Seite 43

Ein Fremdwörterverzeichnis finden Sie hier

Seite 1:

(6) Allgemeine Bemerkungen zur geistigen Verfassung der deutschen politischen Funktionselite (der demokratischen Parteien)/Annäherungen

Ich würde, aufgefordert, die gegenwärtigen deutsche Parteien und deren politische Grund- und Schlüssel-Absichten mit meinen eigenen Worten möglichst präzise zu beschreiben, etwa folgende  - in der Tat freilich subjektive und deswegen sehr genau zu bedenkende*- Auskünfte geben: Nämlich die, dass es sich im Allgemeinen in einer Mediengesellschaft, in der die Individuen in der Regel nicht auf rational-komplexe Sach-Aussagen, sondern auf Reize, Effekte, Sensationen, Emotionen, Shows, Inszenierungen (auch moralische) usw. ansprechen - zumal überhaupt bis in ihre Seelenkerne spaßerlebnishungrig konditioniert sind -, nicht möglich ist, diese Tatsachen und Umstände nicht auch politisch in Rechnung zu stellen: Die politisch wirken wollenden Personen werden dementsprechend, öffentlich auftretend, sich auch inszenieren müssen: nämlich als unterhaltende, zuweilen empörte oder sittlich tief betroffene (nahezu sämtlichen Substantiven gehen, mimisch begleitet, Empörungs- und Betroffenheitsadjektive voraus) zu Selbstdarstellern, Emotions-Schauspielern und Phrasen-Stars, kurzum: zu narzisstischen Erregungs-Virtuosen. Daraus ergeben sich dann Unsachlichkeit und Verantwortungslosigkeit gleichsam von selbst, zumal die politisch vereinnahmten Tugendbegriffe (wie etwa Würde, Freiheit - Selbstbestimmung, Autonomie, Emanzipation etc. -, Vernunft, Respekt, Toleranz, Gleichheit, überhaupt: psychoethische Exzellenz) in diametralem Gegensatz zum tatsächlichen Gebaren der eskapistisch-hedonistisch-erlebnishungrigen der meisten Individuen steht.

Anm.*: Ich bin mir freilich nicht sicher, ob meine teilweise doch sehr scharfe Kritik an den Repräsentanten dieser Funktionselite in jeder Hinsicht gerechtfertigt ist, weil - etwa - 
(1) hat man Macht, man sich sehr wahrscheinlich schwerer tut, als solche Menschen, die keine haben, gewissen allzumenschlichen Versuchungen zu widerstehen (Selbstüberschätzung, Rechthaberei, Verblendung, Hybris überhaupt, ja: korrumpierenden Verlockungen), schon weil entsprechende Gelegenheiten im politischen Bereich faktisch ziemlich häufig sind
Dann, weil
(2) diese Menschen ja doch auch intellektuell Gehetzte sind (z. B. von den Medien und von ihren politischen Gegnern), zumal in der Regel aber nicht über die rhetorische und d i e  Art von Souveränität verfügen, wie sie nur feinste und höchste Bildung im Verein mit Geistesgegenwart, Selbstdistanzfähigkeit und Humor gewähren kann, es einem erlaubend, sich z. B. nicht als selbstsuchttäppisch agierender, seinen Machtkonkurrenten politisch überlegen Leerformel-Virtuosen, also: als gegenüber jenen sachkundiger, geeigneter, charakterfester usw.  präsentieren zu müssen. Dann, weil 
(3) diese Menschen vielleicht doch weit mehr Gefangene des Zeitgeistes sind, als ich mir das - aus einer anderen Welt kommend - auszumalen vermag; zumal ich unbelehrbar, ja: geradezu stur, davon ausgehe, dass, wer sich mit dem herrschenden Zeitgeist einlässt (einlassen muss: weil vielleicht sowieso entsprechend sozialisiert), politisch inkompetent sein muss, denn: der Zeitgeist macht trash-affin, show-lastig, leerformel-hörig, effektgierg und ausdeutungsneurotisch-feige-verlogen realitätsblind: die hysterische Sensibilität gegenüber bloßen Worten zwecks Fakten-Vertuschung, -Umdeutung und Ausblendung bewirkt in der deutschen Politik eine Außerkraftsetzung rechtsstaatlichen Handelns, tatsächlich ein auf 

