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(I) Würde/Homepage

(1) Gedichte über die Problematik der Menschenwürde in der gegenwärtigen Überflussgesellschaft (vgl. dazu (C) und (D) S. 39 und S. 40 der Homepage)

Gedicht 1 (44/2311)

Entfesselung, verfügt durch Marktvorgaben;
wie etwa der, sich wahllos auszuleben,
sich einzufühlen allen Illusionen,
die von sich selbst ablenken: einer Umsatzgröße …

Sich Hedonismus-Spuren einzugraben,
sich ja nichts an Berauschung zu vergeben:
sich also werfen auf des Wohlstands Kronen:
meint doch nur konsumtive Selbst-Synthese.

Was zählte da ein unbedingter Wert, 
ein innerer, mit keinem zu vergleichen, 
wenn das Diktat des Stoffs in einem gärt?

Wenn man gelockt wird von Substanz-Ekstase,
entlastend bis in tiefste Wesensschichten,
weil in ihr los ist sich als Daseinsfron:

Als Druck und Zwang gesellschaftlicher Maße,
Monade von Verlassenheits-Verzichten …
Verrauschend doch in Lust und Körper-Mohn.

Dazu Kant (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Philosophische Bibliothek, Meiner Hamburg, Nr. 41, S. 38f) Die Würde sei ein innerer, unbedingter und unvergleichbarer Wert.

Indes: Der heutige Mensch als Diesseits-Verklärer ist sich heutzutage primär erstrebenswert (das ist systembedingt) als Sinnenwesen (Pleonexie-Einheit, Erlebnis-Jäger, verdinglichter: sich selbst als Ding/Ware erlebender Verspaßungs-Begeisterter), als Vernunftwesen freilich eher nicht.
Diese Unterscheidung zwischen dem Menschen als Sinnenwesen einerseits und Vernunftwesen andererseits ist grundlegend für Kants Denken. Wobei gilt: Der Mensch als Sinnenwesen (Kreatur, bedürftiger Organismus und Trieb-Knecht) ist vollständig determiniert (festgelegt, völlig unfrei, Spielball seiner selbst); nur als Vernunftwesen ist er frei, selbstbestimmungsfähig, Person (Nicht-Sache, Nicht-Ding) als Träger des Sittengesetzes (meint: des kategorischen (unbedingt gebietenden) Imperativs (Befehl, Pflichtgebot), welcher lautet: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie 

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ein allgemeines Gesetz werde“. Grundlegung, S. 42; das Nähere dazu später). Und nur als Vernunftwesen (als Sinnenwesen nur, wenn er sich als dieses als zugleich Vernunftwesen seiend gemäß dem Kategorischen Imperativ selbst bestimmt) kann der Mensch eine Würde haben.
Vorläufiges Fazit: Der heutige, in einer Überflussgesellschaft existierende, in der Regel nur auf den Erwerb von Wohlstand als Lebens-Zweck und Daseins-Sinn ausgerichtete Verbraucher (dieser als „Sinnenwesen“) scheint dann insofern nicht würdefähig, als er eben in jenem Wohlstands-Erwerb vollständig aufzugehen scheint (man könnte hinzufügen: das auch gleichsam m u s s, um sich gesellschaftlich psychophysisch zu positionieren, zu integrieren, zu behaupten, durchzusetzen usw. usw.)

Gedicht 2 (44/2312)/Sonett

Ist jede Wirklichkeit doch längst verschwunden;
und mit ihr alle Selbstverständlichkeiten.
Es glimmen nur noch Nihilismus-Lunten,
Verbraucherkörper in Fiktion zu leiten.

Auf dass sie Selbstverfügungsmacht entgleiten,
in Traumwelt-Emotionen schierer Kunden,
sich als Effekt-Phantastik zu erleiden
auf immer gleichen vorgegebenen Runden.

Gesäumt von Würde-Mären, die erhöhen,
sakralisieren wollen alle Gleichen:
Die Mammon-Heiden, von sich selbst getrieben,

die sich Erfolg und Ichgeltung erflehen,
vor allem dies: den Gipfel zu erreichen,
sich selber auszuleben nach Belieben.

Noch einmal also: Der „Mammon-Heide“ (als Prototypus des Menschen des 21. Jh.) - ich formuliere jetzt (um eines präzisieren Verständnisses willen) kommandierend, einseitig und auch hie und da überspitzt, um nachdrücklich zu charakterisieren das prototypische  Individuum dieser Gesellschaft, welche ist: narzisstisch, halt- und hilflos, orientierungslos-ichschwach, berauschungslüstern fixiert auf konsumtives Erlebnisglück, tendenziell seelenkalt, gewissenlos, stumpfsinnig, dekadent (u. a.: unfähig, sein Leben aus eigenen Beständen, nämlich geistigen, zu meistern; Bestände, die ihm entweder überhaupt abgehen - sie beruhen als seltenes Zufalls-Geschenk überhaupt auf genetischer „Würfelei“ (s. oben (F) Geist, S. 42 der Homepage), oder, wenn nicht, ihm sozusagen wahrscheinlich systematisch benommen werden durch die hinterhältig ihn umgarnenden und subtil verführerischen Dauer-Verlockungen (derer es in der heutigen Gesellschaft zahlreiche gibt) nimmermüder Indoktrination durch Werbung, Zeitgeistzugriffe, Digital-Belämmerungen usw. usw. … Jene Individuen sind innerlich förmlich umstellt von Ratschlägen „erfolgreicher“ Daseinsgestaltung als Selbstbeglückungsfährte, deren zuweilen hinterhältig-betrügerische Primitivismen nicht gerade leicht zu durchschauen sind: Ist man doch als Individuum selbst deren verlässlichster Gehilfe und Agent, zumal in einer trivialnihilistischen Gesellschaft lebend, die außer Schein, Illusionen, Lebenslügen, Effekt-Onanien, Auto-Stupidisierungs-Narkosen den meisten nichts weiter zu bieten hat, die eine Gesellschaft von Verbrauchern geworden ist, die aneinander verdienen, voneinander profitieren wollen, tendentiell eine Kleingaunergesellschaft, in der die Individuen sich einander finanziell auszubeuten 

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versuchen, gleichzeitig aber voneinander bewundert, verklärt und gelobt werden wollen, zumal man kaum noch Abstand gewinnen kann von der Reklame einer allpräsenten, komplexen und zuweilen unvermeidlichen Leerformelakrobatik einerseits (im politischen Bereich) und andererseits von den Bewerbung von Erlösungs-Produkten (des Wirtschaftsbereiches), was alles allerdings sofort verständlicher wird (und manche scharfe Kritik zum Schweigen bringen muss), wenn man die metaphysische Heimatlosigkeit, „wertkahle“ Verlassenheit und geisttote Trivialkultur, der diese Individuen ausgesetzt sind, wie man muss, in Rechnung stellt.

Gedicht (3)/Nach und für Immanuel Kant (44/2313)

Wenn der Wohlstand Selbstzweck wird,
dann ist Würde ausgeschlossen.
Weil dann bloße Tierheit girrt,
wird als Heilszustand genossen;
wird als höchstes Gut verehrt,
als Erlösungszustand und 
Lustmacht, die Vernunft zerstört …
Würde raubt so allen Grund.  

Dazu Kant (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S, 48ff; Hervorhebungen von mir, Sa.): 
„Alles also, was empirisch ist“ (das, was ich, Sa., als Pleonexie-, Erlebnis-, Verdinglichungs- und Verspaßungs-Verhaftetheit bezeichne), „ist als Zutat zum Prinzip der Sittlichkeit nicht allein ganz untauglich, sondern der Lauterkeit der Sitten selbst höchst nachteilig, an welchen der eigentliche und über allen Preis erhabene Wert eines schlechterdings guten Willens (der „autonom-notwendig“ stets gesetzeskonform „will“, sich zeigt/erweist) eben darin besteht, dass das Prinzip der Handlung von allen Einflüssen zufälliger Gründe, die nur Erfahrung an die Hand geben kann, frei sei.“ Weiter: „Hier aber ist vom objektiv-praktischen Gesetz die Rede“ (vom kategorischen Imperativ, dem Sittengesetz), „mithin von dem Verhältnisse eines Willens zu sich selbst“ (meint: der Vernunft zu sich selbst als einem schlechterdings gutem Willen; dieser Wille und die reine praktische Vernunft sind identisch: praktische Vernunft kann nur als Wille die Umsetzung ihres Sittengesetz erreichen), „sofern er bloß durch Vernunft bestimmt ist, da denn alles, was aufs Empirische“ (meint: den konkreten, alltäglichen, physisch-psychisch-sozial Bewältigung erheischenden Daseinserfahrungsbereich) „Beziehung hat, von selbst wegfällt; weil, wenn die Vernunft für sich allein das Verhalten bestimmt …, sie dieses notwendig a priori* tun muss.“

Anm.: * Vor aller Erfahrung, wesensmäßig, von ihrer „Natur“ her, von ihrer Stellung her als transzendentale (Erfahrung ermöglichende) Sittlichkeitsgrundlage. Kant, a. a. O., S. 32: „Ein jedes Ding in der Natur wirkt nach Gesetzen. Nur ein vernünftiges Wesen hat das Vermögen, nach der Vorstellung der Gesetze, d. i. nach Prinzipien zu handeln, oder einen Willen. Da zur Ableitung der Handlungen von Gesetzen Vernunft erfordert wird, so ist der Wille nichts anderes als praktische Vernunft.“ (Hervorhebung Sa.) 
In der Tat: πράττειν/πράσσειν = handeln, ausführen, besorgen, betreiben usw.; d. h. eine praktische Vernunft ist notwendig Wille, nämlich der, ihr Gesetz (das Sittengesetz; den kategorischen Imperativ) in Handlung umzusetzen. Ich will es so sagen: Praktische Vernunft ist noumenales (geistiges) Wollen. 
Unter dem Verhältnis eines Willens zu sich selbst (s. o.) ist daher das Verhältnis von praktischer Vernunft zu sich selbst als Wille zu verstehen. Mithin: „Man muss wollen können, dass eine Maxime unserer Handlung ein allgemeines Gesetz werde.“ Grundlegung, S. 46.

