                               Seite 4:

Dass ich nichts zähle,
ist mir völlig klar.
Am wenigsten als Dignität.
Geht’s letztlich darum doch,
dass ich mich schäle,
meint: rette,
in des Grabes Sand.
Als meiner Heimat 
diesem wieder eingesät, 
als Hyle,
die nach Hause fand.

Ich, Sa. vertrete, wie schon öfter dargetan, einen Naturalismus wie folgt:
(1) Der Mensch ist ein Materie-Gebilde* 
(2) Der menschliche Wille ist nicht frei**
(3) Der Mensch ist evolutionsbiologisch betrachtet ein Tier***
(4) Der Mensch als Materie-Gebilde, das nicht über einen freien Willen verfüg, ist nicht würdefähig****

Anm. (*) bis (****)
(*) besteht aus subatomaren „Monaden“: Quarks und Elektronen
(**) „Geist und Psyche sind nicht von der materiellen Natur zu trennen, sondern darauf zu reduzieren. Das ist die zentrale Vorstellung eines reduktionistischen Menschenbilds, das von der Hirnforschung genährt wird. Der Zellenhimmel der Neuronen unter unserer Schädeldecke ist demnach alles andere als nur ein Instrument. Er ist der eigentliche Herr unserer geistigen und psychischen Leistungen. Geist und Psyche werden zu einer Nervensache“ (Martin Hubert, Ist der Mensch noch frei? Düsseldorf, Patmos-Verlag, 2006, S. 20)
(***) „Nimmt man die Evolutionstheorie ernst, dann muss man - wie das bereits Darwin (1871(1966) mit aller Konsequenz getan hat - auch die seelischen und geistigen Eigenschaften unserer Spezies als Resultate der Evolution ansehen und bestimmte dieser Eigenschaften ebenso anderen Tierarten beiräumen (Franz. M. Wuketits, Der Affe in uns, in: Helmut Fink/Rainer Rosenzweig (Hrsg.), Freier Wille - frommer Wunsch?, mentis Verlag, Paderborn, 2006, S. 69).
Wuketits: „Wie groß auch der Unterschied zwischen den Seelen der Menschen und der höheren Tiere sein mag, es ist doch nur ein gradueller und kein prinzipieller. Wir haben gesehen, dass die Gefühle und Anschauungen, die verschiedenen Affekte und Fähigkeiten, wie Liebe, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Neugierde, Nachahmungstrieb, Überlegungen …, derer sich der Mensch rühmt, in ihren Anlagen und manchmal auch in einem ziemlich entwickelten Zustand in den Tieren vorhanden sind“ So Darwin. Zit. Von Franz Wuketits, a. a. O. ebenda
(****) „Vor dem Hintergrund einer ausschließlich naturalistischen Betrachtungsweise verlöre der Begriff „Menschenwürde“ seinen spezifischen Inhalt, und die unbedingte Verpflichtung zur Respektierung der Menschenwürde ließe sich nicht begründen.“ So - völlig korrekt - Martin Kriele, Staatsrechtler,  in: Wetz, S. 228.
(…) „Die Idee (sc. der Menschenwürde) selbst ist (…) ohne ihre metaphysischen und religiösen Wurzeln nicht zu begreifen.“ Kriele, a. a. O., S, 229. Vgl. dazu Hans Wagner (s. o. und Wetz, S. 237ff), der, wie Kriele, im Naturalismus eine Bedrohung der Idee der Menschenwürde sieht.
Anders gesagt - da die metaphysischen und religiösen Wurzeln in der deutschen Überflussgesellschaft sich immer mehr auflösen - muss mit deren Verblassen auch die entsprechende, auf ihnen fußende Würde sich auflösen; und genau das tut sie.

Seite 5:
Weiter: Die rechtliche Würde des deutschen GG ist zur politideologischen Spielwiese geworden, die die Akteure, die sich auf ihr tummeln, längst als, wie ich, Sa., es sehe, fragwürdig Argumentierende entlarvt hat.
Weiter: Die Deutschen wissen in der Regel gar nicht - und das ist kein Wunder -, was diese Würde sei, von der man ihnen, oft von sich selbst ergriffen, etwas vorsäuselt, was sich freilich nicht zum Begriff entwickeln lassen will.
Weiter: Das rechtliche Konzept der Würde im GG könnte - inzwischen - auch - geworden sein eine ideologisch hyperemotional aufgeladene deutsche Lebenslüge, eben weil der allfällige Nihilismus der gegebenen deutschen Überflussgesellschaft sie faktisch ad absurdum führt. 
Weiter: Man treibt, deutsch-idealbesessen, sein Schindluder mit der Würde als juridischer und der Würde als ethischer: mitten im entsprechenden Leerformel- und Phrasen-Krieg tauscht man sie - und selbst das hat man nicht begriffen - unbemerkt gegeneinander aus: je nach ideologischem Bedarf.
Weiter: Politideologische Auseinandersetzungen mögen was immer aufweisen/an sich haben: von der Glaswort-Onanie bis zur gegenseitigen Diffamierung, von der Unterstellung bis zum rhetorischen Gau, von der inszenierten Erregung bis zum reflexiven Einbruch, von der rhetorischen Irreführung bis zur Staatsschauspielerei, vom sich selbst der Lächerlichkeit preisgebenden bis zur narzisstischen Inszenierung eine sich selbst „Aufblasens“, vom Machtsuchtgehabe bis zur Entlarvung seiner als allenfalls halbgebildet usw. usw. - diese geht diesen Verhaltensweisen immer ab: Würde. Und zwar Würde in diesem so wünschenswerten Sinn: als Momente würdevoller Lebensgestaltung, nach Mathias Schreiber (zusammengetragen aus seinem Buch: Würde, München DVA, 2013) also als
(a) Anstand (b) Feingefühl (c) Zurückhaltung (d) Schicklichkeit 
(e) Angemessener Ernst (f) Geschmackssicherheit (g) Anmutige Vornehmheit (h) Bescheidenheit (i) Charakterstärke 
(j) Angemessenheit (k) Besonnenheit (l) Ausgewogenheit des Urteils -  eine Lebensgestaltung, die, umgesetzt, jedem zur Ehre gereichte - und zwar zu einer Seelengröße, die man in der deutschen Gesellschaft kaum noch findet. 
-----------------------Ende der Anm. (*) bis (****)

Ein Gedicht

An Deutschland (46/2348)

Es wird schwierig, Deutschland;
bist zu dekadent,
zu alt, zu primitiv, 
zu pseudotugendsam.
Ein hedonistisches Erlebnisopfer,
wohllebenssüchtig deklassiert,
zumal entschämungslüstern 
dauerinfantil.
Dir fehlen Ziele, Halte,
Zukunftszwecke;
du bist vor allem 
geistig ruiniert,
ein kulturell verarmtes Land.

Indes ich wein dir 
keine Träne nach,
magst meinetwegen                                      Seite 6:
auseinanderfallen.
Mich rührte das,
ergriffe das mitnichten.
Weil ich verachte dich,
schon drei Jahrzehnte,
dich Hülse 
einer Würdefloskel,
dich Lügen-, Illusionen-Brache.
Dich tief gesunknes 
Staatsschauspieleropfer.

Indes die letzte Strophe 
schrieb der Zorn;
und der ist maßlos,
rasend, blind.
Kein Wunder also,
dass er täglich tobt;
fühlt er am Werk doch
jene Müdigkeit,
die insgeheim so 
typisch ist für dich:
Die jenes Lindenbaums,
der nun in Gossen steht,
von Dekadenz, von Mammon,
Selbstverlust auch rauscht.
Des Nihilismus
und der Anomie,
der Geistverleumdung,
der Erbärmlichkeit,
der Selbstverachtung
anonyme Frucht.