Seite 2:
Dauer gestelltes, tugendhysterisch fundiertes Staatsversagen, das zumal Phänomene fördert, die, als kulturfundamentalistische, massiv gesellschaftsschädlich sind, zumal man sie, was ihre Brisanz anbelangt, sich schönredet, soll heißen: sie nicht zur Kenntnis nehmen will, indes auch glaubt - illusionsanfällig, da selbsthasssiech-gesinnungssimpel - sie mit Bildungs-, Integrations- und Finanz-Leistungen aus der Welt schaffen zu können; allein es gibt keine kulturelle - geistige - Integration in eine wertsubstanznihilistische Konsumdiktatur, die als diese auch die Quelle jenes wirklichkeitsverlustig-atheistisch-hedonistischen Zeitgeistes ist. Dann, weil
(4) diese Menschen offenbar keinerlei geistig grundgelegten und ausgerichteten Selbstansprüche zu haben scheinen, etwa diesen sehr selten gewordenen geistimmanenten Imperativ (Hegel: „Der Mensch, da er Geist ist, darf und soll sich selbst des Höchsten würdig achten .. „; vgl.  dazu die obigen Ausführungen zu Max Weber und Max Scheler: Tatsächlich ist sachlich-verantwortungsvolles politisches Handeln ohne substantiell geistige Selbstansprüche gar nicht möglich; und die sehe ich nicht mehr gegeben. Es gibt diesen Selbstanspruch nach seriös-reifer, gar verfeinernder personaler Selbst-Transzendenz, um sich - ohne auf phrasenreiche Spiegelfechtereien zurückgreifen zu müssen - innerlich souveräner und geschmeidiger, rhetorisch geschickter und fachlich versierter, vor allem: verantwortungsfähig und -willig präsentieren: und selbstverständlich auch ausweisen zu können, nicht mehr. Dann, weil 
(5) sich die deutschen Funktionseliten (die politische und die wirtschaftliche) auf Gegebenheiten, Verhältnisse und Bedingungen - um kurzzeitiger/gegenwärtiger Vorteile willen, von denen man wissen konnte, ja: musste, dass sie sich auf Dauer in massive Nachteile verkehren würden - eingelassen haben, die sie nunmehr eingeholt haben: sie erpressbar, zu Bittstellern und in ihre eigene Tugendnaivität und Gier Verstrickte entlarvt haben, zumal diese Funktionseliten wieder einmal bewiesen haben, wie gering doch ihr Realitätssinn ist, ihre Fähigkeit, gegebene Umstände und Verhältnisse sachgerecht zu beurteilen und dann dementsprechend politisch zu handeln …
„Wandel durch Handel“ sich naiverweise erhoffend, d. h. nicht ansatzweise in der Lage, von ihren Wunschvorstellungen zu lassen, begreifend dass diese angesichts einer Partei-Elite (die zumal nie einen Hehl machte aus ihren Zielen, schon gar nicht aus ihren Überzeugungen - man hätte nur zuhören müssen, was man aber nicht tat). 
Ich sage nur so viel: Die Wahrung der eigenen politischen und wirtschaftlichen Autarkie (auch wenn zunächst verbunden mit Milliarden-Verlusten und möglichen anderen Nachteilen), wäre angesichts der Tatsache, was sich nunmehr aus der Losung „Wandel durch Handel“ ergab (nämlich die Umkehrung des Verhältnisse vom einst vermeintlichen Herrn zum langjährigen Knecht, der sich längst seinerseits zum Herrn entwickelt/aufgeworfen hat- auch das hätte man voraussehen können angesichts eines hochbegabten, fleißigen Volkes, dem Vergleichbares der ehemalig Herr im Rahmen seiner dekadenten Überflussgesellschaft nichts mehr entgegenzusetzen hat), weitaus billiger und weitaus vorteilhafter gewesen (heute ist das offenkundig) für Deutschland, so sehr, dass ich nicht zögere, was die über vier Jahrzehnte sich hinziehende Ausgestaltung der Beziehung zu China anbelangt, von einem krassen Staatsversagen zu sprechen. 
--------------------------------Ende der Anm.*

Bemerkungen zu den Parteien: 
(a) In der Tat: Die Parteien können den infantil-eskapistisch-tugendhypertroph-hedonistischwirklichkeitsverlustigen Zeitgeist nicht einfach in den Wind schlagen: zumindest nicht ihr öffentlich sich häufig präsentieren müssendes Spitzenpersonal kann das nicht. Die Parteien bauen (müssen es wohl) auf narzisstische Karrieristen*, die sich gegenseitig bekämpfen (auch mal zum Schein), kritisieren, zuweilen verunglimpfen, mit Vorwürfen überhäufen, zuweilen auch dem der politischen Inkompetenz**; was freilich überhaupt

Seite 3:
alle, die öffentlich mit dem Anspruch auftreten, irgend politisch Bedeutendes und die Bürger des Landes Betreffendes zu sagen/mitzuteilen zu haben, tun, sich freilich je nach Parteizugehörigkeit auf je andere politische Ziele beziehend; so finden man an politischen Zielen etwa  

Anm.*: Das ist auch ein kalkuliert machtstrategisches Verhalten, um von den eigenen Fehlern, Versäumnissen und Inkompetenzen abzulenken. Das ist parteienoligarchisch-übergeordnetes Verhalten einer „Blasen-Kaste“, die sich ihres kratischen Dilettantismus und ihrer Gesinnungs-Träumerei wohl durchaus bewusst ist. Politisches Ziel: Der eigene Machterhalt durch den Erhalt der Macht des politischen Gegners zugleich: eben „Blasen-Kasten-Verhalten“  
-------------------------------Ende  der Anm.*

(b) in erster Linie ökoklerikal-ethisch-ideologische (nicht primär an wirtschaftlich-wohlstands-zentrischen Zielen festhaltend), also tugendmacht-politmessianisch ausgerichtete Verfechter einer basisdemokratisch-humanitär geprägten Gesellschaft all-gleicher, freier, emanzipierter, selbstbestimmungsfähiger und also selbstmächtiger Individuen, wobei einige ihrer Werte (die sich in anderen Zusammenhängen bei Helmut Klages aufgelistet finden; ich habe sie  als hier passende übernommen):
(*) Emanzipation (*) Gleichheit/Gleichbehandlung (*)Autonomie (Selbstverwirklichung, Freiheit, Ungebundenheit); dann vor allem: (*) Ökologisch korrektes Tun und Lassen (*) Priorisierung des Kampfes gegen den Klimawandel (u. U. auch gegen wirtschaftliche Interessen; allerdings weiß man, dass das Kernziel „Wohlstand“ nicht angegriffen werden darf, weil eine Deindustrialisierung die deutsche Gesellschaft, der es primär, ja: zentrisch auf Wohlstand ankommt (schon weil der für die meisten Deutschen zum Lebenssinn-Garanten geworden ist), sprengen würde; was nicht heißt, dass die Gesellschaft die ökologischen Ziele nicht teilte - doch, tut sie(?) in der Mehrheit - aber die Individuen handeln kaum danach, auch weil die oft scheinbar besserwisserisch und oberlehrerhaft daherkommende Partei mit zuweilen geradezu linkischer Arroganz die Dekarbonisierung zur Ersatz-Religion erhoben hat, was manche ihrer Jünger ermuntert, die Bürger mit sich selbst heimzusuchen. In der Tat kann man einen ökologisch fundierten Autoritarismus dieser Partei in Anschlag bringen - diametral entgegengesetzt ihren Freiheits-, Gleichheits- und Emanzipations-Werten. Dass freilich der Klimawandel ein fundamentales Problem für alle Staaten darstellt, ist ein Faktum; und auch dies ist ein Faktum: Dass wir Wohlstandsverzichte werden erbringen müssen, um den Planeten nicht definitiv – und zwar unumkehr- und nicht mehr steuerbar zu „verhunzen“ (der Ausdruck ist hier angebracht), so dass er uns wird „ausschwitzen“ müssen, d. i.  vernichten*