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Dann Kant: „Moralität ist also das Verhältnis der Handlungen zur Autonomie des Willens, das ist zur möglichen allgemeinen Gesetzgebung, durch die Maximen derselben.“ Grundlegung, S. 64.
Meine Moralität ist also dann gegeben/umgesetzt/als würdefähig ausgewiesen, wenn das Verhältnis meiner Wollungen und der aus ihnen sich ergebenden Handlungen zur Autonomie des Willens als reiner praktischer Vernunft sich so anlässt, dass meine Maximen, durch ihre Verallgemeinerung geprüft und als gesetzestauglich nachgewiesen, als mit dem Sittengesetz/dem kategorischen Imperativ in Einklang stehend/konform gehend: sich als gesetzestauglich/als verallgemeinerbar qualifiziert/gezeigt/erwiesen haben. 
Reine praktische Vernunft ist schlechterdings guter Wille als Autonomie von reiner praktischer Vernunft als Wille.
-------------------------------Ende der Anm.*

Dasselbe in den Worten von Friedrich Schiller (1759-1805): „Beherrschung der Triebe durch die moralische Kraft ist Geistesfreiheit, und Würde heißt ihr Ausdruck in der Erscheinung (die Erscheinung ist das, was wir sinnlich/real erfahren/ wahrnehmen (im Gegensatz zum Ding an sich, das wir nicht erkennen können; so Kant)“ …“Bei der Würde also führt sich der Geist in dem Körper als Herrscher auf …“
„Die Anmut lässt der Natur da, wo sie die Befehle des Geistes ausrichtet, einen Schein von Freiwilligkeit; die Würde dagegen unterwirft sie da, wo sie herrschen will, dem Geist.“ (Über Anmut und Würde, 1793)

Synthesis II (44/2314) Gedicht 47/Vergleiche (17/992)

In einem Sumpf von Korruption,
von Lebenslügen, Wesensfeigheit, Perfidie,
werd ich geworfen hin und her,
unfreier Teil doch dieser Selbstverfehlungs-Barbarei.

Das macht mich todessüchtig, weil ist Dauer-Fron
von wirklichkeitsvergessener Magie
als Spaßgefängnis, Selbstaufgabezwangs-Auszehr:
Als Sinnbetrug in absolutem Einerlei.

Wenn man’s begriffen hat, dann ist man isoliert;
sei’s kulturell, sei’s psychisch, sei’s sozial.
Erfährt man doch ein Niedergangs-Geschehen 
verblendungsdekadenter mainstream-Arroganz.

Bis man die Kraft hat, es ganz ungerührt,
als factum brutum: Hyle-Laune ohne Wahl:
Determinismus-Krake es zu sehen … 
Als Zufalls-Dasein ohne Geistsubstanz.

(2) Dazu dies: Über das Land, in dem ich lebe (s. o. (A): Die Stellung des Menschen, S. 39 der Homepage): 
Ich lebe - nach meinem subjektiven Erfahren und Dafürhalten - in einem Land,
(a) dem ich mich schon längst nicht mehr zugehörig fühle; wäre da nicht die deutsche Sprache, verbände mich tatsächlich nichts mehr mit diesem Land; weiter: Ich lebe in einem Land, dessen demokratischen Staat und dessen liberales Recht ich gefährdet sehe.
(i) Den Staat deswegen, weil nach meinem Dafürhalten dessen Funktionselite partiell unfähig

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(linkisch-täppisch-emanzipationsfrigide und aggressiv-arrogant zu sein scheint oder ist: es fehlt, kurz gesagt, die geistige Souveränität, Sachlichkeit und unbedingte Verantwortungsbereitschaft, es fehlt also: die unverstellte Offenheit, Verbindlichkeit und Redlichkeit feinfühliger Irrationalität, die es unnötig macht, sich permanent selbst zu beweihräuchern oder in steriler Aufgeregtheit  -ein treffender Ausdruck von Georg Simmel - sich in sich selbst zu ergehen) und ökoklerikal weltanschaulich- faktenflüchtig (zuweilen gar verantwortungslos) ist, auch weil tugendhypertroph-naiv-reflexionsarm ins ideologisch-ideelle Ungefähre agierend; deswegen aber nicht weniger machtgetrieben ist. Die deutsche politische Funktionselite wird also, kurz gesagt, in Teilen getrieben von
(α) Wirklichkeitsverlusten
(β) Persönlichkeitsdefiziten
(γ) faktenblindem Politmessianismus
(δ) dem intellektuellen Zeitgeist huldigender Belämmerungs-Phraseologie (man redet viel, sagt aber nichts, gestikuliert verbindlich und gewinnend, verrät sich aber gerade dadurch als rein machtinteressiert, lässt Worte, viele Worte, strömen, aber heraus kommt nicht mal ein Bächlein an Klarheit, Nachvollziehbarkeit, Eindeutigkeit, lob sich permanent selbst, empfiehlt sich, rhetorisch nur mäßig begabt, als all-kompetent und dies auch und vor allem, weil bei diesem Personenkreis ganz schlicht das gängige Maß an Sachlichkeit (zuweilen auch: solide Bildung) fehlt: Dieser Personenkreis, gleichsam auf Leerformeln angewiesen (ich leugne das nicht; es ist unveremeidlich in einer Gesellschaft, wie der heutigen deutschen) muss auf „Moral“ zurückgreifen, weil Reflexionsschärfe und problemanalytische Exzellenz sei es gar nicht vorhanden/gegeben sind, sei es, wäre man fähig, auf sie zu setzen, als zu riskant: macht- und beliebtheitsschädigend, ungenutzt bleiben/blieben. Einmal abgesehen von einer Art zwanghafter Selbstverpflichtung gegenüber Schlüsselworten einer politischen Gängigkeitsmoral wie etwa Würde, die auch dann gebetsmühlenhaft angeführt werden, wenn von einer solchen Würde genau genommen gar keine Rede sein kann. Indes der Staat immer weiter geschwächt wird/sich selbst schwächt: Er will sich nicht mehr durchsetzen; allerdings auch einem totalitären Subjektivismus sich konfrontiert sehend, gegen den vorzugehen rechtlich schwierig sein dürfte, weil GG1 Abs. 1 auch als Einfallstor für ideologisch genährte Interpretationen dessen, was Würde sei, regelrecht missbraucht werden kann.
(ii) Das Recht, weil es politisch zuweilen schon aus ideologischen und machtstrategischen Gründen, aber auch solchen politischer Feigheit, aber auch um Selbstversagen (und Schlimmeres) seitens der Politik zu verschleiern, usw. absichtlich beschnitten, behindert, was seine Institutionen anbelangt, nicht ausreichend ausgestattet, oder jovial vertröstet wird (was freilich wohl auch viel mit der generell gewachsenen Verantwortungslosigkeit und Korruptionsanfälligkeit der Gesellschaft überhaupt zu tun hat) …
Das Recht - weiter -, weil es, so scheint es mir, Sa. - inzwischen ein Maß an „Selbstauslegungskomplexität- und -verwirrung“ und innerer Widersprüchlichkeit aufzuweisen scheint, die es lähmen, soll heißen: seinen eigenen Schutz und den der Demokratie progressiv zu erschweren scheint (etwa, wenn geltendes Recht - ohne Folgen - von politischer Seite gesinnungsethisch ausgehebelt wird, wie 2015 geschehen), die es selbst gefährdet, etwa weil es ideal-anfällig ist, weil mit Kategorien operiert, die juridisch gar nicht fassbar sind (wie etwa „Würde“). Ich jedenfalls glaube an die heimliche Autoritätssehnsucht all derer, die mit ihrer Freiheit überfordert sind: sie gerät ihnen zur licence: zur allzu großen Freiheit, die sie selbst zu meistern außerstande sind. Was gängig in unserer Überflussgesellschaft unter Freiheit verstanden wird, ist eine Art Erlaubnis zu jedweder Art von außen(-markt-) systemimmanent provoziertem Selbstkonsum, ist eine Entfesselung des empirischen Ich als Erlaubnis zum psychoethischen und kulturellen Selbstruin (durch Selbstverdinglichung), kantisch gesprochen: eine Art hedonistische Selbstentmächtigung der Person, um sich als Sinnenwesen an eine Art Verknechtungs-Seligkeit eskapistisch-dionysischer Weise zu verlieren; vgl. dazu auch unten (3). 

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Dazu, 1925, Lu Xun: „Und wie leicht wir doch zu Sklaven werden können und auch noch äußerst zufrieden damit sein können“ (zitiert bei Kai Strittmatter „Die Neuerfindung der Diktatur, München 2018, S. 217. Das Buch handelt von China. Das Zitat findet sich Anfang des Abschnittes: „Der Untertan - Wie die Diktatur die Seelen verkrümmt“.
In der Tat. Indes tut das auch eine westliche Konsumdiktatur. Die subtilste Knechtschaft ist eben die, die als scheinbar unumschränkte Freiheit die Individuen unterdrückt; nur dass in diesem Fall die Individuen irgendwann beginnen, gegen sich selbst zu revoltieren, indem sie eine Autorität suchen, die sie von jener unumschränkten Scheinfreiheit erlöst.
Weiter: ich lebe in einem Land
(b) dessen demokratisch-rechtsstaatliche Basis - wie überhaupt die des gesamten Westens - mir mehr und mehr zu bröckeln scheint (auch aus einem nur sehr schwer zu fassenden, zunehmendem Hang zu Faktenmüdigkeit, Selbstaufgabeneigung und Dekadenz-Laisser-faire:  Die psychoethische Gefangenschaft der Subjekte der Überflussgesellschaften in ihrer eigenen, scheinbar grenzenlosen Freiheit, der sie eben keine geistigen(!) Selbstbestände mehr entgegenzusetzen haben, lässt sie, diese Individuen, förmlich im Zeitgeist aufgehen, insofern sie zumal Individuen sind, die Christoper Lasch so beschreibt: „Das selbstsüchtige, Erfahrungen gierig aufgreifende, herrische Ich bildet sich zurück zu einem Ich, das pompös, narzisstisch, infantil, leer ist.“ (so schon 1979, in seinem Buch: Das Zeitalter des Narzissmus); dann lebe ich in einem Land,
(c) dessen Zustand der progressiven Verwahrlosung und des scheinbar kaum noch behebbaren infrastrukturellen Verfalls ich als deutliche Hinweise auf eine niedergehende Gesellschaft glaube interpretieren zu müssen; als nicht zu vermeidende Problematik einer Gesellschaft, die
(d) mehr und mehr auseinanderfällt: die einheitslos: ohne Zusammenhalt ist; mir als eine in mehrere, geistig(!) - ökonomisch- oberflächlich weitgehend freilich schon - nicht zu vereinbarende Kulturen aufgeteilte erscheint: eine geistig tote Konsumdiktatur und - als extremes Gegenteil - eine, wie es scheint, eindeutig traditionell metaphysisch ausgerichtete, für ihre Anhänger geistig intakte Weltreligion mit zum Teil fundamentalistischen politischen Ambitionen; um nur dieses Beispiel zu nennen. Beide Kulturen sind sich, wie es aussieht, unüberbrückbar fremd. 
Erwähnen möchte ich auch noch einmal, dass viele Deutsche an genuiner Kultur (ich meine an einer selbstbezüglichen Kultur als Grundlage der personalen Verfeinerung, der geistigen Selbstgrundlegung, der Distanzierung konsumdiktatorischer Verflachungsaspirationen, der Ich- und Pleonexie-Transzendenz usw.) nicht das geringste Interesse zu haben scheinen; hätten sie es, würden sie ihre Sprache nicht so verachtungswürdig verkommen lassen. Ich lebe, weiter in einem Land, 
(f) in dem ich mich ich mich also mit einer Gesellschaft konfrontiert sehe, die wohlstandsdekadent: pleonexiefundiert, erlebnisgierig, spaßverdinglicht, illusionsanfällig und reflexionsunwillig ist. Wobei ich mich freilich fragen muss, ob ich das den Menschen zum Vorwurf machen kann, denn: Es ist ungemein schwierig, den Verlockungen dieser Gesellschaft zu widerstehen; und überhaupt: welchen guten Grund sollte man denn noch haben, zu widerstehen? Bin ich ehrlich: Gar keinen; zumal es gefährlich wäre, würde man es tun; denn tut man es, gerät man unweigerlich ins gesellschaftliche Abseits (eine geistige Existenz hat einen sehr hohen Preis: man bezahlt für sie z. B. mit sozialer Abseitigkeit, d. h. Einsamkeit); dann lebe ich in einem Land 
(g) dessen Gesellschaft anarchisierungs- und anomisierungs-anfällig-kulturnaiv ist (etwa indem sie sich selbst, d. h. ihre Intellektuellen, um die Argumente bemüht, ihre Gegner zu entschuldigen; ja: geradezu zu sakralisieren; so letztlich eine feige, handlungs- und durchsetzungsunwillige, sich selbst etwas vormachende, sich selbst belügende, moralisch knebelnde, bestimmte Tatsachen gar nicht zur Kenntnis nehmen wollende Gesellschaft ist; eine Gesellschaft, die  
(i) wertbeliebig-ideologisch-tugendmonoman-„überbaufeindlich“ sich politisch, kulturell, 