(16) Würde, das „Schreibersche Modell“ (s. o.), Investorenkapitalismus und Wohllebenssubjektivismus, Wirklichkeitszerfall, die deutsche Gesellschaft, Lob des Wohllebens, Gott, Demokratie - einige grundsätzliche, wenngleich nicht bis ins letzte Detail ausgefeilte Bemerkungen

Wenn jetzt von Würde die Rede ist, dann von der Würde, wie sie Mathias Schreiber (s. o.) als würdevolle Lebensgestaltungsgrundlage beschrieben hat; und 
d i e s e Würde beruht nicht, wie die kantische Würde, auf einem vernunftautonomen freien Willen der 
unmittelbar gesetzeskonformen, also ausnahmslos-radikal-asketischen Entmächtigung seiner als Sinnenwesen, was die unbedingte/absolute Grundlage dafür ist, sich als Zweck an sich zu haben, sondern: Schreibers Würde als Lebensgestaltungsgrundlage beruht auf einem Selbstanspruch, einem „Ich-Ideal“, das als solches letztlich eine irrationale (im Limbischen System zu „verortende“)  Grundlage haben muss, weil es sich um geistige Ansprüche der Selbstgestaltung, der Selbstbewahrung und der Selbststeigerung handelt, die auch (eher: vor allem) ein subjektiv irrationales Fundament haben müssen, zumal sie als solche einen gesellschaftlich-sozialen Bezug implizieren, den, wie man selbst, sich dieser Würde verpflichtet fühlend, als derselbe auch von andern gesehen werden möchte. Kurzum: Schreibers Würde meint ein geistiges Ideal der individuellen Lebensgestaltung und also

Seite 7:
nicht, wie Kants Würde, eine Entmächtigung seiner als Sinnenwesen ohne die geringste Rücksicht auf sich selbst als Gesellschaftswesen.

Und dieses „Schreibersche Modell“, umfassend - noch mal: 
(a) Anstand (b) Feingefühl (c) Zurückhaltung (d) Schicklichkeit (e) Angemessener Ernst (f) Geschmackssicherheit (g) Anmutige Vornehmheit (h) Bescheidenheit (i) Charakterstärke (j) Angemessenheit (k) Besonnenheit (l) Ausgewogenheit des Urteils reklamiere ich als exakte Entfaltung/Beschreibung dessen, was ich, Sa., auch von mir erwarte (mag ich auch nicht immer meinem „Selbst-Ideal“ Genüge tun können), und zwar auch, um mich nicht vor mir selbst zu verlächerlichen, mich nicht selbst verachten zu müssen. Und dieses Selbst-Ideal ist mitnichten vernunftabstrakt-rational, sondern, noch einmal: irrational fundiert. Es drückt das aus, was ich (warum auch immer: Ich nehme auch eine genetische Grundlage an, die vielleicht sogar entscheidend ist) dieses Individuum Sa. wollen m u s s, um vor sich selbst bestehen zu können. Und dafür, um als dieses Individuen mich selbst zu sein: dies wollen zu müssen - muss ich keinen vernunftrationalen autonomen freien Willen als reine praktische Vernunft annehmen/voraussetzen, sondern darf mich meiner, warum auch immer mich gerade als d i e s e mich existenziell-irrational „packend“ und „kommandierend“ ausgestaltet habenden: subjektiven Selbstverpflichtungs-Fiktion (es ist eine solche, wie ein Gedicht, mit Hilfe dessen ich mich selbst und Welt „gestalte“) als einem „limbischem Imperativ“ überlassen … Ich muss das, um mich nicht, ich wiederhole mich, selbst ablehnen und verachten zu müssen. Um es so zu sagen: Als Materie-Gebilde, Determinismus-Knecht und würdeunfähiges Tier (s .o.), muss ich, erste einmal - ohne psychisch-intellektuell- geistige Einschränkungen - existierend, dann eine Haltung zu mir selbst einnehmen, wobei auch die Weigerung es zu tun, eine solche  ist; kurzum: ich kann mir nicht entkommen w o l l e n, weshalb jeder von uns - heteronom/unfrei bis in seine „Daseinskerne“  - sich dennoch sich selbst und seinen Artgenossen offenbaren m u s s - nämlich als der, der er zu sein hat: der er sein muss; ohne sich zu diesem gewählt zu haben: man kann sich selbst nicht nicht sein wollen, so wie man nicht nicht kommunizieren (Watzlawick), nicht nicht werten und nicht nicht wollen kann (Schopenhauer) … Man selbst, diese letztlich armselige Individualität, der man ist dieser lebenslang sich selbst gestalten und ertragen müssende Lakai seiner selbst.*

Anm.*: Man lese S. 39 der Homepage, dass für mich „Geist“ ist z. B.: Antipleonexie, Anti-Narzissmus , Faktentreue/Sachlichkeit, Realitätssinn, Wirklichkeitsanerkennung, um mich nicht tugendideell an anderen zu vergehen, weil ich mich nach meinen moralischen Illusionen und nicht nach den tatsächlichen Gegebenheiten richte - das auch vielleicht gar nicht kann, weil mir sowohl die psychische als auch die intellektuelle Kraft fehlt (ein Phänomen, das insbesondere zunehmend im politischen Bereich zu beobachten ist,in dem sich Dilettantismus, Hybris und Faktenverweigerung immer weiter ausbreiten) - fehlt vielleicht auch eine umfassende Allgemein-Bildung, nicht „zu gewürfelt“ wurde die „genetische Gnade“ als Grundlage meiner Selbstwerdung, Selbststeigerungsmächtigkeit, Selbstbewahrungs- und Selbstüberschreitungsfähigkeit usw. usw.
--------------------------Ende der Anm.*

Allerdings ergibt sich aus dieser an sich heteronomen, weil subjektiv - irrational unbedingt gesollten/gemussten Grundhaltung, eben weil  sie d i e s e als „geistimperative“ ist, ein Problem; nämlich - ich rede naiv-unmittelbar und wahrheitsgemäß aus eigener Erfahrung - eine grundsätzliche Opposition* zu der Gesellschaft (in meinem Fall zu der deutschen Überflussgesellschaft, härter formuliert: Konsumdiktatur), in der man lebt und erlebt, wie sich diese Gesellschaft langsam aber sicher selbst „demontiert“ , soll auch heißen: indirekt 

Seite 8:
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufs Spiel setzt, denn die - um es klipp und klar zu sagen - bedürfen einer in der Regel faktenverpflichteten, regelbasierten, mit geeigneten Mitteln unterfütterten Wachsamkeit, weil sie als solche per se verletzlich, prekär, instabil sind, folglich im Rahmen einer sich selbst ideologisch-weltfremd-idealistisch den Tatsachen verschließenden (auch: feige-verlogenen) Gesellschaft letztlich unweigerlich gefährdet sind; und zwar grundsätzlich.

Anm.*: Bedeutung des Wohllebens. Opposition? Gemeint ist nicht eine weltanschaulich-ideologische Opposition, etwa weil ich diese Gesellschaft kompromisslos ablehnte; nicht eine, weil ich sie, diese Gesellschaft, wie auch immer radikal umgebaut wissen möchte, nicht weil ich sie gar zerstört sehen möchte (aus Hass, Hybris, politmessianischer Selbstherrlichkeit, Intellektuellen-Dünkel oder schlicht gewissenloser Tugend-Ergriffenheit usw.) … Das wäre in jedem Fall die blanke Verantwortungslosigkeit, denn: Wenn man denn überhaupt glaubt, von sich selber etwas halten zu dürfen, dann nur, dass und weil man fähig ist - von den eigenen Prägungen qua Vorurteilen völlig absehend -, es fühlen, deuten, begreifen und letztlich wissen zu können, dass der Mensch nichts für sich kann, ein von sich selbst getriebenes, tatsächlich in der Regel ein amoralisches: schuldunfähiges, kurzum: seiner selbst nicht ansatzweise mächtiges Tier ist, das man als so geartetes - glaube ich, Sa. - nur im Zaum halten kann dadurch, dass man es dazu bringt (was leicht ist, denn es ist unser heimliches Substanzbegehren - auch aus Angst, - existenzieller Desorientierung, geistiger Mittellosigkeit, triebgesteuerter Selbstentfesselungslüsternheit usw. -) in Saus und Braus, verpflichtungslos-orgiastisch in sich und durch sich selbst zu treiben: sich selbst dekadenzeuphorisch zu übersteigen, soll heißen: Wohlstand und Wohlleben zu zentrischen „Narkosen“ und „Sinnfiktionen“ auszugestalten - und diese „Glanzleistung“ ist erbracht worden durch die kapitalistisch-naturwissenschaftlich-technische Superstruktur (so Arnold Gehlen) als gesellschaftlichem Überbau (wiewohl permanent gefährdet durch ideologisch-politischen Extremismus, religiösen Fundamentalismus und progressive kulturelle Verwahrlosung  und Verrohung, die sozusagen die Schwestern sind der außengeleiteten Selbstentmächtigung als dionysischer Konsum-Ekstatik). Also: Um Demokratie und Rechtsstaat ausreichend schützen, überhaupt auf Dauer stellen zu können, bedarf es eines hohen Wohlstandsniveaus und einer progressiven Verfeinerung und Steigerung der Wohllebensvollzüge, bedarf es dieser als „Befriedungsmittel“ für grundsätzlich in sich selbst irrational „dauerschwankende“ Menschen - 
o b w o h l auch diese auf Dauer Demokratie und Rechtsstaat gefährden m ü s s e n, nämlich als akulturell-enthemmende Verwahrlosungs-, Verrohungs- und Verkümmerungs-Phänomene
-----------------------------Ende der Anm.*