Anm.*: Tatsächlich gehe ich, Sa., davon aus, dass die erwartbar katastrophalen Folgen des Klimawandels (und des Wohlstands-Niveaus) am Ende nur mit drakonischen Maßnahmen (kommandierender politischer Macht) werden bekämpft werden können (wenn überhaupt dann noch), zumal ich nicht sehe, was das wie immer mustergültig menschheitsbeglückend-eifrige, aber kleine  Deutschland, selbst wenn es denn 2045 klimaneutral sein sollte, zu jener „Menschheitsaufgabe“" wird substantiell beitragen können.
Und überhaupt bei dieser Gelegenheit: Die allenthalben hochgehaltenen Werte wie (*) Emanzipation (*) Gleichheit/ Gleichbehandlung (*) Autonomie (Selbstverwirklichung, Freiheit, Ungebundenheit); usw. usw. sind letztlich längst Verbraucher-Leerformeln, die in erster Linie faktisch dazu dienen, den asozialen Egoismus der dekadenten deutschen Erlebnissammler pseudomoralisch zum Glitzern zu bringen; den meisten dürfte es ausschließlich um (*) Genuss (*) Abenteuer (*) Spannung (*) Abwechslung und das (*) Ausleben emotionaler Bedürfnisse (*) Ungebundenheit und auch zuweilen (*) „Kreativität“ (etwa popmusikalische) zu tun sein; kurzum: um sich selbst, nur um sich selbst gehen, weil es 

Seite 4:
anders gar nicht möglich ist: Man selbst muss sich Daseins-Zweck sein; das ist  ein evolutionsbiologischer Zwang (und der eigene Wille ist nie frei: man ist vollständig heteronom).
Und zuletzt dies (ich sag’s nicht gern): An uns liegt gar nichts; sollten wir den Planeten so weit ruinieren, dass er menschliches Leben nicht mehr tragen kann (was ich übrigens nicht erwarte: das ist bei mir ein diffuses Gefühl, eine Befürchtung, eine Angst usw.; mehr nicht), dann müssen wir, es lapidar zu sagen: weichen; und ich glaube nicht, dass wir wem auch immer fehlen würden.

Zuletzt noch dies: Dass diese, sich so sehr um das Klima sorgenden Leute, freilich faktisch nicht weniger machtversessen sind als andere, versteht sich von selbst; denn: wer politisch überhaupt etwas bewirken will, braucht dazu Macht - das ist eine Binsenweisheit. Indes machen gerade diese Leute - wie auch die Sozialstaats-Pathetiker unter (c) - z. T. fundamentale Fehler: Sie handeln arrogant (der Polit-Tugend-Ideologe i s t arrogant, sich im Besitz unangreifbarer Wahrheiten wähnend), neigen zumal dazu - eben weil sozusagen nach eigener Überzeugung vom Weltgeist und dem Gang der Geschichte selbst raunend instruiert -, den Leuten etwas aufzuzwingen, ohne vorher überhaupt mit ihnen zu reden; dies auch deswegen nicht, weil ihnen die Leute egal sind: Der Ideologe besitzt kein Einfühlungsvermögen:  ihm fehlt es, wie jedem Narziss, an Empathie. Allerdings spielt etwas anderes auch eine gewichtige Rolle: Diese Leute sind linkisch-seelenhölzern-emotionssteif, verhalten sich manchmal geradezu tollpatschig und ermangeln jedweder Form von gelöster Heiterkeit, Humor, Scham, Ehrfurcht, Anmut usw. (was man besonders als kompromisslos-
täppisch-aufmüpfige Emanzipationskälte spürt, die einen sozusagen psychisch frigidisierend anweht … dem wertpuristisch eifernden Ideologen fehlt jedenfalls jedwede Generosität, Selbstzurücknahme-Fähigkeit, Großgesinntheit und naive Gefühlswärme. Das ist überhaupt ganz typisch für Leute, die mit Leerformeln und utopisierenden Illusionen jonglieren, die sie für Tatsachen  erschließende Zauberformeln halten, von denen verführt, sie gleichsam magisch ergriffen, sich dann selbst, ihren Artgenossen und der Erde eine Last werden/sind (frei nach Homer).
----------------------------Ende der Anm.*