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ethisch und (vielleicht auch: wider Erwarten) wirtschaftlich herunterbringt - bis zur, ich wiederhole mich, Gefährdung (wesentlich anzukreiden der deutschen politischen Funktionselite: deren Naivität, Halbbildung, Kurzsichtigkeit, Reflexionsarmut, Wertblindheit und Mittelmaßarroganz) von Demokratie und Rechtstaat, die tatsächlich gefährdet sind, denn: wenn alles gilt, gilt gar nichts; weiter: ich lebe in einem Land, 
(j) das keinerlei geistig-kulturelle Identität/Einheit besitzt (auch weil noch nie besaß!? - es sei denn in ihren einmaligen Exzellenz-Spitzen): die deutsche Gesellschaft zerfällt immer mehr; eine Gesellschaft,
(i) deren politische Funktionselite offensichtlich nicht gewillt ist, die gesellschaftlichen Verwerfungen auch nur anzuerkennen/beim Namen zu nennen: eine Gesellschaft
(ii) in der ideologische Verblendungen, kulturelle Niedergänge, weltanschauliche Radikalismen, progressive Innenweltprimitivisierungen, Auswüchse eines aggressiven, selbstherrlichen Subjektivismus usw. sich weitgehend ungestört entfalten können; und weiter lebe ich in einem Land,
(k) in dem sich Korruption, Verwahrlosung, psychoethischer Verfall, Kriminalität (auch wegen fehlender Mittel der Justiz) usw. immer weiter festsetzen; zumindest ist das mein Eindruck (der selbstverständlich falsch sein kann); ich lebe in einem Land,
(l) das ich als intellektuell-politische Brutstätte eines verblendungsklerikal-politmessianischen Masochismus bezeichnen möchte; einem Land,
(m) in dem immer mehr Menschen vereinsamen, psychisch verfallen, orientierungslos, obdachlos, unfähig werden, sich selbst so zu bewahren, dass sie sich noch würden selbst steuern können (etwa weil drogenabhängig oder alt oder völlig allein), die also auf Hilfe angewiesen sind; und dieser Kreis existenziell Verhilfloster scheint größer zu werden. Ich erwähne diese Umstände deshalb, weil ich in ihnen auch einen deutlichen Hinweise darauf sehe, dass es mit der deutschen Gesellschaft nicht zum Besten stehen kann; so human jedenfalls, wie sie glaubt und vorgibt zu sein, ist sie nicht - im Gegenteil. Ich halte sie für progressiv scham- und gewissenlos, seelisch verdorrt, kalt-rechenhaft, mammonknickerig und sittlich weitgehend  heruntergekommen. Und ich sage das im Hinblick beispielsweise auf die zukünftig wohl gefährdete, angemessene Versorgung alter Menschen, die eine solche schon deshalb verdient haben, weil sie alt sind: hilflos, oft krank, grabnah; aber auch deshalb, weil sie diese Gesellschaft aufgebaut haben, deren Nachkommen diese nun vielleicht ruinieren… Noch mal: Ich halte die deutsche Gesellschaft - in krassem Gegensatz zu den Tugend-Phantasmagorien eines Teiles seiner politischen Elite, der sich offenbar darum bemüht, diese Welt definitiv zu einem Ort der Vernunft, der Autonomie, der Würde, der Humanität, kurzum: zu einer Stätte eines allgütigen: moralisch perfekten Menschtums zu machen - für eine sich zunehmend verrohende Verfallsgesellschaft, in der die einfachsten menschlichen Selbstverständlichkeiten (grundlegender Anstand, Ehrfurcht, Mitleid, Scham, Generosität, Selbstzurücknahme- Verzichts- und Selbstformungs-Willigkeit, - zumindest gegenüber denen, die dabei sind, sich selbst zu verlieren usw. usw. ) immer mehr abhanden kommen. Ich lebe in einem Land
(n) in dem die traditionelle Arbeitsmoral sich gewandelt hat in der Hinsicht, dass die Menschen, die in ihrer Berufsarbeit „aufgehen möchten“, für die ihre Berufsarbeit eine wesentliche Quelle von Lebenssinn darstellt, immer weniger werden; auch die ehemalige Sachlichkeit und Faktenorientierungswilligkeit sind seltener geworden; nicht auszuschließen ist, dass das Land einem wirtschaftlichen Niedergang entgegenschlittern könnte, der es substantiell (auch wegen gewisser globaler Abhängigkeiten und selbstverschuldeter Erpressbarkeitsprobleme) treffen könnte; soll heißen: Mit Wohlstandsverlusten; und da Wohlleben in diesem Land als zentrisch-fundamentaler, gar Sinn garantierender Lebensinhalt: als „Diesseits-Erlösung“ gilt, wäre damit zu rechnen, dass der Verlust von Wohlstand auch dann mit zum Niedergang von Demokratie und Rechtsstaat* würde beitragen können

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Anm.* Demokratie und Rechtstaat? Nun: Sehe ich nicht allzu genau hin, höre ich nicht allzu genau zu, überlege ich nicht allzu scharf (all das tue ich schon aus Gründen des psychischen Selbstschutzes nicht), dann  mögen diese beiden Begriffe unhinterfragt hier stehen bleiben; stellte ich indes in Rechnung, was - insbesondere unterschwellig-anonym - es mit dieser Gesellschaft auf sich hat: sie ist kultur-, polit-, wert-, orientierungs- und moral-marode, dann sähe es ein wenig anders aus; indes sei’s. 
Eines aber steht fest: Entweder Demokratie und Rechtsstaat o d e r: Geist-, Autonomie-, Parrhesie-Verlust, Exil oder Verfolgung, Terror, Erniedrigung, Gefängnis, Barbarei, Folter usw.; das sind die Alternativen. Mit Demokratie und Rechtsstaat hätte man sehr viel zu verlieren, inklusive sich selbst: seine geistige Identität; also: alles.
Zum Glück weiß das auch die gegenwärtige Berliner Parteien-Oligarchie, die sich so redlich um sich selbst bemüht.
--------------------------------Ende der Anm.*

Gedicht (5)/Das Ende der Person/Sonett (44/2315)

Es ist die Zeit, in der sich leis verlieren
die stillen Freuden und die Heiterkeit,
Identitäten schwinden im Geleit 
von Moden, Hysterien und Allüren,

sich selbst als gleiches Weder-Noch zu küren;
entscheidend ist das Äußere: Das Kleid.
Das Selbst verschwand als Trance im Show-Geleit:
Der Körper will und muss sich selbst aufführen.

Wer wäre denn noch fähig, sich zu halten
an Selbstbestände, die die seinen wären?
Wer ist nicht dauernd tief in sich gespalten

in Medien-Abklatsch und Subtil-Gewalten, 
die ihn mit Trug versehen und mit Mären,
gestuft nach Illusionskraft, Schein und Schwären?

Dazu Kant (a. a. O., S. 51): „Die Wesen, deren Dasein zwar nicht auf unserem Willen, sondern der Natur beruht, haben dennoch, wenn sie vernunftlose Wesen sind, nur einen relativen Wert, als Mittel, und heißen daher Sachen*, dagegen vernünftige Wesen Personen genannt werden wollen, weil ihre Natur sie schon als Zwecke an sich selbst, d. i. als etwas, das nicht bloß als Mittel gebraucht werden darf, auszeichnet …“

Anm.*: Die Tiere als Sachen (bloße Mittel) zu betrachten, ist m. E. unhaltbar; die Tiere sind Wesen, die leiden, fühlen, Angst haben, um ihr Leben ringen usw. usw., so wie wir selbst auch; wir sind nicht befugt, sie nur als Mittel für unsere Zwecke zu nutzen; dies zu tun, ist eine Todsünde, die zeigt, wes Geistes Kind wir sind: oft nichts weiter als rational entgleiste Stoff-Puppen niederträchtigster Erbärmlichkeit
-----------------------------Ende der Am.*

Gedicht (6)/Macht und Würde (44/2316)

Macht ist die Droge kleiner Seelen,
die sich auf diese Weise Inhalt schaffen:       Seite 8:
Als Ichsuchtsog sich aus sich selbst zu stehlen
im intriganten Kreis von Affen.
Macht, das ist Drangsal, Bürde, Last;
indes d a s Mittel auch, sich zu verhehlen,
dass sie zu Nichtigkeit ist ein Kontrast,
die doch so tief kann quälen.