Kurzum: 
Die deutsche Gesellschaft droht politisch an sich selbst zu scheitern, weil sie ist/scheint/sein könnte/immer mehr wird gesteuert durch 
(Alpha) weltfremd-hyperliberale (dekadent wertunsicher-naiv-beschönigungssüchtig und gesinnungsarrogant) Tendenzen und 
(Beta) korrupt und mammontheologisch (durch den Investorenkapitalismus*, der, selbst nichts produzierend, alles zur Profitquelle degradiert, sogar das menschliche Dasein selbst)

Anm.* Nach Jürgen Kocka: Aufstieg des Finanzmarkt-, Finanz- oder Investoren-Kapitalismus = Inbegriff für alle Geschäfte, die nicht mit dem Tausch und der Produktion von Gütern zu tun haben, sondern Geschäfte sind, mit denen Geld gemacht wird - seitens Wechslern, Maklern, Banken, Börsen, Investoren und Kapitalmärkten - mit der Tendenz der Verselbständigung und Herauslösung wirtschaftlichen Handelns 
(a) aus sozialen Kontexten

Seite 9:
(b) der Zuspitzung der Ziele auf Profit bei gleichzeitiger 
(c) Indifferenz gegenüber sonstigen Zielen

Freilich muss ich zugeben, dass die Punkte (a) bis (c) eigentlich - und zwar „lupenrein“ - die Aspirationen jeder beliebigen: selbstischen Marktmonade widerspiegeln: 
(i) rational-egoistische, wohllebenssteigernde S e l b s t- verwirklichungs-Zwecke (zumeist eudämonistisch-hedonistische)
(ii) zugespitzt auf Lust- und Ich-Steigerung: Wohllebens-Subjektivismus
(iii) ohne jede Rücksicht darauf, was das ethisch, kulturell, politisch, ökologisch usw. - vielleicht  bedenklich seiend, aber nicht unbedingt müssend - bedeuten könnte
-----------------------Ende der Anm.*

(Gamma) weil die deutsche Gesellschaft ist nihilistisch: metaphysisch leer, entwurzelungsgefährdet* und selbstverrohungsgierig

Anm.*: Wirklichkeitszerfall. Wenn es, wie es heutzutage der Fall ist - in Mangelgesellschaften war es umgekehrt (also noch im 19. Jahrhundert) - keine selbstverständlich gültigen Werte mehr gibt, d. h. Werte, die zu hinterfragen niemandem einfiele, dann bedeutet das, dass es heute (in unseren Überflussgesellschaften)
(a) keinen Konsens mehr geben kann über eine kollektiv akzeptierte/ als verbindlich angesehen Wirklichkeit; bedeutet das, dass
(b) also die Orientierung der Menschen an den von ihnen einst fraglos übernommenen Selbstverständlichkeiten, sich aufgelöst hat, und allein deshalb schon sie, diese Menschen, viel anfälliger werden dafür, 
(c) ihr eigenes Tun und Lassen als Ausdruck ihrer „Autonomie“ oder als ihr „gutes Recht“ aufzufassen bzw. zu reklamieren, bzw. zu behaupten; bedeutet das überhaupt, dass sie 
(d) die von ihnen (ihnen letztlich durch Reklame, Politpropaganda, Medien, explizit wohllebensideologisch ausgerichteten Zeitgeistströmungen/Selbstverwirklichungs-Ideologien usw. : das heutige Dasein ist weitegehend „Phrasen-, Leerformel- kurzum: Illusionen-Konsum“ sozusagen „eingebläut“) subjektiv als „wahr“ erfahrene Welt für die halten, deren Wohlleben „verheiligende“ Kategorien sie für die einzig erstrebenswerte halten, indem sie sich von dieser Welt physisch wie psychoethisch steuern lassen –zumal sie sozusagen permanent - ich wieder hole mich -    
(e) von implizit wertsetzenden Mächten wie medialen Unterhaltungsangeboten, implizit wertsetzenden Verhaltensweisen, Vergnügungen, Pop-Musik, Star-Botschaften, Sport usw. usw. nicht „heimgesucht“, sondern gehalten und gehoben werden, um sich auf diese Weise dann
(f) von freizeithedonistisch bewusstseinslenkenden - inzwischen digital vermittelten - Verlockungen überrumpeln, vereinnahmen und letztlich sich ihrer selbst entfremdend verdinglichen lassen; kurzum:
(g) die einstmals (noch im 19. Jahrhundert) als selbstverständlich hingenommene über die Institution Familie weitergegebene kirchlich wie staatlich vorgeschriebene Wirklichkeit (als kultureller Wert-Überbau) löst sich im 20. Jahrhundert auf: Die Individuen werden zu austauschbaren narzisstischen Körpermonaden, die auf intensive, unterschwellig stark rivalisierende persönliche Beziehungen zueinander angewiesen sind, dabei sich zunehmend oberflächendifferenzierend verhalten, soll heißen: sich immer mehr verähnlichen und überhaupt zu rationalen Egoisten als gelernte Verbraucher werden (David Riesman
M. a. W./allgemein angedeutet: 
Im 19. Jahrhundert wurden die „Innenwelten“ der Individuen noch traditionell von  kirchlichen und staatlich-rechtlichen Vorgaben  gesteuert (über die Familie); so in Deutschland.

Seite 10:
Im 20. Jahrhundert (hier etwa ab den 1960er Jahren - die Zeit der Weimarer Republik zwischen den beiden Weltkriegen  lasse ich hier beiseite, wohl wissend, dass die Lockerungen der vormals rigiden Sexualmoral bereits vor dem 1. Weltkrieg, also vor 1914, einsetzte)- erfahren diese strikt außengeleiteten  (durch Kirche, Staat, Traditionen) individuellen Innenwelten mehr und mehr eine Art Befreiung aus allen traditionellen kirchlichen und staatlich-rechtlichen „Bevormundungen“: 
Es beginnt die Ära des sich selbst bestimmen dürfenden/sollenden Subjektivismus, welcher angedeutet werden kann mit den Schlagworten „Emanzipation“, „Selbstverwirklichung“ und „Selbstbestimmung“, d. h. die Individuen sollen selbst bestimmen, wie sie leben wollen - mit dem Ergebnis, dass sie zunehmend unter die Fuchtel Wohllebensintensivierung versprechender (und haltender) Marktverlockungen geraten, also mehr und mehr einer Art Marktknechtschaft verfallen, deren „Werte, Ziele und Zwecke“ man unter dem Begriff „repetitiv sich steigernder Erlebnis-Konsum „ als sich selbst genießender und verzehrender Körper/Leiber“ gekoppelt mit sich steigerndem Narzissmus als show-haft emotionaler: selbstdarstellerischer Selbstinszenierung bei gleichzeitig damit einhergehendem Verzicht auf  alle hochkulturell- geistigen Forme der Selbstkontrolle; die Individuen werden zu heteronomen Darstellern eines marktvermittelten, auf Selbst- und Waren-Konsum abhebenden Daseins, das sie als selbstgewähltes empfinden und erleben.
Im 21. Jahrhundert, dem Jahrhundert der sich vollendenden Digitalisierung, werden die Individuen hilflos-willig und begeistert allsimpel (soll heißen: psychoethisch aufgesogen von  medialen Kunstwelten mit ausschließlich alltrivialkultureller Prägekraft, welche sich irgendwann dann - in China ist dieser Prozess schon weit fortgeschritten - zu einer Macht entfalten wird, die in der Lage ist, nicht nur zu bestimmen, was Wirklichkeit sei, sondern auch zu kontrollieren und kommandierend vorzugeben, was als solche zu gelten hat - dazu genutzt von einer allmächtig-totalitären Partei, die das bestimmt. Dann kann das letzte Ziel nur die totalitäre Lenkung subjektiver Innenwelten (in wessen Interesse auch immer; z. B. dem einer totalitären Partei) sein; muss es vielleicht auch sein, weil die  geistig toten Individuen der westlichen Konsumdiktaturen: die schund-, selbstverdinglichungs- und belämmerungsentwirklicht  geprägten Individuen über keine ausreichenden intellektuellen Kapazitäten verlässlicher Selbststeuerung mehr verfügen werden.