Man findet weiter an politischen Zielen
(c)  sozialstaatspathetisch angepriesene: zartbesaitet-all-mitfühlende Parteisoldaten fordern - stimmweich von sich selbst ergriffen - Respekt vor allen und jedem abstrakt ein, politisch Exponierte, die sich als d i e Anwälte der „kleinen Leute“ ausgeben, für diese aber kaum etwas tun können oder wollen (es sei denn finanziell); freilich - ähnlich wie die unter (b) genannten Tugend-Enthusiasten  - von Idealen ergriffen, die  wohl unterschwellig auf ein marxistisches Erbe -  fußend letztlich auf den ökonomisch-philosophischen Manuskripten von Marx – zurückgehen, nämlich dem Ideal einer Gesellschaft von Natur aus gütigen und moralisch exzellenten, brüderlich füreinander einstehenden, gleich entfremdungsfreien Menschen sich erträumen; diese Illusion wirkt unterschwellig wohl bis heute weiter, ist ja auch, zugegebenermaßen, faszinierend, aber doch unfruchtbar: völlig illusorisch: ein Wolkenkuckucksheim (Aristophanes, Die Vögel, V. 819 und V. 1821 und an weiteren Stellen: Νεφελοκοκκυγία; meint eine von den Vögel in der Luft erbaute Stadt dieses Namens, unter deren Namen der Komödiendichter Aristophanes, 445 – 385 v. Chr.) freilich Athen verspottet) reflexionsarmer Sehnsüchte.

Dann findet man Politiker, die,
(d) marktliberal-technologieaffin, auf  die innovative Kompetenz der deutschen Wirtschaft setzen, dabei am Ideal des materiellen Wohlstands als individuellem Daseins-Ziel und -Sinn 

Seite 5:
festhaltende Vertreter einer historisch (in der alten BRD) sehr erfolgreichen, daher ökonomisch privilegierten Schicht, die sich heutzutage allerdings zunehmend einer erdrückenden chinesischen Konkurrenz ausgeliefert sieht, s. o.), zumal deswegen mit dem Gedanken spielen - das wohl müssen -  ihre Produktion ins Ausland zu verlegen, weil sie in Deutschland, ökofundamentalistisch gleichsam heimgesucht und überhaupt staatlicherseits bürokratisch geknebelt, sich nicht mehr werden halten können. Da blitzt auf ein fundamentales Versagen der deutschen Funktionseliten, die, weil sie in China zunächst Milliardengewinne  machten, hinnahmen, dass deutsches Know-How in chinesische Hände geriet, die die von den Chinesen ihnen auferlegten ungleichen Bedingungen akzeptierten, die zumal an die Mär von Wandel durch Handel glaubten (s. o.), was beweist, dass sie, deutsch-blauäugig wie inzwischen immer, nicht annähernd das Wesen des Totalitarismus begriffen, nicht im Traum an die alte Weisheit dachten, dass Autarkie vor allem auch dem Mammon vorzuziehen ist, denn: verliert man die, dann kann man auch viel Umsatz machend: Geld verdienend, schleichend in wachsende wirtschaftliche Abhängigkeiten geraten  was inzwischen der Fall ist - ich sag‘s noch einmal, weil ich es überhaupt nicht begreife -: Deutschland ist erpressbar geworden; wie dumm und wie gierig muss man eigentlich sein, sich, sich die Umstände schön redend, dieser Gefahr auszusetzen. Trösten wir uns also damit, dass wir stets die Menschenrechte anmahnten*,

Anm.*: Die zumal von Deutschland, für den Rest der Welt geradezu vorbildhaft, vorgelebt werden, einmal abgesehen davon, dass manche offenbar noch menschlicher als andere zu behandeln, ja unbedingt zu sakralisieren (zu „verheiligen“) seien …; das vielleicht aber auch nur, um die deutsche Polit-Naivität zu bedienen, die inzwischen wohl zu einem fundamentalen Bedürfnis - und nicht nur der politischen Elite - geworden ist; z. B. als der mentalitätszentrische Wunsch nach bunter Vielfalt, der indes verständlich ist angesichts der farblosen Einfalt, die das Land inzwischen bis in seine Kerne ausmacht
---------------------------Ende der Anm.*

obwohl China nie einen Hehl daraus gemacht hat - dieses Land muss sich, sehr erfolgreich geworden, nicht in die Tasche lügen wie andere Länder -, dass es sämtliche westlichen Werte ausnahmslos ablehnt.
Technologieaffin? Warum nicht? Indes die KI (wie der Kapitalismus überhaupt) kulturdestruktiv wirken muss, indes unsere Ressourcen, alle, endlich sind … usw. usw.  

Für mich ist es eher wahrscheinlich, dass wir, wir Menschen sind gemeint (nicht nur wir Deutsche), die Moralflöte zwischen den dünn gewordenen Lippen, in die für uns wesenstypischen Fallen rennen werden: Pleonexie, Determinismus, Illusionen, Lebenslügen, Korruption, Verantwortungslosigkeit, Niedertracht, Krieg, Angst, Hass, Neid, Vernichtungs-Sucht, also Affekt-Barbarei usw. usw., als dass wir - zumal bereits über 8 Milliarden umfassend - aus den kommenden, historisch beispiellosen Verwerfungen, also: 
*Klimawandel (der riesige Migrationsströme auslösen, also auch zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Menschengruppen führen wird)
*Wohlstands-Folgen: Der Zwang, den Wohlstand abzusenken, 
*Ressourcen-Endlichkeit: (selbstverständlich auch, was die seltenen Erden anbelangt), einmal abgesehen von
*kulturellen Verwerfungen (psychoethische Verwahrlosung, Desorientierung, Dekadenz-Verfallenheit, also: Anomisierung  von immer mehr Individuen)
Also politisch marktliberal-technologieaffin sich ausrichten, auf  die innovative Kompetenz der deutschen Wirtschaft setzen und dabei am Ideal des materiellen Wohlstands als individuellem Daseins-Ziel festhalten - wie soll das angesichts der Tatsachen auf Dauer funktionieren?