Indes die Würde-Exzellenz ist selten*;
und sie allein macht zur Person*:
Zum Nicht-Ding; so allein kann gelten
als autonomer Selbstverfügungs-Lohn.

Ist doch die Würde Geistesmacht*,
die einen lässt sich selber* transzendieren
als Teil von dieser Sinnenwesen-Schlacht,
die freilich alle wir zuletzt verlieren.

Anm.:* Als überzeugter Inkompatibilist  (der die Meinung vertritt, die Vorstellung der Freiheit des menschlichen Willens sie unhaltbar: sei unvereinbar mit dem alles beherrschenden natürlichen Determinismus) scheine ich mir zu widersprechen, wenn ich in dem obigen Gedicht die mit einem * versehenen Gedanken ausspreche. So etwa, dass die Würde Geistesmacht sei, die einen zur Person mache, befähige, sich einen selbst als Sinnenwesen zu transzendieren. Der Grund? Ich würde mir sehnlichst wünschen (von diesem Wunsch sind die Zeilen des Gedichts inspiriert), es gäbe eine Vereinbarkeit von Willensfreiheit und Determinismus … obwohl ich weiß, dass das eine völlige Illusion ist.
--------------------------Ende der Anm.*

Und wer und was sind wir (homo sapiens), die wir zuletzt alle verlieren? Nun: sinnbedürftig: lebenslang darauf ausgelegt, uns nach  den Zwecken, Zielen, Werten, den kulturellen, ethischen, politischen usw. Vorgaben unserer Gesellschaft auszurichten, um uns mit deren Hilfe psychoethisch zu stabilisieren (lebenstüchtig zu machen, soll z. B. heißen, Sinn-Fiktionen zu verinnerlichen, die die Einsicht verhindern, dass unsere Existenz letztlich völlig nichtig ist). Eine Existenz, die wir alle meistern wollen müssen (das ist ein evolutionsbiologischer Imperativ), ein Dasein, das objektiv betrachtet, völlig sinnlos ist, es sei faktisch, was auch immer: berauschendes oder armseliges, Pleonexie-Exzess oder Plackerei, geistbegabtes oder stumpfsinniges. Fakt ist, dass wir alle (wer wir auch seien, was wir auch gelten mögen) - und wir alle wissen es von vornherein - ausgesetzt sind Zeit, Zufall, Altern, Verfall und Tod. Nun: Wir sind (wenngleich ganz besondere: ratiohypertrophe) Tiere, denen es nur um sich selbst geht; gehen muss; zumal sie einander nicht unbedingt freundlich gesinnt, also menschlich gewogen sind; biologische Wesen eben, die dauerbedürftig sind: Organismen und Triebwesen, ausgesetzt sich selbst und einer stets ihnen gegenüber feindlichen und indolenten (gleichgültigen) und bedrohungsträchtigen Welt (das gilt auch für die heutige Welt der Überflussgesellschaften (was man nicht so leicht bemerkt, weil sie uns permanent mit Eskapismen, Drogen und Emotionsräuschen versorgt, auf dass wir uns ihr, diesem Spaßverlies, begeistert unterwürfen. Jedenfalls ist es nicht zu leugnen, dass wir (zu allen Zeiten) illusionsbedürftig sind, wir brauchen - insbesondere heute unter den Bedingungen einer metaphysisch toten: atheistisch-nihilistischen Überflussgesellschaft - Lebenslügen und Selbsttäuschungen, wir müssen verdrängen, tabuisieren, wir müssen uns belügen über uns selbst, sind also darauf angelegt, uns wenigstens einbilden zu können/zu dürfen, wir seien - egal in welcher Hinsicht - etwas Herausragendes, Besonderes, gar Einmaliges ... Und warum? Weil wir die Ideologie verinnerlicht haben, wir seien in der Lage, uns frei selbst zu 

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bestimmen, soll heißen: fähig, uns selbst zu offenbaren, wer und was wir sind; das ist - mit Verlaub - ein genialer konsumdiktatorischer Kniff: den Individuen eine Selbstbestimmungsfähigkeit einzureden, die sie unfehlbar in die Gefangenschaft des sich permanent um sich selbst als Person (s. o. Kant: Als Nicht-Ding, Nicht-Ware, Subjekt eines Wertes an sich: der Würde) betrügenden idealen Verbrauchers geleitet - dankbar dafür und begeistert davon (weil es nicht begriffen habend), durch ein Bewusstsein selbstbetrugsträchtiger Pseudo-Freiheit seiner selbst als Person benommen worden zu sein.
Selbstbetrugsträchtige Freiheitsphantasien, die Verabsolutierung des eigenen Ich (seine hedonistische Monadisierung) und die Sakralisierung des abstrakten Individuums (des Rechtssubjekts) zum gleichsam nicht in Frage zu stellenden Würdeträger, das sind drei der Lebenslügen unserer heutigen westlichen Zivilisation
Na ja: Verwunderlich ist das alles nicht: Wir insistieren heutzutage - im Zeitalter des Narzissmus - alle auf uns selbst (das liegt schon in unserer „Natur“: die darin besteht, dass sie keine ist; ist vielmehr, die Lautsprache machte es möglich, geistige(!) Schöpfung von Halt-, Zweck- und Sinn-Illusionen - banaltatsächlich wollen wir mehr sein als andere, sie überragen (wir wollen nicht gleich sein) … Und bemerken dabei nicht, wie sehr wir sie, diese anderen, brauchen, um uns von ihnen abzusetzen. Indes wer braucht schon andere, wenn es um die eigene Exzellenz (die nur eine geistige sein kann; das sagt auch Kant) zu tun ist: d i e muss man sich selber verschaffen: durch die Bestimmung seiner zur Person; und das ist sehr, sehr schwierig, weil es unmittelbar bedeutet, die Überflussgesellschaft, in der man lebt, zuweilen radikal abzulehnen.

(3) Kommen wir zum Wesentlichen:
(a) Der Mensch ist eines Schattens Traum, wie Pindar von Theben sagt (besser kann man es nicht ausdrücken … eines Schattens Traum, vergeblich das X sich erträumend(!), das ihn wirft, wohl ahnend, dass es dieses gar nicht gibt - es sei denn als Schatten-Fiktion von sich selbst - ich will damit in erster Linie die völlige objektive Nichtigkeit der menschlichen Existenz andeuten: tatsächlich ist unsere Existenz nichtig; und wir bedürfen allerlei Fiktionen: metaphysische (etwa: jüdisch-christliche), weltanschauliche (Buddhismus), ideologische (Kommunismus), utopische (Kants Reich der Zwecke*) usw., um uns diese Tatsache eines absoluten Nihilismus zu verhehlen). Unser Dasein mag faktisch sein, welches auch immer: einen objektiven Sinn (einen subjektiven als Behelfs-Fiktion indes schon) kann es als Dasein einer Materie-Einheit (s. o. (A) Die Stellung des Menschen, S. 39 der Homepage) nicht haben. Das Dasein der Einzelnen ist also objektiv betrachtet völlig nichtig (was diese, das gilt es einzuräumen, zu ertragen und hinzunehmen freilich nicht vermöchten, lastete es ihnen als unabweisbare Einsicht auf der Seele)

Anm.*  Kant, a. a. O.; S. 56 und 58: „Ich verstehe aber unter einem Reiche die systematische Verbindung verschiedener vernünftiger Wesen durch gemeinschaftliche Gesetze ... Im Reiche der Zwecke hat alles entweder einen Preis oder eine Würde. Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Äquivalent gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde … das aber, was die Bedingung ausmacht, unter der allein etwas Zweck an sich selbst sein, hat nicht bloß einen relativen Wert, d. i. einen Preis, sondern einen inneren Wert, d. i. Würde.“ 
-----------------------------Ende der Anm*.

(b) Ich lehne die Meinung ab, dass der Mensch über einen freien Wille verfüge; es gilt: alles, was geschieht, geschieht notwendigerweise.

Seite 10 (Noch einmal bereits Gesagtes wiederholdend):

(c) Ich denke rein naturalistisch (soll heißen: Für mich gibt es nur die sich selbst organisierende Materie - und nichts außer ihr); der Mensch ist aus bloßer Materie aufgebaut: aus Quarks und Elektronen; er ist eine bloße Materie-Einheit

(d) Der Mensch verfügt nicht über eine unsterbliche Seele, die nach seinem physischen Ende weiterexistierte (im Himmel bei Gott)

(e) Auch ist der Mensch kein Geistwesen in dem Sinne, dass ihm, der physischen Substanz, ein Geist als Substanz inhärierte (einwohnte): Was wir „Geist“ nennen ist ein Nebenprodukt der Gehirnentwicklung, also an die menschliche Lautsprache gebunden)

(f) Urknall, Nukleosynthese, biologische Evolution
(i) Die Entstehung des Kosmos (der „Urknall“) erfolgte nicht, damit eines fernen Tages aufgrund dieses Ereignisses auch der Mensch entstehe
(ii) Die Synthese komplexerer Atome (Nukleosynthese) in Sonnen (Sternen) erfolgte nicht, auf dass der Mensch einst entstehe
(iii) Und auch die biologische Evolution hier auf dem Planeten Erde hatte nicht den Menschen zum Ziel.