Anmerkung dazu: 
Es ist nicht ausgeschlossen (vielmehr wahrscheinlich), dass die KI der Demokratie nach und nach - indirekt - „den Garaus“ machen wird, indem sie deren (wie das indes ja schon die moderne Teilchenphysik und Hirnforschung getan hat) „autonome, vernünftige, selbstwahlfähige, allgemeinwohlorientierte usw. Persönlichkeit definitiv als Fiktion entlarven und zugleich „zu Grabe legen“, eine Unwirklichkeit schaffen wird subjektiv psychoethischer Anomie, die - ich sag’s nochmal - dann nur totalitär unterdrückt werden könnte
------------------------Ende der Anm.*

(Delta) Die deutsche Gesellschaft fühlt sich/wird politisch mehr und mehr im Stich gelassen: Die politische Funktionselite versagt/tut das schon freilich sehr lange.
Dazu  „spiegel special“, Nr. 1/1999(!), Ein deutscher Sittenspiegel: Volk ohne Moral, eine Sammlung von Artikeln, die nunmehr 25(!) Jahre alt sind
An dieser ein paar Zitate: 
„Der Sinn für Anstand und Moral stumpft ab“, S. 50 (Kommentar, Sa.: Er musste es wohl, um nicht gesellschaftlich ins Hintertreffen zu geraten: in einer Konsumdiktatur sind alle Formen der Selbstbeschränkung, des Selbstzwangs, der Machtausübung über sich selbst um eines ethischen/moralischen/sittlichen Wertes willen nachteilig; man schwächt sich dadurch selbst im Kampf um Geld, Macht, Lust, Prestige usw. usw.) 
S. 51: „Deutscher Sittenspiegel: Pflichtvergessene Mediziner, geldgierige Rechtsanwälte, und 

Seite 11:
mogelnde Steuerzahler, Kauflust für Diebesware und eine Polizei, die sich selbst schützt - bei den Bundesbürgern kommt das Gute immer schlechter weg.“ (Kommentar: „In einer Konsumdiktatur ist eine progressive Verpöbelung unausweichlich, denn: in einer Konsumdiktatur gilt - man spricht es freilich nicht offen aus -: Du bist dir selbst der Nächste, muss das in der Tat auch sein in einer solchen Gesellschaft, denn diese anerkennt und zeichnet aus mehr und mehr nur in ihrem Sinne Erfolgreiche, Angekommene, Herausragende, kurzum: Selbstsucht-Strolche; verehrt sie zuweilen schon: also raffe, hure, betrüge, sei korrupt, mache dir kein Gewissen usw. usw.; zumal du darauf verweisen kannst - das wird staatlicherseits zugestanden -, dass du ein Würde-Träger bist, ein Zweck an sich, ein Über-Tier.“
S. 14: Abstand zum Anstand: „Die Ära Kohl begann mit einem großen Wort … Am 13. Oktober 1982 erklärte sein Kabinett eine „geistig-moralische Wende“ in Deutschland … Seinem Nachfolger Gerhard Schröder hat der Unionschrist die Verantwortung für ein Gemeinwesen hinterlassen, in dem eines mehr denn je Mangelware scheint - Moral.“ … „Deutlich fortgeschritten“ sei während der Ära Kohl der „Verfall der öffentlichen Moral“ schreibt Kohl-Vorgänger Helmut Schmidt …“… Hans Herbert von Arnim spricht auf derselben Seite von der politischen Klasse als selbstbezogen und abgehoben, vom Staat ohne Diener; davon, dass die Politiker das Wohl des Volkes nicht schere. 
Und so (Sa.) scheint es heute in noch in weit größerem Ausmaß der Fall zu sein 
S. 112 heißt es - der Artikel lautet „Die reine Beziehung“, Professor Gunter Schmidt über das Verschwinden der Sexualmoral - „Die „reine Beziehung“ - das Adjektiv ist im Sinne von pur oder unvermischt zu verstehen  - wird nicht durch materielle Grundlagen, Institutionen oder Traditionen gestützt, sie wird um ihrer selbst willen eingegangen und besteht nur , solange sich beide darin wohl fühlen, solange beide einen emotionalen „Wohlfahrtsgewinn“ haben.“
Dazu nun folgende Ausführungen
(*) „rein“ ist mit „verpflichtungslos“ gleichzusetzen, letztlich mit „verantwortungslos“, weil man Verantwortung nicht übernehmen will, weil sie einen psychoethisch forderte, also einen in seiner „Freiheit“ einschränkte, daran hinderte, sich wahllos aus seiner existenziellen Hilflosigkeit zu kopulieren
(*) Der angesprochene „Purismus“ ist eine subtile Form der Unfähigkeit zu so etwas wie „Selbstverpflichtungsmächtigkeit und/oder -willigkeit“
(*) Das Ganze rubriziere ich unter den Bezeichnungen „Entlastungs- bzw. Behelfs-Kopulieren“ - das lese ich daran ab, dass Stumpfsinn, wachsende  Unzufriedenheit, Selbstentmächtigungswünsche (z. B. via Pop-Musik), Seelenkälte, Aggressionsneigung und überhaupt Glücksunfähigkeit (der gängige Entfesselungs- Emotionalismus hat nichts mit Glück zu tun) zunehmen, anstatt dass jene reinen Beziehungen dazu beitrügen, diese zu mindern. Kurzum: Es geht auch darum - und zwar substantiell - die eigene seelische Leere, die eigene geistige Verarmung, die eigene Unfähigkeit, sein Leben einsichtsbereichert marktabständig und also verantwortungsfähig zu führen; kurzum: Es geht um ein Monaden-Verhalten in dem Sinne, dass sich zwei Körper berauschen, um sich dadurch als desorientierte Marktknechte und Selbstverfehlungs-Büttel zu vergessen.
Das Verschwinden der Sexualmoral ist also auch das Verschwinden des Erotischen, welches ohne geistige Exzellenz nicht zu verwirklichen ist. Freilich: Der Kapitalismus hat das Erotische zerstört, um das Sexuelle als Verkaufsförderungs-Maßnahme ausbeuten zu können.
Indes ich dann, angesichts der gerade angedeuteten gesellschaftlichen Phänomene der progressiven Monadisierung der Individuen zu bloßen „Leibeinheiten“ (generell also: zu markthörigen Kunden in jeder Hinsicht), ihrer psychoethischen Verarmung und geistig-intellektuellen Impotenz als bloßen Wohllebenskonsumenten, fragen muss, ob die deutsche politische Funktionselite - oft angeprangert, sie sei letztlich politisch inkompetent, sei als diese Funktionselite rein machtorientiert, wobei die einzelnen 

Seite 12:
Parteien, die sie ausmachen, sich gegenseitig bekämpften allein um eben dieser Macht willen, seien zudem massiv wirklichkeitsverlustig, ideologisch-weltanschaulich tugendhypertroph, leerformelideologisch phrasenbeliebig, eben ausschließlich an Macht, Ruhm, Selbstdarstellungsgelegenheiten, Privilegien und der Bekräftigung ihrer personalen Relevanz interessiert - in dieser Schärfe anzugreifen überhaupt angemessen und gar gerechtfertigt ist, denn: Die in einer Überflussgesellschaft unvermeidlichen, progressiv sich intensivierenden (bis hin zur anomischen Verrohung) geistig kulturellen und psychoethischen Formen innerer Verarmung und faktischer Verdinglichung der Individuen sind politisch n i c h t, nicht ansatzweise, zu meistern, müssen vielmehr politisch ignoriert, beschönigt, umgedeutet, ideologisch verharmlost oder moralrhetorisch vernebelt werden: Dann ist von der „Würde“ die Rede, dem „Respekt“, der den Menschen zu zollen sei, allen Menschen, von der „Menschlichkeit“  überhaupt, von der man sich nicht verabschieden soll und wolle.