Seite 6: 
Falls ich nicht kompletten Unsinn geredet habe, was anbelangt *Klimawandel *Wohlstands-Folgen, *Ressourcen-Endlichkeit und *kulturelle Verwerfungen, dann begreife ich nicht, wie man auf Marktliberalismus und Technologie-Entwicklung setzen kann …

(e) zu einer traditionell sich christlich-konservativ verstehenden Partei, die - genauer: ihr Spitzenpersonal - 
(i) vier massive Staatsversagen (2015 und 2016) zu verantworten hat - auch weil sie diese, es wohl könnend - nicht unterband - und 
(ii) überhaupt es zuließ, dass eine bloße Gesinnungshaltung über geltendes Recht gestellt wurde (ein erstaunlicher Vorgang in einer Demokratie), zumal es hinnahm, 
(iii) dass ihr „Profil“ jedweder Kontur entkleidet wurde, so dass sie
(iv) einer gewissen Beliebigkeit anheimfiel; nicht zu vergessen,
(v) dass sie, obwohl mehr als anderthalb Jahrzehnte in der Regierungsverantwortung, praktisch die gesamte Infrastruktur des Landes dem Verfall überließ, obwohl man in jener Zeit das Geld gehabt hätte, dem entgegen zu wirken.
Fakt ist, dass dieser Partei es sehr schwer fallen wird, in einer atheistisch-entfesselungsprogressiv-dekadent sich selbst entmächtigenden Konsumdiktatur (wie lange deren Wohlstandssause noch aufrecht zu erhalten sein wird, muss ich dahingestellt sein lassen; indes die Wirtschaft tut sich zunehmend schwerer tut mit der Hoffnung, dass das Land irgendwann einmal wieder den alten Status einer einst sehr erfolgreichen Exportnation würde wieder einnehmen können … obwohl der solche Hoffnungen dämpfende  Klimawandel heutzutage nicht mehr zu leugnen ist) konservative Positionen wieder „attraktiv“ zu machen; diesbezüglich bin ich sehr skeptisch, zumal schon der grassierende Narzissmus dies unbedingt zu verhindern versuchen muss, um seine ichschwach-dümmliche, wenngleich auch die Individuen entlastende Flausen-Magie, ausleben zu können … 
Diese Partei hatte eine historische Chance: Ihr Spitzenpersonal daran zu hindern, apolitisch-politmessianisch-christlich von sich selbst ethisch, also apolitisch, verzaubert/verführt/trunken, dem Land eine Last aufzuerlegen, die sich als schwerer herausstellen würde, als sich das der agape-bewegte, naive Christ auszumalen fähig war (und ist); es tat diesen Schritt nicht; und das war ein fundamentaler Fehler: Rechts von dieser Partei gibt es nun Platz für andere …und die finden zunehmend Gehör

(f) Folgerungen: Dergleichen Parteien (alle die angesprochenen) waren/sind solche, die - verantwortungslos-unsachlich-machtdilettantisch - massiven politischen Wirklichkeitsverlusten ausgesetzt waren/sind: von ihnen kaum bemerkter (oder aus Feigheit von ihnen nicht bemerkt werden sollender) Wirklichkeitsverluste. Ich nenne:
(i) China (von dem Deutschland inzwischen abhängig ist bis zur Erpressbarkeit)
(ii) Afghanistan (dort war die Bundeswehr 20 Jahre lang im Einsatz, ohne zu wissen, zu welchem Zweck und mit welchen Zielen)
(iii) Russland (was war man nicht aufgeblasen stolz darauf, mit Präsident Putin zusammen auf einem Gruppen-Foto zu sehen zu sein)
(iv) Migration (Schlüsselwort für eine völlig verfehlte Politik; man lese dazu den Spiegelartikel Nr. 10 vom 2.3.2019 „Abschiebung - Ein deutsches Desaster“; und man erinnere sich zumal an das was oben gesagt wurde: der Zeitgeist macht trash-affin, show-lastig, leerformel-hörig, effektgierg und ausdeutungsneurotisch-feige-verlogen realitätsblind: die hysterische Sensibilität gegenüber bloßen Worten zwecks Fakten-Vertuschung, -Umdeutung und Ausblendung bewirkt in der deutschen Politik eine Außerkraftsetzung rechtsstaatlichen Handelns, tatsächlich ein auf Dauer gestelltes, tugendhypertroph fundiertes Staatsversagen …
(v) Infrastrukturprobleme: Das völlige Verrotten praktisch der gesamten Infrastruktur; in diesem Zusammenhang sehe ich die Notwendigkeit, die Vorschriften der bisher bestehenden 

Seite 7:
Bürokratie mindestens zu vervierfachen, um in einem absehbaren Zeitraum von sagen wir 80 Jahren, das Problem - vielleicht -  in den Griff zu bekommen - freilich vorausgesetzt, dass in Zukunft überhaupt noch welche lesen, schreiben und rechnen können und zumal auch bereit sein werden, ihre Ansprüche betreffs Work-Life-Balance hintanzustellen, also z. B. auf den in jener U-Bahn-Ruine ergatterten Schlafplatz zu verzichten, denn der würde, bei einer Arbeitszeit von 3 Stunden/Tag, sicherlich von einem anderen guten Menschen belegt werden.
(vi) Korruption (im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie-Bekämpfung und überhaupt). Zu behaupten, dass sie grassiere, wäre  gewiss unangebracht; ich kenne nämlich nicht das Ausmaß korruptiven Verhaltens im politischen, militärischen, rechtlichen, behördlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen und privaten Bereich, gehe aber davon aus, dass es signifikant sein dürfte. Wieso? Der entschämte Mensch - und das ist der heutige Mensch als Narziss -  muss als solcher sehr korruptionsanfällig sein; und wer das ist, ist politisch unfähig: unsachlich und verantwortungslos
(vii) Landesverteidigung: Präsident Putin bricht tatsächlich einen Krieg vom Zaun. Ab Februar 2022 (obwohl es doch - zeitgeistideologiekorrekt - hätte gar keinen Krieg mehr geben dürfen! Schließlich ist der heutige Mensch human, friedliebend, tugendsam, sozialsensibel, mitfühlend, hoch gebildet, kurzum: gut) - und die Bundeswehr ist nicht in der Lage, das Land zu verteidigen.
Und damit sei’s genug.