(4) Der Mensch ist ein 
(a) atomar aufgebautes Zufallsprodukt ihm Rahmen der Entwicklung des Kosmos; präzise: das Zufallsprodukt einer hier auf dem Planeten Erde vor über 4 Milliarden Jahren einsetzenden biologischen Evolution; als solches muss sich der Mensch bezüglich des Sinnes seines Daseins (nach einem solchen nicht zu fragen, ist dem Menschen nicht gegeben; und da ein solcher nicht auszumachen ist, muss sich der Mensch seiner bezüglich notwendig Illusionen, d. h  Entlastungs-Fiktionen schaffen (z. B. religiöse) - und wird das bis an sein definitives Ende wird weiter müssen
(b) Er, der Mensch, trat zuerst auf vor ca. 2,5 Millionen Jahren in Afrika. Er gehört zum Stamm der Primaten („Herrentiere“, die so heißen, weil der Mensch zu ihnen gehört), wobei es, dieses Dasein des Menschen, faktisch völlig sinnlos ist (wie auch der Kosmos als ganzer selbst: Man kann nicht erkennen, dass dem Sein des Universums „Sinn“ inhärierte). Das menschliche Dasein ist sinnlos als das der Gattung und der Arten, aber auch sinnlos als das des Individus, das so gezwungen ist, es sich erträglich zu machen (wie gesagt: über Ausblendungen, Verdrängungen, Lebenslügen, Eskapismen, kulturelle Konstrukte, Religionen, Institutionen usw.; wofür die unabdingbare Grundlage die menschliche Lautsprache ist)
(c) Der Mensch wird, wie alle Lebewesen, irgendwann wieder untergehen (wie es z. Z. aussieht/auszusehen scheint, durch sich selbst) 
(d) Ich lehne also alle metaphysischen Annahmen ab: Es gibt keine jenseitige Welt, keine Götter, die die Welt geschaffen hätten (noch einmal: die Materie organisiert(e) sich selbst); man mag diese Götter konzipieren wie auch immer.: 
(i) stoisch: als Weltallgott, der Materie (Hyle) und Vernunft (Logos), also Logos-Hyle zugleich ist 
(ii) jüdisch-christlich: als allmächtigen, allweisen, allgütigen, alliebenden, allwissenden Gott; der als solcher der Materie vor- und übergeordnet zu denken wäre, der also die Materie geschaffen habe … Und im Übrigen als reiner Geist sich der Beweisbarkeit wie der Widerlegbarkeit definitiv entzieht
(iii) es gibt auch sonst keine Geisteswelt: keine ewigen, unwandelbaren, rein geistigen Ideen; Bezug: Platon von Athen, 427 – 347 v. Chr.)
(iv) alle Dualismen, die wir insbesondere aus dem Christentum kennen, etwa: Materie - Geist, Körper - Seele, Diesseits -Jenseits usw. sind abzulehnen

Seite 11:
(v) Sämtliche teleologischen (auf einen Endzweck abzielenden) Geist-Konstrukte sind ebenfalls rundweg abzulehnen

(5) Alle menschliche Existenz ist dauerprekär: Der Mensch ist ununterbrochen ausgesetzt
(a) sich selbst (das fängt an mit seiner genetischen Einmaligkeit) 
(b) seinem Nächsten
(c) den geschichtlichen Umständen 
(d) den gesellschaftlichen Verhältnissen
(e) natürlichen Ereignissen aller Art, Zufällen usw. usw.;
(f) die menschliche Existenz ist, noch mal, permanent gefährdet, und der Mensch also - als Kreatur - ein lebenslang ins Ungewisse agierender hilfloser Daseins-Spielball

Gedicht (7)/Realitätszersetzung/Sonett (44/2317).

Wenn ich es distanziert und kalt betrachte,
auch von Beschönigungen Abstand nehme,
dann spüre ich die intellektuell bequeme,
durch technische Magie zumal entfachte
Realitätszersetzung in verflachte,
Enthemmung hechelnde Gefühlsextreme -
Ein Kernzwang nihilistischer Systeme:
Dass man, vereinzelt, das System anschmachte.

Das ist das Schicksal von uns Zeitgenossen:
Dass psychisch wir, verkommen, sind frigide
und, leeren Sollens-Hülsen ausgeflossen,
dasselbe wollen ohne Unterschiede …
Uns zu verwandeln, Stumpfsinn eingeschlossen,
zu Reizverwertern ohne Selbstwertblüte.

Todessehnsucht II (44/2318)/Gedicht 8 Seite12: Vergleiche (17/998)

Dass die mich heimsucht 
immer öfter,
das kann und will ich 
gar nicht leugnen.
Noch kann’s mich wundern,
weil ich weiß,
in welcher Welt ich lebe,
wie, mit wem.

Da tobt ein aggressiver Klüngel,
ein seelenlos-banaler Haufen 
von Ich-Maroden,
die, korrupt und schäbig, 
von sich verlassen und
verwahrlosungserpicht, 
sind schundfrigide, würdelos,
sind glücklos dorrend,
aus sich selbst verstoßen,
narzisstisch ohne 
jeden Seinsbelang.

Gedicht (9)/Augenblicks-Einsichten (44/2319)

Doch sei mir keiner 
je gescholten; keiner.
Denn irgend Schuld, 
die gibt es nicht.
Ist’s auch nicht möglich mehr,
sich in sich selbst zu bergen,
sich nicht 
reflexhaft zu verraten;
sich nicht an sich  
blind zu vergehn; 
System-Trance doch 
als Standard-Puppe.
Die selbst sich sich 
verweigern muss:
reflexhaft rationaler Egoist,
der nur als Zeitgeist-Knecht 
sein wirres Daseinslos, 
verkennend es, 
noch meistern mag …
Indes ihm radikal bedrückt
verfallen.

Gedicht (10)/Dann … Am Ende (44/2320)

Und wenn’s dann so weit ist,
werd ich - 
falls geistig überhaupt noch wach -
werd jammern ich,                               Seite 13:
werd winseln gar;
verraten alles, 
was ich je gewann
an Einsicht, Geisteszucht 
und Seelenstärke.
Weil ich nicht werde 
sterben wollen können,
weil mich dies Leben,
höhnisch radikal,
wird biologisch
an sich selber fesseln.

Obwohl es, 
ganz genau genommen,
nur eine Nichtigkeit,
ein Gramgefüge, 
nur Fron ist,
die sich gar nicht lohnt:
In keiner Stunde, 
selbst der tiefsten nicht:
von Eros, Geist 
und Leibsucht-Trance 
geadelt.

Gedicht (11)/Präferenz/Sonett (44/2321)

Mein Gott, wie einfach er gestrickt doch ist!
Der Durchschnitt, dem’s primär um sich nur geht,
der Illusionen sich und Rausch eindreht,
um zu verhehlen sich: Er ist nur Frist,

ist Ichsucht, Leibdiktat und Phrasen-List …
Verfallsgefüge, das in Traum verweht:
Ein Triebdruckwesen, das sich nie gesteht,
dass es nur Selbstbetrugs-Phantasmen hisst.

Doch habe ich ihn immer vorgezogen 
dem arroganten Intellektuellen,
der idealbesessen ist: verlogen,

ein Pfaffentyp emotionaler Wellen,
der sich verliert in Utopismus-Wogen,
die schwappen dann bis in Geheimdienst-Zellen.

Gedicht (12)/Alters-Lage/Sonett (44/2322)

Längst gehn die Tage ohne Inhalt hin.
Ich bin allein und weiß, so wird es bleiben,
dass ich auch Medienstuss muss hin mich geben,
mir zu ergattern etwas Abwechslung.     Seite 14:

Wiewohl ich weiß, dass ich Lakai nur bin,
der sich durch Show und Schund soll hintertreiben,
um nicht so schwarz zu sehen dieses Leben:
Als Selbstverdummung mittels Phrasen-Dung.

Was es tatsächlich ist schon ziemlich lange:
Politshow, Lachgasorgie, Reize-Plunder:
Ein Emotionsgewirre von der Stange.

Kurzum: ein schlichtes Unterdrückungswunder,
auf dass ich mich in Spaß-Diktat verfange:
Infantilismusneigung gebe Zunder.

(6) Kants Ethik 
(a) Noch einmal: Es ist unmittelbar deutlich, dass es nicht gelingen kann, das ausschließlich vernunftbasierte: asketische kantische Konzept der Menschen-Würde mit den psychoethisch-sozialen Gegebenheiten in einer Überflussgesellschaft (vgl. oben (C) und (D), Seite 39 und S. 40 der Homepage), in Einklang zu bringen; soll heißen: in Einklang zu bringen mit den ichdrastisch-narzisstischen Gegebenheiten einer Gesellschaft, deren Menschen faktisch jedwede Form konsumtiven Erlebnisglücks erstreben, auf keinen Fall aber asketische(!) Ideale haben/anstreben/verfolgen, sondern ausnahmslos spaßprall-emotional-hedonistische Zwecke verfolgen, um sich auf diese Weise markthörig-leibzentrisch „auszuleben“. 
(b) (vgl. o. (3) und (4)): Kants Ethik ist nicht zu vereinbaren mit jenem naturalistischen Ansatz einer sich selbst organisierenden Materie, jenem Ansatz, der den Menschen als ein Materie-Gefüge sehen muss, denn Kants Ethik beruht auf der Annahme, dass der Mensch wesensmäßig (a priori, seinskonstitutiv) 
(i) über einen freien Willen, also: Autonomie (Freiheit, Selbstgesetzgebungsmächtigkeit), verfüge, 
(ii) also wesensmäßig Träger von reiner praktischer Vernunft sei (die identisch sei mit einem schlechterdings guten Willen als notwendig(!) freier(!) Kausalität eben dieser reinen praktischen Vernunft, 
(iii) folglich über das Bewusstsein seiner selbst als eines a priori würdefähigen noumenalen (geistigen) und zugleich voluntativ-kausalen Vernunftwesens, dessen Würde als Person eben es selbst als Subjekt/Träger eines unbedingten, inneren und unvergleichlichen Wertes ausweise: Würde.
Umgangssprachlich (womöglich ein wenig: unscharf) ausgedrückt: Ich: biologisch-ontologisch notwendig sowohl Sinnen- als Vernunftwesen, verfüge als Vernunftwesen von „Natur aus“ (notwendig, konstitutiv, wesenstypisch, also: von vornherein, als Bedingung der Möglichkeit meiner, mich als autonome Person zu sein/zu setzen/zu beweisen usw.) über ein Bewusstsein des kategorischen Imperativs (des Sittengesetzes), welches reine praktische Vernunft als schlechterdings gute Wille zugleich ist, welches Bewusstsein es mir ermöglicht, die radikale Heteronomie (Unfreiheit) meiner als Sinnenwesen dadurch zu transzendieren (zu überschreiten, „hinter mir zu lassen“), dass ich mein Wollen eben gerade nicht an der Kreatürlichkeit meiner als Sinnenwesen ausrichte, sondern allein am Sittengesetz meiner eigenen praktischen (Geist-Wille)Vernunft: dem kategorischen Imperativ, um mich überhaupt als Person: als autonom (frei, selbstgesetzgebend), folglich als Würdeträger (im Gegensatz zu mir als Büttel und Spielball meiner Kreatürlichkeit), d. h. als Zweck an sich zu qualifizieren.

Beispiel „Handle nur nach derjenigen Maxime*, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ So lautet der Kategorische Imperativ, das Sittengesetz.