Das eigentliche Problem: Unterschwellig-anonym wirkt der gossen-, anomie- und dekadenzaffine Zerfall der Gesellschaft, wirken die systembedingt wachsende: verdinglichungskonsumtiv fundierte Selbstentmächtigung der Individuen und die diesbezüglich entsprechende Ohnmacht der ihrerseits zeitgeistverfallenen Politik narzisstischer Karrieristen, diese Niedergangs-Phänomene politisch anzugehen, notwendig antidemokratisch; und obwohl diese Prozesse als in einer zumal in eine digitale Gefangenschaft geratenen Überflussgesellschaft als nicht zu vermeidende und auch nicht zu meisternde angesehen werden müssen, werden sie von vielen, ihrerseits orientierungslosen, verängstigten, wütenden, sich vernachlässigt fühlenden Menschen einer politischen Funktions-Elite zur Last gelegt, die sie, wie gesagt, versuchte sie es, nicht ansatzweise würde aus der Welt schaffen können – zumal sie überhaupt auch nur zu begreifen eher nicht in der Lage wäre. Also: Teile der deutschen  Gesellschaft fühlen sich politisch mehr und mehr vernachlässigt, ja: ignoriert und im Stich gelassen; es gehe politisch mitnichten um ihre Interessen und Probleme, sondern um ideologisch-weltanschauliche oder sozialstaatliche oder weltfremd-moralische Angelegenheiten, die das Land gar nicht beträfen; oft werde auch mit zweierlei Maß gemessen und seien die Probleme anderer Staaten den deutschen Politikern offenbar wichtiger als die ihres eigenen Landes. In der Tat: Derlei Eindrücke kann man leicht gewinnen, wenn man den politischen Dilettantismus der von diesen Vorwürfen betroffenen Repräsentanten der Parteien sich betrachtet: Ihre narzisstische Rechthaberei, ihre geistige Mittellosigkeit, ihre Neigung zur Selbstbeweihräucherung, ihre ideologische Befangenheit, ihre Arroganz, ihre Bildungsarmut, ihre sachliche Vagheit, ihre folgenlosen Ankündigungen usw. Eigenschaften, Verhaltensweisen und Arten und Weisen das sich öffentlichen Darbietens, die allesamt gegen eine politische  Eignung sprechen. Und dass man glaubt, diese Dinge mit Recht feststellen zu dürfen, ist jedenfalls in der Regel nicht von der Hand zu weisen.

Aber noch einmal - zur Verteidigung der politisch Tätigen:
Verantwortungsunfähig sind Politiker dann nicht - auch wenn sie das Folgende nicht begreifen oder nicht begreifen wollen, also ausblenden; vielleicht auch nicht begreifen dürfen/sollten, um nicht an diesen Phänomenen noch handlungsunwilliger zu werden: Sie, die Politiker, sind völlig machtlos, wenn es um systemimmanente existenziell-kulturelle Verwerfungen geht, Fehlentwicklungen, die in einer Überflussgesellschaft gar nicht zu vermeiden sind: nämlich der Reduzierung der Menschen zu Reiz-, Effekt-, Show-, event- und Sensationskonsumenten, zu abstrakten Umsatzgrößen, zu hedonistischen Erlebnisjägern, zu selbststeuerungsunfähigen Lustpflegern, Reklame, Medial-Schund und subtil gängelnden Selbstverdinglichungsverlockungen unterworfen, geflutet mit nicht einlösbaren 

Seite 13:
Glücksversprechen im Hinblick auf welche Arten und Weisen von Glück auch immer, zumal zunehmend geratend in eine nicht kontrollierbare digitale Gefangenschaft, gesamtgesellschaftliche Fragwürdigkeiten, die allesamt die zentrale Lebenslüge der Konsumdiktaturen entlarven: Dass sie abhöben auf die Sicherheit, Zufriedenheit, geistig-psychoethische Gesundheit und Stabilität der Menschen, darauf, ihnen, den Menschen, eine Leben zu ermöglichen, das sie dauerhaft würde erfüllen könne, kurzum: auf einen haltgebenden und in jeder Hinsicht sinnerfüllten Daseinsvollzug:
Das genaue Gegenteil ist der Fall: Verwahrlosung, Anomie, Monadisierung, radikale Selbstverluste und -erniedrigungen, drastische Selbstentpflichtungszwänge, individuelle Hilf- und Orientierungslosigkeit, permanent gängelnder Druck, sich  eskapistisch-emotional (etwa mittels Drogen, Pop-Musik, Pornographie, Selbstdeklassierungs-trash, social media-Banalitäten usw. usw.) aus der versachlichten Alltagswirklichkeit zu katapultieren.
Die Politik vermag dagegen nichts, nicht das Mindeste (jeden falls nicht in einer Demokratie, die naturgemäß die menschlichen Subjekte idealisieren, mit Eigenschaften ausstatten muss (wie etwa Würde, Vernunft, Selbststeuerungskompetenz, Einsichtswilligkeit, personale Autonomie usw. und: sie seien tolerant, gerecht, human und ), die zutiefst irreführend sind, schaut man auf die Fakten, etwa diese: Die heutigen Überflussgesellschaften sind amoralische Klein- und Großgauner-Gebilde mammonistischer Substanz, in denen es um die Durchsetzung von Ich-, Hab-, Macht und Genuss-Sucht, also um Pleonexie geht - und können auch nichts anderes sein, weil der Mensch weder ein gottgeschaffnes noch ein Geist- noch ein sonst wie ausgezeichnetes Wesen ist, sondern ein Tier, das sich selbst zu stabilisieren oftmals unfähig ist, ein verlogenes, bedürftiges, triebgegängeltes Wesen ist, das eine völlig sinnlose - oft gar leiderfüllte, immer prekäre - Existenz in einer inhumanen und verwahrlosungsanfälligen Gesellschaft, auf einer ihm gegenüber gleichgültigen Erde in einem völlig sinnlosen  Universum im lebenslangen Bewusstsein seiner Endlichkeit zu bewältigen hat.

Unter solchen Voraussetzungen funktioniert eine Demokratie als psychoethisch-kulturelles Phänomen* nur auf der Grundlage
(i) von Selbstglorifizierungen des Wesens Mensch
(ii) von Illusionen und Lebenslügen
(iii) von massiven Außen-Steuerungen der Individuen durch Wohllebensvollzüge
(iv) von Entlastungsfiktionen wie Freiheit, Emanzipation, Selbstbestimmungsfähigkeit, Selbstverwirklichungsmacht usw. usw.
(v) von Ausblendungen der ernüchternden Ergebnisse der rationalen (experimentellen) Intelligenz des Menschen, also der Ergebnisse der Naturwissenschaften, die den Menschen als das entlarven, was er nicht ertragen kann: Materie-Gebilde, radikalem Determinismus unterworfen, Tier zu sein
(vi) von Unwissen, was 
(v) anbelangt, Selbsterhöhungen, Selbstüberschätzungen und Selbstglorifizierungen; zuletzt
(vii) von ekstaseemotionalen Seelengrundierungen: Erlebnis-, Selbst-Du-Konsum, dann: Entfesselungsberauschungen, wie sie typischerweise die Pop-Musik provoziert; dann regelrechte Anbetung, Überhöhung, Verehrung von Stars usw.,

Anm.*: Indes als Verfassungs- und Rechts-Konstrukt eines Staatsgebildes nicht wie als psychoethisch-kulturelles Phänomen auch auf „ideologischen Glorifizierungen“ des Menschen, sondern auf lebensvollzüglich faktisch erfahrbaren Grundlagen, wie etwa individuellen Rechten der Lebensgestaltung, der autonomen  Selbstbestimmung und freien Selbstgestaltung im Rahmen des geltenen liberalen Rechts, dem Schutz vor staatlicher Willkür, Verfolgung usw. usw., Gegebenheiten, die den großen Vorzug der Demokratie gegenüber Diktaturen ausmachen, Gegebenheiten, die aber doch auch aufgeweicht werden

Seite 14: 
können durch das, was oben erwähnt wurde: durch eine progressive Anomisierung der individuellen Innenwelten: also durch Ich-Entfesselungs-Orgien, Narzissmus, kulturell-sittlich-geistigen All-Verfall, Verwahrlosungsseligkeit, Selbstdeklassierungsverhalten usw. usw. 
-------------------------Ende der Anm.*

Indes: 
(viii) ist der Kapitalismus  - direkt: ökologisch, indirekt: die Individuen verdinglichend und so notwendig in einen diffusen Trivialnihilismus reißend - destruktiv; zumal er Reife, Selbstständigkeit, Selbstreflexionsfähigkeit und -willigkeit, Verantwortungsbereitschaft und individuelle Moral überhaupt unterminiert, etwa mit technologischen Mitteln, die  faktenentmächtigend (soll heißen: trancedebil infantilisiert spaßgierig machen, also verknechtungsintensiv, digital gar enthemmungsaggressiv wirken. Wohlleben führt eben notwendig zum Gegenteil dessen, was es verspricht (s. o.).