Fazit:  
(g) Das Handeln - ob teilweise korrupt oder nicht - der deutschen politischen Funktionselite gereicht dem Land seit nunmehr über 20 Jahren zum - inzwischen offenkundigen - Nachteil; u. a. aufgrund 
(i) narzisstisch-tugendmonoman-eigensinniger Rechthaberei
(ii) geistiger Armut (vgl. oben Weber-Scheler: Sachlichkeit)
(iii) defizitärer Bildung und überhaupt nur geringer Reflexionskraft (ablesbar an dem, was die in Verantwortung stehenden Figuren von sich geben: Sie setzen auf Tugendleerformeln, Allgemeinplätze, taktische Ausreden, Ausweichmanöver usw. - auch weil sie außerstande sind, machtstrategisch-faktenkonform-ethisch zu d e n k e n, zumal ein Menschenbild pflegen, das beängstigend idealistisch, also: naiv ist; und mit diesem
(iv) auf die Unterordnung des Politischen überhaupt unter - rein machtstrategisch betrachtet  - völlig weltfremde ethische Ideale, die einen selbst verwirren, in Nachteil setzen und dann herunterbringen, aber die Welt keinen Deut besser machen; denn: was diese, die Menschen-Welt (Staat, Gesellschaft, Institutionen, individuelle Seelenverfassungen usw.) stabilisiert, sind sachorientierte Machtausübung, Achtung und Durchsetzung des Rechtsstaates,  geistfundierte Verantwortungsfähig- und -willigkeit, anerkannte Fach-Autorität usw. … aber niemals bloße Tugendwerte (Ethik/Moral), denn immer gilt (und auch dann, wenn es offenkundig ist, nicht sichtbar wird): homo homini lupus
(v) Ethisch-ideologischer Dauer-Verblendung
(vi) der Tatsache, dass die Menschen und ihre Probleme dem Ideologen gleichgültig sind, er aber an seinen Idealen hängt - er hat seine Ideale n ö t i g - wie der inbrünstig Gläubige psychisch an den Worten seines Gottes klebt
(vi) Kurzum: Die in der deutschen politischen Funktionselite dauerwirkenden politklerikal-messianisch-ideologischen Tendenzen sind mir, offen gestanden, suspekt, ja: ich halte sie für definitiv nachteilig für das Land; und sie gelten mir schon deshalb als fragwürdig, weil sie als rein werte- und eben nicht machtbasierte zum Tragen kommen sollen/angeblich zum Tragen kommen, obwohl doch offenkundig ist, dass, so Max Weber, „Alle politischen Gebilde Gewaltgebilde“ sind.

Seite 8:
(h) Zusammenstellung einiger zuweilen (immer öfter?) krass zutage tretender, abstoßend-auffällig-mittelmäßiger Verhaltens-Eigenschaften des Personals der deutschen politischen Funktionselite; es sind diese, Auswahl:
(i) narzisstisch-wirklichkeitsverlustige Weltfremdheit
(ii) ideologisch-ethische Verblendung und 
(iii) Leerformelhörigkeit, Phrasengläubigkeit und Selbstanspruchslosigkeit
(iii) sprachlich-rhetorische Defizite
(iv) humorlose Verstockheit, ein störrischer Infantilismus und eine emanzipationsfrigide Seelenkälte – und: Gewissenlosigkeit
(v) was völlig fehlt, sind Humor, Selbstironie, das sichere Gefühl für das Angebrachte und der Verzicht darauf, andere in Sachen deutscher Polit-Tugend belehren zu wollen; u n d auch das fehlt:
(vi) die Einsicht in das tiefste Geheimnis aller Macht: Dass sie eine Fiktion ist, eine Droge eines ichschwachen Existenz-Dilettanten, der sie zwar haben mag, aber umgekehrt sie auch immer ihn, dass sie etwas ist, was auch nichts, nicht das Geringste, vermag gegen die absolute Nichtigkeit des menschlichen Daseins, welche einzig und allein zuweilen geistig, in Einsamkeit, distanziert werden kann, indem man sie anerkennt, ohne irgendjemanden dafür verantwortlich zu machen, ohne an ihr zu zerbrechen (was aber keiner je in der Hand hat). Und eben das ist menschliche Größe: Hinzunehmen, was es als man selbst seiend hinzunehmen gilt als Nebenprodukt der Selbstorganisation der bewusstlos-unschuldigen Materie: ein Leben lang sich selbst, den anderen, der Gesellschaft, der Zeit, der Epoche und ihren Zufällen hilflos als „eines Schattens Traum“ (Pindar) ausgesetzt, wohl wissend, 
כי יצר לב האדם רע מנעריו
Genesis, 8,21um die Niedrigkeit des Menschen (Ü/Sa.), „weil das Sinnen/Streben/Trachten des menschlichen Herzens von Jugend auf böse/schlecht/verwerflich ist“.
Indes wird man nachsichtiger sein müssen, wenn man bedenkt, dass da der Fluch der Mediokrität berücksichtigt werden muss, der, trifft er einen, bewirkt, dass man sich selbst ausgeliefert ist: geistlos-zeitgeisthörig, sich in sich selbst verheddert: schuldlos ausgeliefert  ist der radikalen Diktatur zufällig-individuellen: unabänderlichen Soseins  …bis ans Ende seiner Tage“.