Seite 15:
Und nun ein Beispiel zum Verständnis: Meinem Bekannten Franz fiel auf, dass am Freitag so gut wie nie eine Fahrkartenkontrolle in der von ihm gewöhnlich benutzten Bahn durchgeführt wird; folglich entschließt er sich, um eben Geld zu sparen, an diesen Freitagen schwarz zu fahren; seine Maxime lautet also: zukünftig 
w i l l ich an Freitagen auf meiner Bahnstrecke schwarzfahren. Nun las Franz allerdings in letzter Zeit in Kants oben genanntem Werk jenen Satz, den Kant das Sittengesetz oder den Kategorischen Imperativ nennt, und macht deshalb, diesem Imperativ folgend, die Probe aufs Exempel: Franz  verallgemeinert seine Maxime (seinen individuellen Vorsatz), an Freitagen schwarz fahren zu 
w o l l e n: Und fragt sich, was wäre die Folge davon, wenn auch alle anderen Bahnkunden, die gewöhnlich auf derselben Strecke wie er, Franz, unterwegs sind, zukünftig an Freitagen schwarz fahren wollten? Nun: Dann könnte er, Franz, wäre das der Fall, nicht mehr schwarzfahren 
w o l l e n; denn: um das w o l l e n zu können, muss mindestens eine Person bezahlt haben. Kurzum: wenn 
a l l e schwarzfahren w o l l e n, kann es niemand mehr, weil wenigstens einer hätte zahlen müssen, d a m i t die anderen schwarzfahren w o l l e n können. Kurzum: Franz kann seine (gesetzeswidrige) Maxime, schwarzfahren zu 
w o l l e n, nicht verwirklichen: er kann nicht mehr 
w o l l e n, was ihm seine eigene Maxime gebietet: an Freitagen schwarz zu fahren

Anm.* (Kant a. a. O., Seite 42, Anm.) „Maxime ist das subjektive Prinzip zu handeln und muss vom objektiven Prinzip, nämlich dem praktischen Gesetze, unterschieden werden. Jene enthält die praktische Regel, die die Vernunft den Bedingungen des Subjekts (öfters der Unwissenheit oder auch den Neigungen desselben) bestimmt, und ist also der Grundsatz, nach welchem das Subjekt handelt; das Gesetz aber ist das objektive Prinzip, gültig für jedes vernünftige Wesen, und der Grundsatz , nach dem es handeln soll, d. i ein Imperativ.“). Sich selbst als Vernunftwesen unterworfen habend,  meint: a priori dem Gesetz seiner eigenen Vernunft frei (!) unterworfen zu sein (das Vernunftwesen kann sich selbst gar nicht als unfrei 
w o l l e n), erweist man sich seiner als Subjekt des Sittengesetzes (des kategorischen Imperativs) „würdig“ ; kurzum: Würde ist gebunden an die Selbstbestimmung seiner zu dem, was man an sich (a priori: notwendig, wesensmäßig) ist: Vernunftwesen als notwendig freies Wollen seiner selbst durch die asketische Leistung des Vollzuges des Sittengesetzes. 
----------------------------Ende der Anm.*

Es wird also bei Kant, um das hinzufügen, nicht ein konkretes Gebot („Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest“, Exodus 20, 8. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird“, ebenda, 12) oder Verbot erlassen („Du sollst nicht töten“, ebenda, 13; Du sollst nicht stehlen“ ebenda, 15), sondern das empirische Individuum, diese Einheit von Sinnen- und Vernunftwesen, wird dazu aufgefordert, eine  Maximenprüfung vorzunehmen mit dem Ziel, die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung seiner subjektiven Maxime mit dem kategorischen Imperativ, dem Sittengesetz, festzustellen; erweist sich die Maxime als entsprechend gesetzeskonform, ist sie anzunehmen/muss sie angenommen werden; falls nicht, ist sie aufzugeben/fallen zu lassen, muss sie aufgegeben/fallen gelassen werden: denn nur die Maxime darf/muss als sittengesetzlich geboten angesehen werden, die sich als allgemein gesetzestauglich (als Maxime für alle Individuen) eindeutig erwiesen hat.

Insofern der Kategorische Imperativ nichts mehr und nichts weniger vorschreibt/fordert als dies: Die Negation (Verneinung) und Transzendenz (Überschreitung) seiner selbst als Sinnenwesen (als welches man vollständig heteronom (fremdbestimmt, unfrei) ist, als 

Seite 16:
welches man ist ein Knecht seiner Bedürftigkeit und Triebhaftigkeit, als welches man ist also ein Spielball seiner Kreatürlichkeit, also nicht nur - weil vernunftfremd determiniert - völlig unfrei, sondern auch „nicht würdefähig“ ist: unfähig ist zu sich selbst als Subjekt von reiner praktischer Vernunft qua schlechterdings gutem Willen. Kant (a. a. O., S.71:“Der Wille* ist eine Art von Kausalität lebender Wesen, sofern sie vernünftig sind, und Freiheit würde diejenige Eigenschaft dieser Kausalität sein, da sie unabhängig von fremden sie bestimmenden Ursachen wirkend sein kann; so wie Naturnotwendigkeit die Eigenschaft der Kausalität aller vernunftlosen Wesen, durch den Einfluss fremder Ursachen zur Tätigkeit bestimmt zu werden … Die Naturnotwendigkeit war eine Heteronomie der wirkenden Ursachen; denn jede Wirkung war nur nach dem Gesetze möglich, dass etwas anderes die wirkende Ursache zur Kausalität bestimmte; was kann denn wohl Freiheit des Willens sonst sein als Autonomie, d. i. die Eigenschaft des Willens, sich selbst ein Gesetz zu sein? Der Satz aber: der Wille ist in allen Handlungen sich selbst ein Gesetz, bezeichnet nur das Prinzip, nach keiner anderen Maxime zu handeln, als die sich selbst auch als ein allgemeines Gesetz zum Gegenstande haben kann. Dies ist aber gerade die Formel des kategorischen Imperativs und das Prinzip der Sittlichkeit; also ist ein freier Wille und ein Wille unter sittlichen Gesetzen einerlei.“

Anm.* D i e s e r Wille ist meiner, der Wille des empirischen Individuums, das zugleich Sinnen- und Vernunftwesen ist; und dieser Wille ist nur frei, wenn er sich entsprechend dem Sittengesetz (dem kategorischen Imperativ) betätigt, d. h. nur gesetzestaugliche Maximen zu seiner Grundlage macht. 
------------------------Ende der Anm.*

Indes wie steht es mit dem schlechterdings guten Willen (der gerade nicht identisch ist mit dem Willen des empirischen Individuums als Einheit von Sinnen- und Vernunftwesen?
(*) Der schlechterdings gute Wille wird nicht durch empirische Objekte (z. B. Geld, Waren, Körper usw.) zu wollen bestimmt
(*) Der schlechterdings gute Wille wird überhaupt nicht durch welche Objekte (empirische, s. o. oder politische, ideologische, weltanschauliche, kulturelle etc., also z. B. Macht, Ruhm, Ehre, gängige Exzellenz, narzisstische Bestrebungen usw. usw.) auch immer zu wollen bestimmt, sondern 
(*) allein durch das Sittengesetz (den kategorischen Imperativ) der Vernunft, welches diese a priori (wesensmäßig) als das ihre „ausweist“/“enthält“
(*) Der schlechterdings gute Wille ist also derjenige Wille, dessen sämtliche Maximen - als solche eines schlechterdings guten Willens gleichsam notwendig - unmittelbar als allgemeine Gesetze gelten dürfen/müssen 
(*) Der schlechterdings gute Wille kann nur die Bedingung der Möglichkeit seiner selbst als eines freien mit der praktischen Vernunft identischen Willens w o l l e n: Die Realisierung des Sittengesetzes (des kategorischen Imperativs); und darin verwirklicht er zugleich die Würde des Vernunftwesens Mensch
(*) Oder noch anders ausgedrückt: Die Vernunft des Menschen ist die sich mittels des schlechterdings guten Willens selbst setzende sittliche Freiheit (Autonomie) als Wesenswürde; oder
(*) Reine praktische Vernunft und der schlechterdings gute Wille sind 
identisch und sind als diese Apriori-Identität „zwieperspektivisch“: als noumenale (geistig-vernünftige) und voluntative (kausativ-imperative)   Einheit zu betrachten

Weiteres zur Würde:
Kant nennt sie einen inneren, unbedingten und unvergleichbaren W e r t. Indes ich, Sa., selbst unter Würde nicht nur einen geistigen = aller empirischen Bezüglichkeit enthobenen V e r n u n f t -, 

Seite 17:
also n i c h t: Sachwert (der zumal als Sachwert mit anderen Sachwerten vergleichbar wäre*) verstehe, sondern zugleich eine Exzellenz-E i g e n s c h a f t qua 
A u t o q u a l i f i k a t i o n begreife, die derjenige sich erworben hat, der nach einer gesetzestauglichen Maxime gehandelt, sich also als Zweck an sich, als Glied eines Reiches der Zwecke, also als Subjekt von reiner praktischer Vernunft und dem mit ihr identischen schlechterdings guten Willen „bewiesen“/gesetzt, qualifiziert hat