Und all das „rumort“ auch in den Tiefen (die wir nicht sehen wollen) unserer heutigen Gesellschaften: Sie sind metaphysisch tote Kunstprodukte unserer autodestruktiven Hyperrationalität, für die kein Mensch was kann; keiner.
Und gegen all das ist also auch kein politisches „Kraut“ gewachsen; man wird damit rechnen müssen, dass wir uns gar selbst abschaffen könnten: homo sapiens ist autodestruktiv, das ist er in der Tat: geistig, intellektuell (naturwissenschaftlich-technologisch), kulturell, psychoethisch und physisch. Politik hin, Politik her.
Und es sind auch diese uns aus dem Gleichgewicht werfenden Phänomene, die uns heute - ohne dass wir würden explizit Kenntnis von ihnen genommen haben müssen - heimsuchen/umtreiben/verunsichern/verängstigen. Und was machen wir? Wir verlieren zunehmend auch ihretwegen das innere Gleichgewicht, lassen uns auch ihretwegen in Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit, Angst, Hass, Wut, Vernichtungsgier, Gewaltphantasien usw. gegeneinander treiben, weil wir dies nicht einsehen wollen (und wohl auch letztlich nicht können): Unsere Existenz ist vollkommen nichtig, ausnahmslos sinnlos - und das wissen oder ahnen es wenigstens, und daran ist niemand schuld; niemand.
Wir begehren also auch gegen etwas auf (d. h. wir begehren gegen andere auf, weil wir fälschlicherweise glauben, sie seien an unserem Schicksal schuld; indes dass unser Dasein sinnlos ist, das hat kein Artgenosse boshafterweise wollen können: Das ist der sich selbst organisierenden Materie immanent, der (baryonischen) Materie, aus der wir ausnahmslos bestehen; und ihr radikaler Determinismus und ihre „schöpferischen“ Prozesse (auch der zufällige der biologischen Evolution auf der Erde, dessen nicht notwendiges Ergebnis wir sind) sind von uns devot hinzunehmen, uns maßlos sich selbst überschätzenden Nihilismus-Gebilden

(Epsilon) Die deutsche Gesellschaft droht politisch an sich selbst zu scheitern, weil sie, die deutsche Gesellschaft, sich selbst progressiv verwahrlost, primitivisiert, extremisiert (nicht nur politisch, sondern auch sozial, weltanschaulich, traumtänzerisch-eskapistisch), offenbar tendenziell heimlich vergossungslüstern, weil glück-, hilf-, mittel- und geistlos, eine Gesellschaft, die sich wahrscheinlich unterschwellig selbst hasst, weil sie ahnt, dass sie immer mehr verpöbelt, auseinanderfällt in Verbraucher-Monaden-Klüngel, die ihr Leben nicht mehr zu führen in der Lage sind, sondern es nur noch trivialkulturell markthörig vollziehen.

(Zeta) Dieser Gesellschaft fehlt eine Art konsequent illusionslose Selbstentlarvung. Ihren Individuen fehlt Muße, Heiterkeit, Großgesinntheit, Generosität; diesen Individuen, immer öfter psychoethisch deklassiert, fehlt der Stolz, die geistige Selbstsicherheit, überhaupt der 

Seite 15:
Wille, sich nicht dauerdebilisiert herabwürdigen zu lassen zu austauschbaren Genuss-Monaden, fehlt der sittliche Antrieb, sich ehrlich zu machen, faktentreu auf sich selbst zu insistieren; es fehlt die geistig-moralisch-psychische Kraft (es fehlt ein Wertekorsett, das von vornherein verpflichtend wirkte; zumal Erziehung und Bildung heutzutage schlicht oft ungenügend sind), es fehlt die Einsicht in die die Schädlichkeit der (außenvermittelten) eigenen leichtlebigen Verworfenheit, der Antrieb überhaupt, sich vom eigenen zuweilen selbstaufgabelüsternen und recht primitiven Reklame-Vergnügungs-Bewusstsein loszureißen, auch um sich vielleicht eingestehen zu können, dass man als konsumtiv-infantile Vertingeltangelungs-Masse 
riskiert, seiner selbst vollkommen benommen zu werden.
Allein ich weiß: Das ist alles leeres Gerede, all das wird nicht geschehen, erstens weil eine Gesellschaft, egal welche, sich eine illusionslose Selbstentlarvung gar nicht leisten kann und zweitens nicht, weil die Individuen, die in einer heutigen Überflussgesellschaft ihr Leben fristen müssen, den dauerkommandierenden  Zugriffen ihrer Gesellschaft nicht ansatzweise zu entkommen willig und fähig sind: Im Gegenteil: sie sind geradezu erpicht darauf - müssen es sein, um sich sozusagen nicht maskenfrei-illusionslos selbst begegnen zu müssen -, sich auf die Illusionen, Selbsttäuschungen und Entwürdigungen  „mit Haut und Haaren“ einzulassen, um auf diese Weise auch jedweder mühsamen Verantwortung für sich selbst enthoben zu werden. N i c h t weil sie schlecht wären, sondern weil ihnen dazu Selbstmacht/Seelenkraft: psychische Mittel, Mut, oft auch Bildung und v. a. der „limbische Imperativ“ fehlen

(Eta) Kurzum: Es ist diese gegenwärtige deutsche Gesellschaft eine pseudoprogressiv-klerikal gemütsschlichte, deren verschiedene politische, weltanschauliche, esoterische, begriffs- und worthülsen- entfesselungswirre, randständige und sonstige, lautstark ihre Leerformel-Onanien zelebrierende Gruppen sie, weil spätzeitfurios von ihrer eigenen Weltfremdheit unterwandert, sie, diese Gesellschaft, aggressiv-rechthaberisch-laut, zu scheinbar endlosen Aufführung ihrer eigenen jeweiligen Amygdala-Farce zwingen

(Theta) Ob die berühmte „Mitte“ der noch realitätsfähigen und einsatzwilligen Mitglieder dieser Gesellschaft, die freilich immer mehr - indirekt; auch aus tugendklerikalen  Gründen - Ausgebeuteten, also etwa die Gutwilligen und Verfassungstreuen, das noch lange werden mittragen wollen und k ö n n en, das sei dahingestellt . Fakt ist, dass die gerade aufgezählten gesellschaftsruinösen Gefahr (falls sie korrekt erfasst wurden - indes manche wohl schon) dahin führen könnten, dass die gerade von ihren sich selbst deswegen dauerlobenden Hütern besonders, also von innen heraus, bedrohte Demokratie irreparabel beschädigt werden und nach und nach untergehen könnte - einmal abgesehen davon, dass massive äußere Bedrohungen (etwa militärische), dazu zwingen könnten, sie abzuschaffen, weil jene Bedrohungen es - um das nackten Überleben der Bedrohten überhaupt vielleicht noch sichern zu können – erfordern könnten.

(17) Was also darf, kann, soll, muss ich sagen zu Begriffen wie „Würde“ und „Demokratie“? 
Dazu nun einige persönliche Bemerkungen

(a) Aus den mehrfach schon genannten Gründen muss ich den ethischen wie insbesondere den rechtlichen Würdebegriff fallen lassen:  Bezogen auf ein vollständig heteronomes (determiniertes/unfreies) Wesen als zufällig entstandenes tierisches Materie-Gebilde, machen Begriffe wie Autonomie, Würde, Schuld, Moral, Verantwortungsfähigkeit usw. keinen Sinn mehr

Seite 16:
(b) Zum andern erlaubt es unsere (geistgetränkte) Lautsprache - aus Stolz, Scham, Ehrfurcht, Lebenserfahrungskonditionierung (das menschliche Dasein kann sein - und ist es oft genug - ein substanzbedrückendes Drangsal-, Gram-, Gewalt-, Gewissenlosigkeits- und Barbarei-Gefüge), 
(i) aus einer (genetisch) persönlichkeitsfundfierten Leidenschaft für eine geistige Selbstverfeinerung heraus, 
(ii) aus dem kommandierenden „Seelenbrand“ eines imperativen Selbstanspruchs heraus, sich auf keinen Fall der (verdrängten: verdrängt worden sein müssenden) armseligen Nichtig- und Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins zu ergeben usw. usw. - uns irrational-unfrei einem Existenzvollzug zu verschreiben, der, streng naturalistisch betrachtet, nichts weiter ist als eine Selbsttäuschung, eine Selbstfiktionalisierung (z. B. auch dadurch, dass man Kunst macht), dem wir uns aber um den Preis der Selbstverachtung verpflichtet fühlen sollten, individuell versuchend, Mathias Schreibers Kategorien  (s. o.) als Grundlagen einer würdevollen  Lebensgestaltung sich zu eigen zu machen