(i) Art. 21 GG (1): „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung mit.“  Tun sie das? Ich habe meine Zweifel.
Denn diese Parteien versagen dabei zu oft. Umgekehrt: Ihr Personal der ersten Reihe verhindert eher eine solche politische Willensbildung, indem es täuscht, manchmal regelrecht lügt (und zwar meistens durch Verschweigen der Fakten), zerredet, propagandistisch manipuliert, sprachlich verwässert, dabei regelmäßig in grammatikalische Gefangenschaft geratend, ablenkt, übertreibt, leugnet, dauermoralisiert, implizit oder explizit sich selbst lobt, sich aufs Podest der Ehre und Verantwortungsbereitschaft hievt, sich anempfiehlt als kompetent oder eben auch seine Gegner (wie die umgekehrt auch) verunglimpft, beschimpft, provoziert, süffisant andeutet, von Demut und Aufopferungsbereitschaft schwiemelt, Versäumnisse beklagt (allerdings nicht die eigenen), seine Verdienste (tatsächliche und angemaßte) herauskehrt, betroffen mit sich ringt, zerknirscht sich gebend wegen der Machtsucht der Rivalen, deren Unfähigkeiten anprangernd, indem es über seine eigenen über-
ragenden Fähigkeiten sich ichtrunken auslässt, eigene Fehler, die nicht verheimlicht werden können, klein redet, Versäumnisse nassforsch angriffslustig so gesteht, als seien diese doch geradezu ein Hinweis auf seine Charakterstärke und Kompetenz, zumal es überhaupt unfehlbar sei, Meister sei im Unterscheiden des Belanglosen und Unsachlichen von den eigentlichen, von seinen Widersachern noch gar nicht erkannten Problemlagen (etwa von gesellschaftlichen und sozialpsychologischen, von infrastrukturellen, außenpolitischen wie

Seite 9:
kitarelevanten und schulischen Verwerfungen … jedenfalls könne es, da dürfe die Wählerschaft sicher sein, Kanzler*in, ja mehr noch, wenn diese richtig hinhöre, um dann zu staunen und endlich aha! sagen zu müssen, weil eingesehen habe, welch großartige Persönlichkeiten sich da um das höchste Amt bewerben, also: gleichsam prädestinierte Führer aus der tugendlosen Weltlage, die es auf den rechten Weg zu bringen gelte mit deutscher Würde, Weltoffenheit, Vielfalt, Buntheit und Parteizirkel-Weisheit, die nicht umhin könne zu konstatieren, dass Macht in der Regel so schäbig sei, dass nichts anderes übrig bleibe, als dass man sie selbst erobere, um sie vor sich selbst zu bewahren usw. 
Welche Zukunft tut sich angesichts eines solchen Polit-Dilettantismus  auf? Jedenfalls eine solche bisher nie gekannte deutscher Ideologen- Sach-Perfektionen und Glückseligkeiten … so, dass sich sogar vielleicht die Chance eröffne, die renitente Welt mit deutscher Tugend in ein neues Kanaan zu führen. Damit sei dann auch folgenden unverschämten, arroganten und besserwisserischen Ein-/Vorwürfen der Boden entzogen: Dass das deutsche politische Personal faktisch dilettantisch sei; dass die Auslese dieses Personals nicht mehr funktioniere, dass man nur noch Mittelmaß finde ohne ausreichende  fachliche, charakterliche, rhetorische und geistig-intellektuelle Eignung, dass man zwar einen brennenden Ehrgeiz bei diesem Personal bemerke, der aber aufgrund der geistigen Mittellosigkeit desselben nicht ansatzweise zu befriedigen sei. …

Kurzum: Das Ganze ist/könnte sein die gefährliche Farce einer westlichen Macht-Groteske, abgespult von einem begrifflos mit bloßen Worten oberflächenintellektuell tingeltangelnden Traumweltausdeutertum, das nicht mehr in der Lage ist, in seinem - sicherlich ungewollten - zuweilen verantwortungslosen Tun und  Lassen den Kern eines möglichen Unterganges der okzidentalen, demokratisch verfassten Rechtsstaaten auch nur ansatzweise zu erkennen: weltweit mehren sich die Polit-Diktaturen, werden die demokratisch-rechtsstaatlich verfassten Staaten seltener werden. Und der dekadent-eskapistisch-wohllebenssieche Souverän ist weit davon entfernt, dies korrigieren zu können. Und warum ist das so? Nun auch deswegen:
Goethe, Faust V. 1994: Mephistopheles spricht:
„Schon gut! Nur muss man sich nicht allzu ängstlich quälen;
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten lässt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte lässt sich trefflich glauben,
Von einem Wort lässt sich kein Jota rauben.“

Es ist tatsächlich so, dass ich - weil erpicht darauf, mich böswillig krittelsüchtig, wutentbrannt-irrational und niederträchtig-geifernd-empörungsentfesselt auszutoben - den Mitgliedern der politischen Funktionselite mitnichten an sich und wie selbstverständlich  Korruption, Charakterlosigkeit, Hybris, Verblendung, Selbstgefälligkeit, Arroganz, Unsachlichkeit usw. unterstellen will (dies zu tun, habe ich schon deshalb nicht das Recht, weil ich diese Leute gar nicht näher kenne, sondern nur beobachte, geistig abtaste und affektrigoros erfühle, wenn sie sich öffentlich zu Wort melden) …
Nein: Ich habe immer öfter den Eindruck, dass sie ganz einfach unfähig sind, die Relevanz ihres Handelns zu ermessen, unfähig sind, ihre Amtspflichten zu begreifen, als Personen nicht ansatzweise in der Lage sind, sich um exzellenzsittliche, selbstanspruchselitäre, kurzum um Haltungen und Verhaltensweisen zu bemühen, wie sie etwa Mathias Schreiber und dem Obergriff „Würde“ aufführt, Selbstansprüche, Haltungen und Verhaltensweisen, die, wären sie bei den Repräsentanten der deutschen Politelite öfter - nicht inszeniert, sondern faktisch gegeben - anzutreffen, mich sehr beruhigten und jenen weitaus geneigter machten, als ich es 