Anm.* Dazu Schopenhauer (Wetz, Texte zur Menschenwürde, Reclam, 18907, S. 285) „Kant (…) definiert Würde als einen ‚unbedingten, unvergleichbaren Wert’“, doch diese Erklärung, so Schopenhauer sei auch nur eine hohle Hyperbel (= Übertreibung), „in deren Innerem als nagender Wurm die contradictio in adjecto (= Widerspruch in sich) nistet. Jeder Wert ist die Schätzung einer Sache im Vergleich mit einer andern, also ein Vergleichsbegriff, mithin relativ, und diese Relativität machte eben das Wesen des Begriffes Wert aus. Ein unvergleichbarer, unbedingter, absoluter Wert, der gleichen die Würde sein soll, ist demnach wie so vieles in der Philosophie die mit Worten gestellte Aufgabe zu einem Gedanken, der sich gar nicht denken lässt …“
Also:
Schopenhauer hätte gewiss Recht, wenn es bei der kantischen Würde um einen Sachwert ginge; indes: bei dieser geht es nicht um einen Sachwert, sondern um den apriorischen Wesenswert des Subjekts von reiner praktischer Vernunft (die auf das apriorisch-noumenale Bewusstsein des Sittengesetzes zielenden Instanz) als eines schlechterdings guten Willens eben desselben Subjekts (die auf das Wählen und diesem entsprechende Handeln eben derselben Vernunft zielende Instanz). Schopenhauer übersieht, dass es sich bei der Würde um einen unvergleichbaren, unbedingten, absoluten Wert geht, den es nur als diesen („sach-“, „ding“- und „mittel“-jenseitigen) einmaligen(!) gibt: den Menschen (= Subjekt von reiner praktischer Vernunft) als Person (soll heißen: als Gegensatz zur vernunftlosen Sache/zum vernunftlosen Ding, das in der Tat mit allen anderen vernunftlosen Sachen verglichen werden und daher nur einen relativen: messbaren Wert haben kann), Die Würde ist also deshalb ein unvergleichbarer, unbedingter, absoluter Wert, weil es diesen Wert nur einmal - jenseits aller sachlichen und sonstigen Vergleichbarkeit, als nicht messbaren Wert gibt: es gibt keinen anderen solchen Wert, mit dem er, der Wert der Würde, verglichen werden könnte. Würde ist der einzige überhaupt mögliche geistige Wert des Vernunftwesens Mensch, den es geben kann: Würde als eben nur geistiger Wert eines einmaligen Vernunftwesens: der des Menschen. Und dieser Wert „Würde“ eines Menschen kann nur durch sich selbst (als solcher eines seine Kreatürlichkeit überschreiten könnenden/sollenden/müssenden Vernunftwesens) ausgedrückt werden, also niemals als relativer Sach-, Ding-, Geld- oder sonstiger Wert, sondern allein als nicht „sinnlich-materiell“ messbarer, also materiell bezugsloser „Geist-Wert“. D. h. Kant begeht nicht den Fehler, den ihm Schopenhauer vorwirft, hätte aber vielleicht besser nicht von einem unvergleichbaren, unbedingten, absoluten Wert, sondern von einer solchen einmalig-immergleichen, transzendentalen Ezellenz-Eigenschaft des Vernunftwesens reden sollen.

Beispiel: „Ehrlichkeit“. Auf die kann ich als Geschäftsmann setzen, um die Produkte, die ich herstelle und verkaufe - ich stelle sehr gute Produkte her, für die ich auch keine übertriebenen, sondern „reelle“ Preise verlange; soll heißen: Ich setze Ehrlichkeit als absatzsteigernde Strategie, als Vertrauen erweckendes Mittel ein; das ist legitim, aber nicht mit dem Sittengesetz konform; erst dann, wenn ich Ehrlichkeit als Wert an sich ansehe (unabhängig davon, dass dies mir Vorteile bringt, Vertrauen schafft, den Absatz meiner Produkte steigert) und sie eben deshalb, unabhängig von allen meinen empirischen Interessen, Umständen und Bedingungen als Maxime meines Handelns mir auferlege: „Ich halte es für unabdingbar, unter allen Umständen ehrlich zu sein - die Folgen davon mögen sein, welche immer“, handle ich 

Seite 18:
nach einer Maxime, durch die ich zugleich wollen kann, „dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Kant, a. a. O. S.42). Und eben weil ich nach einer solchen gesetzeskonformen Maxime handle/gehandelt habe, kommt mir eben deswegen eine unvergleichbare, unbedingte, absolute Würde zu (d i e Würde meiner als Subjekt von reiner praktischer Vernunft: zugleich also meiner als Person (Nicht-Sinnenwesen, nicht Ding, nicht Sache zu sein zu, keinen empirischen Vergleichungswert/Marktwert zu haben), kommt mir d i e Würde zu, wie sie unmittelbar als die wesensmäßig apriorisch-geistig in reiner praktischer Vernunft verankerte Würde eines Subjekts von reiner praktischer Vernunft als einem schlechterdings guten Willen, also als Autonomie von reiner praktischer Vernunft als einem schlechterdings guten Willen, als Würde eines Zwecks an sich, der aus Achtung* fürs Gesetz sich eine notwendige Pflicht auferlegte (Kant, a. a. O. S. 18)

Anm.*: Achtung. Kant, a. a. O., S. 19 (Anm. **): „Man könnte mir vorwerfen, als suchte ich hinter dem Worte Achtung nur Zuflucht zu einem dunklen Gefühle, anstatt durch einen Begriff der Vernunft in der Frage deutliche Auskunft zu geben. Allein wenn Achtung gleich ein Gefühl ist, so ist es doch kein durch Einfluss empfangenes, sondern durch einen Vernunftbegriff selbstgewirktes Gefühl und daher von allen Gefühlen der ersteren Art, die sich auf Neigung und Furcht bringen lassen, spezifisch unterschieden. Was ich unmittelbar als Gesetz für mich erkenne“ (nämlich das Sittengesetz, den kategorischen Imperativ), „erkenne ich mit Achtung, welche bloß das Bewusstsein der Unterordnung meines Willens unter einem Gesetze ohne Vermittlung anderer Einflüsse auf meinen Sinn bedeutet. Die unmittelbar Bestimmung des Willens“ (meines Willens, des Willens eines Individuums, welches zugleich Sinnen- und Vernunftwesen ist) „und das Bewusstsein derselben heißt Achtung, sodass diese als Wirkung des Gesetzes aufs Subjekt und nicht als Ursache desselben angesehen wird“ (Achtung ist nicht der Grund meiner Willensbestimmung durch das Gesetz, sondern die Folge derselben). „Eigentlich ist Achtung die Vorstellung von einem Werte, der meiner Selbstliebe Abbruch tut.“ In der Tat muss ich diese Selbstliebe in dem Augenblick sofort fahren lassen, in dem ich mich dem Sittengesetz meiner eigenen Vernunft als schlechterdings gutem Willen unmittelbar unterwerfe/unterstelle, um mich von diesen (der reinen praktischen Vernunft als schlechterdings gutem Willen: also dem kategorischen Imperativ - und nichts anderem -) unmittelbar bestimmen/leiten zu lassen. Überhaupt: Selbstliebe ist die Hauptquelle aller Heteronomie.

In der Tat: Wie könnte man sich als heteronomes (unfreies: schon durch sich selbst als Bedürftigkeits- und Triebwesen hin- und her geworfener Spielball seiner selbst, der Gesellschaft und Welt überhaupt) Sinnenwesen denn auch achten? Als dieses, das sich gar als ausnahmslos sich selbst unterworfenes (als von sich selbst geknebeltes) erlebt (dies aber in der Regel nicht begreift: erfährt … wie in der heutigen Überflussgesellschaft), kann man, sich seiner Fremdsteuerung bewusst werdend, sich doch allenfalls heimlich beschämt grämen, wenn man sich denn auch nur eine leise Ahnung von dem bewahrt haben mag, was die Bedingung der Möglichkeit aller Freiheit (wäre denn unser Wille überhaupt frei, was er nicht ist (vgl. dazu (A) Die Stellung des Menschen, S. 39 Homepage und S. 45 und 46 Hompeage) sein muss/müsste: Selbstzwang, Selbstzurücknahme, Machtausübung auf sich selbst, Ich-Verzicht, also: Anti-Pleonexie und Anti-Narzissmus usw. (ich erinnere daran, dass diese beiden die Haupt-Antipoden des Geistigen sind (vgl. (F), Geist, S. 41 der Homepage).

Dazu folgendes Gedicht
Das Materiegebilde Mensch 
in Überflussgesellschaften (44/2323)           Seite 19:

Ein Fleischgefüge, ein Bedürfnisdrang,
ein Dauer-Hecheln nach Fiktionen ...
emotionaler Überschwang,
sich rauschbegierig zu belohnen;

sich mehr und mehr zu schönen Faktenzwänge
durch Drogen-, Sex- und Selbst-Konsum,
auf dass man selbststumm sich gelänge
als individueller Gossen-Boom.

Das alles als Moment-Erleben,
sich seiner selbst benommen Spaßzwang zu versinken:
orgiastisch-mystisch selbst sich zu verschweben,
um sich als Seelenwüste auszutrinken.
--------------------------------Ende der Anm.*

Also noch mal: Würde wäre eine Eigenschaft und zugleich ein Wert - die Konjunktive im Folgenden sollen anzeigen, dass alles Ausgeführte nur dann gälte, wenn uns Menschen ein freier Wille überhaupt gegeben wäre; das ist aber nicht der Fall-: Mit Hinblick auf das Phänomen der einmaligen (durch reine praktische Vernunft a priori: wesensmäßig) noumenal: geistgewirkten Würde gälte, dass sie 
(*) eine Art Exzellenz-Eigenschaft(!) oder Autoqualifikation wäre, welche sich unmittelbar aus jedem gesetzeskonformem Handeln (sich nur solchen Maximen zu unterwerfen, die zugleich als allgemeine Gesetze würden gelten können/müssen) für das Vernunftwesen quasi „automatisch“ ergäbe; und dann
(*) zugleich ein Wert(!) wäre, welcher deshalb unvergleichbar, unbedingt und absolut genannt werden müsste, weil er der einzige Wert dieser Art wäre: Ein Vernunft-, Geist-, Person-, Selbstzweck-Wert, aber kein Sach-, Markt-, kurzum: kein letztlich kreatürlich fundierter (Heteronomie bewirkender) Wert wäre. Vgl. oben Anm.* zu Schopenhauers Kritik an Kant.