(c) Zumal ich aus Gründen einer intellektuellen Verantwortungsbereitschaft mir gut überlegen muss, ob ich - sozusagen wider besseres Wissen: das naturalistische Weltbild ist für mich „sakrosankt“ - nicht verpflichtet bin, dennoch in Erwägung zu ziehen, ob die Fiktion einer rechtlichen Würde  (besagend, dass der Mensch, jeder Mensch, als Mensch ein Zweck an sich sei, also z. B. niemals wie eine tote Sache behandelt werden dürfe, folglich auch dann als diese betrachtet werden müsse, wenn er die Fähigkeit und Willigkeit, sich selbst als bloße Kreatur zu entmächtigen, vermissen lasse) gerade deswegen nicht aufgegeben werden sollte, weil sie als demokratisch-rechtstaatliche F i k t i o n nicht vielleicht doch eine nützliche systemstabilisierende, weil Narzissten- oder Extremisten-Machtgelüste hindernde/zurückdämmende/relativierende haben könnte (zumal mir im Klaren darüber seiend, dass das heutige Leben geradezu durchsetzt ist - und gesteuert wird von - mit Träumereien, Illusionen, Phantasmagorien, Phrasenwüsten; und gerade auch deswegen! halbwegs funktioniert. Soll heißen: Man sollte Fiktionen* nicht schon deshalb verwerfen, weil sie Fiktionen sind, denn klar ist, dass ohne solche Fiktionen menschliches Leben überhaupt nicht stabilisiert werden könnte (das gilt zumindest für den perfekt sprachfähigen homo sapiens)

Anm.* Gott. Die tiefste, ehrwürdigste und 
all-ehrfurchtgebietende Fiktion ist Gott. Ich habe mich als Atheist bekannt; und dieses Bekenntnis widerrufe ich auch nicht; kann es nicht; schon aus Gründen der Redlichkeit nicht. Indes habe ich in mir schon als Kind - in der Einsamkeit, auf den sonnendurchglühten Feldwegen, wenn die Kirchenglocken zu mir herüberklangen, wenn ich durch die nächtlich leeren Dorfgassen stromerte, ängstlich den unheimlichen Geräuschen tiefer Nacht ausgesetzt war usw.- ein, was Gott anbelangt, tiefe irrationale Faszination gespürt, kirchlich im Zusammenhang mit dem Kindergottesdienst vermittelt und wesentlich geprägt und verstärkt durch mein frühes, krankheitsbedingtes Außenseitertum. Gott - also irrational-diffus-tiefenemotionale Seelengrundkraft - war für mich damals eine Art „Gemarkungs-, Nachtgassen-, Einsamkeits- und Zwiegesprächs-Kumpel“, kurzum: Eine Art Behütungs-Virtuose, der mir meine Ängste, Zweifel, Minderwertigkeits- und Ausgesetztheits-Gefühle nahm.
Und bis heute führe ich zuweilen Gespräche mit IHM, besonders dann, wenn die von mir über alles geliebten Winde durch die Stadt und über das Land brausen und gleichzeitig das Geläut der nahen Kirche an mein Ohr dringt. Welche Gespräche, das bleibt freilich meine persönliche Angelegenheit. Gebete sind es nicht.
Fakt ist, ich habe jene frühen metaphysischen Erfahrungen nie vergessen und war auch zu keinem Zeitpunkt bereit, die tiefe Irrationalität dieser Erfahrungen auch nur ansatzweise, aus rationaler Hybris heraus, aufzugeben, sozusagen meinem radikalen Naturalismus zu opfern, denn: Man verrät nicht - schon weil es undankbar wäre - eine wunderbare, dem Vergessen 

Seite 17:
sowieso enthobene Fiktion, sie sei metaphysisch, geistig, erotisch oder sonst wie ekstatisch erfahren worden.

Zumal: Wenn ich von auf sich selbst zurückgeworfenen Existenz-Knechten - oft dionysisch-irrational, daseinsprekär heimgesucht und innerlich hin und her getrieben - rede, von seelenbrachen, 
drogenabhängigen und also selbstabstandsunfähigen Menschen, solchen ohne tragende Wertgefüge: also psychoethisch orientierungslosen und asozial autodestruktionsanfälligen Menschen rede, solchen, die etwa Opfer wurden von Diktatur, brutaler Willkür, Krieg, Gewissenlosigkeit und nihilistischen Selbstauslöschungsexzessen, dann rede ich von frühen Realerfahrungen, nicht von abstrakten Ausdeutungen menschlicher Hilflosigkeit, menschlichen Siechtums und krankhaft antriebslos existenzieller Selbstentmächtigung, dann rede ich also auch von mir, weil vor allem deren – der eben genannten Phänomene - Erfahrung  mich über mich selbst, die neue Gesellschaft der BRD (1949 gegründet, ich kam 1951 zur Welt) und ihre sie so spezifisch charakterisierenden Fiktionen hinaustrieb, um eine Perspektive einnehmen zu können/zu dürfen, die es mir erlauben würde, mich selbst und diese neue Gesellschaft in einem ungewöhnlichen Maße faktenkonform zu begreifen. Dass das gelang, ist freilich Zu- und Glücksfällen gedankt, kaum mir selbst, der ich hätte - im Nachhinein betrachtet - eigentlich, wäre es mit „rechten Dingen zugegangen“ (entsprechend den tatsächlich fehlenden Voraussetzungen) scheitern müssen; indes die Tyche wollte es anders. Und jener Gott hat ihr dabei wohl auch „auf die Sprünge“ geholfen - ebenso wie, scheinbar paradoxerweise, jene schon früh mich heimsuchende, lange Krankheit, die mir meine Artgenossen als das offenbarte, was sie - schuldlos - sind:  selbstohnmächtige Spielbälle ihrer Substanz-Irrationalität, Gewissensarmut und Seelengefrornis.
------------------------------Ende der Anm.*

(18) Warum plädiere ich für die Demokratie?
Was erwarte ich von politischen Amtsträgern in einer Demokratie?
(a) Dass sie nicht korrupt, unsachlich, verantwortungslos und offen gegen das Interesse des Landes agieren
(b) dass sie, diese Amtsträger, sich an geltendes Recht halten
(c) dass sie ihre politischen Ziele offen legen, nachvollziehbar   darlegen/erklären, deutlich machen, warum sie diese Ziele verfolgen und offen legen, was sie glauben lässt, diese Ziele seien solche im Gesamtinteresse des Landes 
(d) dass sie sich in ihrem Tun und Lassen primär strikt an gegebenen Realitäten orientieren und auf keinen Fall versuchen, diese  politmoralisch-ideologisch aufzuweichen/zu zerreden
(e) dass sie überdurchschnittlich gebildet sind, sich, politisch agierend, an ein realistisches Menschenbild - und nicht ein ideal-ideologisch-verehrtes - halten
(f) dass sie rhetorisch versiert sind, ein gewisses Maß an Charisma, geistige Wendigkeit, psychische Weite, Sachkenntnis (diese sich von Experten auch haben bestätigen lassen) besitzen und den unbedingten Willen haben, paradoxe, undurchsichtige oder gar ausweglose Situationen rational genau abzuwägen, um nicht letztlich sachfremd-irrational oder gar politmessianisch diese zu verkennen/zu verfehlen
(g) Dass sie, soweit eben möglich (im politischen Bereich manchmal kaum einzuhalten), sich Ehrlichkeit und Redlichkeit verpflichten, zumal sie als Amtsträger für die Bürgerschaft des Landes tätig sind (und nicht für sich selbst, etwa um ihre Eitelkeit, ihren Narzissmus und ihre Machtsucht zu befriedigen) 
(h) dass sie auf Politreklame (Schlagwörter, vieldeutige Leerformeln usw.) und Staatsschauspielerei verzichten (allerdings ist es, was die Politreklame anbelangt, sehr schwer, auf diese zu verzichten, weil man immer größere Teile der Wählerschaft anders nicht mehr anders als durch diese erreichen kann: sie, diese Wähler, sind zumal auf Show, 

Seite 18:
Erregungszufuhr, Stadion- und Event-Emotionalität sozusagen eingeschworen, würden sich also eher langweilen, wenn sie sprachlich ausgefeilten Darlegungen sich konfrontiert sähen, zumal selbst sprachlich nicht sehr versiert seiend
(i) dass sie auf verdeckte Selbstglorifizierung, Anbiederungen, unlautere Kumpanei („Aber doch klar! Ich bin Fan von Dortmund  und von Schalke!“ „Leute wie Sie, die sich jede Woche aufs Neue mühen, ihre Arbeit so gut wie ebenmöglich zu machen, finden bei mir immer ein offenes Ohr.“) vollständig verzichten
(j) dass sie die Größe haben, dann, wenn sie sich als offenkundig ihren Aufgaben nicht gewachsen gezeigt haben, ihr Amt zur Verfügung stellen.
Kommentar: Alle diese Erwartungen, die ich hier formuliert habe, schießen ins Leere, sind illusorisch, torkeln idealtrunken an den gegebenen Realitäten vorbei.

(19) Was erwarte ich von der Wählerschaft in einer Demokratie?
(a) dass sie sich mit der Frage beschäftigt, was Demokratie denn eigentlich sei (wörtlich: Volksherrschaft) und sich die entsprechende Bildung (die leicht zugänglich ist) aneignet
(b) dass sie sich klar macht, welche Vorteile eine Demokratie mit sich bringt: Beschränkungen der staatlichen Macht, Rechtsstaatlichkeit, also Freiheiten (wobei auf der Straße herumlaufen zu dürfen, keine Freiheit ist, sondern lediglich ein Nicht-Verbot; Bezug: Hysterien der Corona-Krise), über die nachzudenken sich die Wählerschaft verpflichten sollte, um sich klarzumachen, dass Freiheit* nicht Laisser-faire meint, sondern das Resultat von Selbstzwang ist; und dass dieser Selbstzwang sehr nützlich und klug sein kann, weil er zukünftige Vorteile schaffen kann, die man nicht würde erlangt haben, wenn man sich nicht jenem unterworfen hätte

Anm.*: Freiheit. Ich sehe hier ab von der Tatsache, dass man stets immer nur das will, was man tut, niemals aber das tut, was man will (so, korrekt, Wolf Singer, wenn ich mich recht erinnere), d. h. ich  sehe hier ab von der Tatsache, dass der menschliche Wille nicht frei sein kann; auf diese Tatsache im Rahmen einer politischen Wahlrede abzuheben, käme einem politischen Selbstmord gleich, den man aus Gründen der Redlichkeit nicht fordern kann, denn: Demokratische Politik ist im besten Fall positiv gelingende Daseins-Fiktionalisierung im Dienste der Bekämpfung menschlicher All-Irrationalität mit dem Ziel, die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Verhältnisse einigermaßen stabil, halbwegs gerecht und vor allem auch friedlich zu gestalten - bis sie wieder nach und nach brüchiger werden, vielleicht sogar „aus den Fugen geraten“. Darum muss es demokratischer Macht gehen: Das Tier Mensch soweit zu zähmen (mit Wohlleben, Brot und Spielen, hedonistischen Berauschungen,  materieller Sicherheit, Selbstwertsteigerungschancen usw. usw.) dass es sozusagen seine Wesensbarbareien vergisst; vgl. dazu aber unten (vi)  
-------------------------------Ende der Anm.*

(c) dass sie begreift/versucht einzusehen, dass individuelle Selbstbeschränkung dem, der sie sich auferlegt zum Vorteil gereichen kann. Indes diese Selbstbeschränkung nur dann gefordert werden kann, wenn staatlicherseits - etwa aus moralisch-weltanschaulichen oder gesinnungsirrationalen Gründen - nicht mit zweierlei Maß gemessen wird; was in Deutschland zuweilen der Fall zu sein scheint; falls das stimmt, wäre es ein fundamentaler politischer Fehler
(d) dass sie versucht zu begreifen, dass die schlechteste Demokratie immer noch weit besser ist als jede Diktatur
(e) dass sie zur Einsicht gelangt, dass alle antidemokratischen Staatsideale (rechte, linke, religiös fundierte, sonstige) deswegen in einer Diktatur und/oder gar in Selbstvernichtung enden müssen, weil sie mit der substanziellen Ausgerichtetheit des Menschen auf Ich-, Hab-,

Seite 19:
Macht- und Genuss-Sucht; auf Täuschung, Lüge, Perfidie (Hinterlist, Falschheit), dem Zwang, andere überragen zu wollen, Missgunst, Neid, auf Barbarei, ja: Bestialität usw.) letztlich nicht zu vereinbaren sind: sie enden notwendig in der Diktatur
(f) dass sie sich Gedanken darüber macht, dass das demokratische System in ihnen selbst einen potentiellen Gegner hat, indem der sich allzu sehr von den zahlreichen Verlockungen seiner Konsumgesellschaft zu einer ichsüchtig-rücksichtlos-asozialen Entpflichtungs- und Verwahrlosungs-Ekstase verführen lässt, die ihn in der Tat gesellschaftsunfähig machen kann
(g) dass sie begreift, dass es die Demokratie ist, die allein geeignet ist, ihnen die besten materiellen wie kulturellen Existenzvollzugschancen zu bieten: nämlich solche, die ihnen weder Staat noch Recht, weder eine Partei noch eine Volksgemeinschaft, weder eine intellektuelle noch eine Vernunftelite (wie etwa bei Platon die Philosophen) noch eine Mammon-Elite (wie in den USA), weder ein Monarch noch eine Adels- Oligarchie teilweise oder vollständig vorschreiben/aufzwingen können

Kommentar: Keine einzige der aufgezählten - rein ideell grundgelegten - Erwartungen wird/würde sich tatsächlich erfüllen. Dazu J. A. Schumpeter, a. a. O., S. 417: „So fällt der typische Bürger auf eine tiefere Stufe der gedanklichen Leistung, sobald er das politische Gebiet betritt. Er argumentiert und analysiert auf eine Art und Weise, die er innerhalb der Sphäre seiner wirklichen Interessen bereitwillig als infantil anerkennen würde. Er wird wieder zum Primitiven. Sein Denken wird assoziativ und affektmäßig.“

(20) Was erwarte ich für mich selbst von einer Demokratie?
Bevor ich das zusammenstelle, zunächst dies: ich empfinde bis heute eine aufrichtige Dankbarkeit dafür, dass ich meinem schwierigen und grambeladenen (1951 noch rein proletarischen) Herkunftsmilieu entrinnen konnte, weil meine Eltern, nachdem ich die ersten vier Jahre der Volksschule absolviert hatte, von dieser die Empfehlung bekamen, mich aufs Gymnasium (Progymnasium für Knaben) zu schicken; ich wollte partout nicht (subtileres Mobbing befürchtend), aber mein Vater verfügte - Gott sei Dank - diktatorisch, dass ich gefälligst diese Schule zu besuchen habe. Ob mir das unter den Bedingungen einer anderen als demokratischen Staats-Verfassung erlaubt worden wäre, bezweifle ich, weiß es aber nicht; also: ich durfte aufs Gymnasium; meine Eltern mussten kein Schulgeld zahlen; genauer: ich konnte die Grundlagen einer höheren Bildung in ihren Anfängen kennenlernen (incl. Lateinunterricht ab der 3. Klasse; Englisch ab der ersten Klasse); dass ich dann zunächst scheiterte, hat mit der Schule nichts zu tun, fast alles aber mit meiner mich automatisch absondernden und in die Einsamkeit treibenden Erkrankung: Ich fing an, die Schule zu schwänzen, in als anrüchig geltenden Kneipen zu zocken, mich immer mehr von anderen abzusondern und überhaupt mich zu zurückzuziehen; etwa auf eine Holzbank des kleinen, tagsüber kaum besuchten Friedhofes des auf einem Berg gelegenen nächsten Dorfes, wo ich dann anfing, Kafka (Parabeln, Lieblingsparabel: „Die kaiserliche Botschaft“), T. Mann Erzählungen: „Der kleine Herr Friedemann“ und Nietzsche zu lesen (fasziniert, aber mit eher geringem Verständnis). Immerhin schaffte ich dann doch (nach sechs Klassen) den Realschulabschluss, wechselte noch auf das zum Abitur führende andere Gymnasium (Lyzeum = höhere Lehranstalt für Mädchen) am gleichen Ort, um dann nach einem halben Jahr meine Schulkarriere, mich an diesem Lyzeum völlig deplatziert fühlend, aufzugeben: ich fing an herumzulungern, mich treiben zu lassen, mich auch ein wenig zu vernachlässigen, zuweilen äußerlich geradezu zu verwahrlosen; dabei meinen literarischen und philosophischen Leidenschaften treu bleibend, ihnen immer mehr zugetan, schon der Sprache wegen (etwa der der drei genannten: Franz Kafka, Thomas Mann und Friedrich Nietzsche; aber auch anderer: Ich nenne Kant, den ich mit 13/14 zu lesen anfing, völlig überfordert, aber wieder in eigentümlicher Faszination gefangen), deren Schönheit, Ausdrucksreichtum, spröde Genialität und geistiges Verfeinerungspotential mich geradezu kommandierend in einen existenzrevolutionierenden Bann schlug. 
 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.