Und auch dies noch einmal:
Für die kantische Ethik gilt ausnahmslos: Sie ist streng asketisch (antikreatürlich): sie „entmächtigt“ das heteronome - unfreie - Sinnenwesen vollständig), insofern der Kategorische Imperativ: genau das fordert: Die vollständige Transzendenz seiner als Sinnenwesen, denn dieses ist per se völlig unfrei: ausnahmslos bedürfnis- und triebgesteuert; was richtig ist.
Und auch dies: Kant wäre in der Tat der Newton der Ethik (wie er einmal genannt wurde; ich habe vergessen von wem), wären da nicht
(*) die moderne Neurowissenschaft, die - kurz und bündig gesagt - nachwies, dass die Vorstellung eines freien Willens unhaltbar ist: Wir sind „Verschaltungs-Büttel“ eines Gehirns im Dienste der Lebensmeisterung und des Überlebens überhaupt (s. dazu S. 45 und S. 46 Homepage); und
(*) die Teilchenphysik, die aufgezeigt hat, dass wir durch und durch subatomare Materie ("Quarks und Elektronen-Wesen") sind (baryonische Materie; vgl. oben, S. 39 der Homepage (A) Die Stellung des Menschen), die eine Geistnatur und eine göttliche Schöpfung, ja: überhaupt jede erdenkliche, vor allem auch metaphysische, Sonderstellung des Menschen ausschließen.  
Kurzum: Ich würde Kants Ethik die Krone reichen, weil sie, nach meinem Dafürhalten, exakt zeigt und analysiert, was wir, verfügten wir über einen freien Willen, als dann autonome: „wert- und würdefähige“ Personen: Vernunft-Wesen zu tun und zu lassen hätten, um als Träger einer einmaligen Würde, als Zwecke an sich, als Herren über uns selbst usw. usw. zu 

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tun und zu lassen hätten
------------------------Ende der Anm.*

(7) Der kategorische Imperativ/Wort- und Sacherklärungen: 
(a) kategorisch = keinen Widerspruch duldend, unbedingt, ohne Ausnahme: bedingungslos geltend; der kategorische Imperativ (das Sittengesetz) ist nur einer: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (vergleiche Beispiele oben: Der schwarzfahren wollende Franz und der Grundwert der Ehrlichkeit; unter (6)), wenngleich er sich unterschiedlich (s. u.) formulieren lässt; etwa auch so.
„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ (Kant, Kritik der praktischen Vernunft, § 7, Meiner-Verlag, Hamburg, Nr. 38, S. 36; Abkürzung: KpV); soll heißen: diese Maxime kann dann - und nur dann - als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten, wenn sie sich widerspruchsfrei verallgemeinern lässt, d. h. wenn sie zum allgemeinen/zum einen Gesetz (für alle Vernunftwesen) nicht in Widerspruch gerät/als solches allgemeines Gesetz taugt (s. o. Ehrlichkeit unter (6)) 
(b) hypothetisch = nur bedingt/unter bestimmten Bedingungen  geltend, auf einer unbewiesenen Vermutung beruhend; Hypothese: Annahme, Unterstellung; vgl. Kant, Grundlegung, S. 34: hypothetischer oder kategorischer Imperativ: Kant: „Wenn nun die Handlung bloß wozu anders als Mittel gut sein würde, so ist der Imperativ hypothetisch“ (nur bedingt geltend: „wenn … dann“); „ wird sie als an sich gut vorgestellt, mithin als notwendig in einem an sich der Vernunft gemäßen Willen, als Prinzip derselben, so ist er kategorisch“; vgl. KpV, S. 22):
Beispiel für einen hypothetischn Imperativ: „Wenn du dein Leben erfolgreich meistern willst, achte auf deine Gesundheit, verschaffe dir eine gute Bildung und erledige zielstrebig und ehrenhaft deine beruflichen Aufgaben und deine soziale Verpflichtungen.“ 
(c) Imperativ = Befehl, Gebot, Vorschrift, Sollen (lat.: imperare = auferlegen, befehlen).
„Das Wesentliche alles sittlichen Werts der Handlungen kommt darauf an, daß das moralische Gesetz unmittelbar den Willen bestimme“ (also den Willen des Individuums, das zugleich Sinnen- und Vernunftwesen ist). KpV, S. 84
(d) Der kategorische Imperativ = Das Sittengesetz (s. o.) gilt unbedingt, ausnahmslos, ist eines. Weitere Formulierung des kategorischen Imperativs: 
(i) „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ KpV, S. 36.
Soll, kurz gesagt, heißen: Die Maxime meines Willens, mein individueller Handlungs-Grundsatz, soll von mir als derselbe jedes anderen Individuums, also als verallgemeinerter, als Grundsatz aller gedacht werden, um auf diese Weise festzustellen, ob er als dieser mein Grundsatz widerspruchfrei gedacht, also zum allgemeinen Gesetz erhoben werden könne; und eben das kann er, wenn er sich widerspruchsfrei verallgemeinern lässt
(ii) Der kategorische Imperativ ist also ein einziger und zwar dieser: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Grundlegung, S. 42. Tatsächlich ist der kategorische Imperativ nur e i n e r: es kann a priori nur e i n Sittengesetz e i n e r reinen apriorisch-praktischen Vernunft als e i n e s schlechterdings guten, notwendig autonomen Willens, nur e i n e Bestimmung einer Person (nämlich die, niemals Sache zu sein), nur e i n e Pflicht als Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung für e i n Gesetz (Grundlegung, S. 18), nur e i n e Würde als unvergleichbare: als materiell-sachlich-nichtmessbaren, weil rein noumenalen (geistig-vernünftig fundierten) Wert und zugleich als Exzellenz-Qualifikation dessen geben, der gesetzeskonform gewollt und gehandelt hat
(iii) „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen 

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Naturgesetz werden sollte.“ Grundlegung, S. 43. Soll wohl heißen, dass man unverbrüchlich, eindeutig, in allen Fällen, unhinterfragbar selbstverständlich (weil gar nicht anders denk- und vorstellbar) wollen und handeln solle, als gelte es, das Sittengesetz als gleichsam dauernd unhintergehbares und quasi- notwendig zu befolgendes in den Rang eines „ethischen Naturgesetzes“ zu erheben. 
(iv) „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Grundlegung, S. 52. Denn: „die vernünftige Natur existiert als Zweck an sich selbst“, Grundlegung. S. 51
Die Menschheit in meiner wie in der Person eines jeden anderen Menschen meint: Allen (in dieser Hinsicht gleichen) Menschen als apriorisch-wesensmäßigen Vernunftwesen/Personen, also als den gleichen Trägern/Subjekten des Sittengesetzes (des e i n e n kategorischen Imperativs, s. o: (b)), kommt 
(α) als Zwecken an sich selbst, die als diese niemals Mittel/Ding/ Sache sein können, also stets Personen durch ihr eigenes freies Wollen sein m ü s s e n, zugleich 
(β) eine Autonomie als notwendige Selbstgesetzgebung eines schlechterdings guten Willens zu, dann weiter zu  
(γ) eine Würde als noumenaler = geistiger (nicht sachlicher) Wesenswert und als Exzellenz-Qualifikation, was alles ihnen also zukommt als 
(δ) autonomen Subjekten von reiner Vernunft 
(ε) im Gegensatz zu ihnen als heteronomen (unfreien, vollständig determinierten) Sinnenwesen, von denen gerade nicht gelten kann, dass sie sich 
(ζ) als autonome Vernunftwesen/Person, Zwecke an sich, Personen und Würdeträger qualifizieren w o l l e n könnten (sie sind w i l l e n l o s sich selbst ausgeliefert) in dem Sinne, dass sie sich notwendig verfehlen m ü s s e n, weil sie als Sinnenwesen unabänderlich ihre eigenen (und überhaupt) Büttel, Lakaien und Spielbälle sind; und als solche sich auch zu Mitteln ihrer Kreatürlichkeit (Bedürftigkeit und Triebhaftigkeit) dann notwendig machen müssen, wenn sie nicht fähig oder nicht willig sind, sich als Vernunftwesen ihrer selbst als Sinnenwesen zu benehmen (sich als Vernunftwesen vor sich selbst zu bewahren) …
(η) Sie verdinglichen sich selbst (machen sich selbst zur Sache), indem sie etwa ihre Körper verkaufen, diese auch als Mittel einsetzen, andere ihrer Vernunftnatur abwendig zu machen, verraten und korrumpieren sich selbst, etwa aus Gier, Machtsucht, Eitelkeit, Narzissmus, sie würdigen sich als Existenz-Schauspieler herab, als Hybris, Verblendung und Arroganz verfallene Beispiele verachtungswürdiger Charakterlosigkeit usw. usw. 
(e) Maximen (Kant: „Maximen sind also zwar Grundsätze, aber nicht Imperativen (sic!).“ KpV, S. 22. Eine Maxime meint einen subjektiven (irgendeines Individuums) Grundsatz, der für andere Individuen in keiner Weise bindend ist
Beispiele für Maximen: 
(i) „Ich nehme grundsätzlich kein Frühstück zu mir“ (= moralisch irrelevante Maxime = y); oder: 
(ii) „Wenn ich sicher sein kann, nicht erwischt zu werden, fahre ich schwarz.“ (moralisch höchst relevante Maxime = z); oder: 
(iii) „Wein trinke ich grundsätzlich nur mit Wasser verdünnt.“ (y); oder: 
(iv) „Wenn ich was versprochen habe, halte ich es auch.“ (z); oder:
(v) „Ich nehme auch im Sommer immer einen Mantel mit, wenn ich spazieren gehe.“ (y); oder:
(vi) „Ich mache täglich mindestens eine halbe Stunde Sport.“ (y?); usw.

Maximen sind also Handlungs- und Verhaltensgrundsätze, die sich irgendein Individuum zu eigen gemacht hat.

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(e) Gesetz = intersubjektiv (von allen Menschen als Vernunftwesen, also ausnahmslos) befolgt werden sollende Vorschrift, Norm oder: alle (nicht bloß individuell = subjektiv = einzelne, wie die Maximen) bindender = verpflichtender Grundsatz. 
Das moralische Gesetz/Das Sittengesetz = Der kategorische Imperativ ist als Grundsatz von reiner praktischer Vernunft der Grundsatz, der alles menschliche moralische (freie/autonome) Wollen und Handeln überhaupt erst ermöglicht, der Grundsatz, der, weil für alle Menschen als Vernunftwesen gleichermaßen bindend/verbindlich, der sie in die Lage versetzt (gegen sich und gegeneinander als Sinnenwesen), sich zu qualifizieren
(i) als autonome Personen 
(ii) als gleiche Personen 
(iii) als Zwecke an sich selbst
(iv) als Träger einer Wesenswürde 
(v) als sich selbst als selbstzwangfähige, Macht über sich selbst als Sinnenwesen ausüben könnende und (und wenn frei sein wollende, dies m ü s s e n d e), sich selbst also a c h t e n könnende, eben 
(vi) als pflichtfähig und -willig sein müssende Vernunftwesen, weil sie als solche die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz als Bedingung der Möglichkeit ihrer Autonomie als Person, als conditio sine qua non ihres „souveränen Selbstseins“ erkannt haben

Ein Leben/Sonett (44/2324)

Es war ein eher anspruchsloses Leben,
am Rande der Gesellschaft zugebracht;
ein geistiges, nicht konsumtives Streben,
auf Einsicht und auf Einsamkeit bedacht.

Nie gab ich viel auf diese Wohlstandsschlacht,
ihr hedonistisch fremdbestimmtes Beben
in Selbstverdinglichungs- und Lust-Andacht,
Entfremdungsrausch-Magie sie zu verweben.

Indes nur so dies Dasein kann gelingen,
dem geistige Entlastungsmittel fehlen:
Mit Nichtigkeitserfahrungen zu ringen,

mit Selbstverlustgefühlen sich zu quälen.
Gar bis zu dieser Ahnung vorzudringen,
dass man als Markt-Lakai kann gar nichts zählen.

 

 

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