Seite 10:
gegenwärtig bin; es sind diese: Anstand, Feingefühl, Zurückhaltung, Schicklichkeit, Angemessener Ernst, Geschmackssicherheit, Anmutige Vornehmheit, Bescheidenheit, Charakterstärke, Angemessenheit, Besonnenheit, Ausgewogenheit des Urteils … Also: geistige Qualifikationen, die sich zwanglos mit den Weber-Scheler-Kategorien (s. o.) vereinen lassen.
Es ist gewiss - obgleich sehr menschlich: wir sind nie das, was wir sein sollten, sondern immer nur das, was wir sein müssen - fragwürdig, ja oft verachtungswürdig, wenn man sich etwa von der eigenen Macht blenden lässt, sich z. B. permanent zu überschätzen; aber es ist noch schlimmer, sich von etwas blenden zu lassen, was man gar nicht hat (Macht), weil vielmehr das, was man zu haben meint (eben Macht), einen selbst hat und zum Narren hält; am schlimmsten aber ist es, wenn man sich eine Selbsteinschätzung anmaßt, etwas virtuos (sachlich fruchtbar und von Verantwortung geleitet) handhaben zu können, ohne dass man dazu auch nur das geringste „Talent“ hat - und nur der hat kratisches (hier: machtinstinktiv unfehlbares, machtkämpferisches, machtstrategisches, machtnützliches usw.) Talent, dem der Abstand zu Pleonexie, Narzissmus, Selbstgier, ideologischer Selbst-Berauschung und Selbstbeweihräucherung lückenlos gelingt.
Gibt man indes nur leere Worte wieder, diese hin und her jonglierend in der Überzeugung, die kulturellen Verwerfungen seiner Epoche tatsächlich erfasst zu haben … fehlt einem zudem die Kraft zur  Selbstbeherrschung, dann wird man auch nicht die Größe haben, von einer Sache zu lassen, für die man nun mal nicht geeignet ist. Und eben das ist heutzutage ein Problem: Jeder hat das Recht und die Freiheit, sich Kompetenzen zuzuschreiben, die er gar nicht hat; folglich sie inszenieren muss, um seine Ziele zu erreichen; das aber wird wohl nicht gelingen: Das Leben bestraft den Träumer, den Schauspieler, den Realitätsblinden den Existenzgaukler immer … würde ich gerne glauben! Aber so ist es heutzutage - in einer Welt der Trickserei, der Show, der Wirklichkeitsverluste, der eskapistischen Dekadenz, der Hully Gullysierung der Innenwelten, usw. usw. - gerade nicht. Umgekehrt: Die heutige Gesellschaft giert förmlich nach solchen Formen des Selbstbetrugs: sie ist ja auch teilweise selbst dessen Frucht, dessen Hervorbringung, dessen laesio perversa (= widersinnige Verletzung), dessen verschundungsmonströse Niedergangs-Tragödie.

(j) Selbstverständlichkeiten:
Was das politische Personal der Parteien ansonsten anbelangt, so ist dieses in der Regel in erster Linie interessiert an
(i) Machterhalt, also Privilegien-Sicherung (in der Regel ohne die geringsten Bedenken) und guter Bezahlung
(ii) also Wahlerfolgen, Ämtern, Beziehungen, öffentlichen Auftritten, medialen Selbstdarstellungschancen, Bekanntheit überhaupt - ohne sich zu fragen (es wird freilich selbstverständlich angenommen, dass man die für die Führung eines Amtes notwendigen menschlichen - weniger: fachlichen - Qualitäten mitbringe, was aber zuweilen nicht der Fall ist), ob es dafür die an sich notwendigen Voraussetzungen aufweise: eine exzellente Rhetorik, Denkschärfe, Sachlichkeit und Darstellungsvirtuosität, Faktengenauigkeit, Erklärungsexzellenz, Redlichkeit usw.)
(iii) Selbstbeweihräucherung und Unfehlbarkeitsbekundungen
(iv) narzisstischen Befriedigungen
(v) Ruhm: „Lexikalische Unsterblichkeit“

(k) Weitere Abschnitte zur Klärung des Themas:
Noch mal zum narzisstischen Menschen:
Der heutige intellektuell-ideologisch ausgerichtete Narziss ist ein in sich selbst und seine Wirklichkeits-Verluste und -Konstrukte verstrickter Existenz-, Tugend- und Polit-Dilettant, der sich in der Regel erweist als:

Seite 11:
(i) geistlos (heißt auch: unfähig mit menschlicher Irrationalität umzugehen, seelenhölzern-linkisch)
(ii) staatsschauspielerisch
(iii) halbgebildet
(iv) leerformelsüchtig
(v) eher lebensunerfahren (meint v. a.: zeitgeisthörig, einhergehend mit langmütiger Toleranz - bis zur Selbstschädigung -, subjektivistisch-hedonistisch, ideologisch-politmessianisch-tugendmonoman verblendet
(vi) realitätsblind
(vii) selbstdistanzunfähig
(viii) verblendungs- und hybrisanfällig

(l) Eine letzte Bemerkung: Die geistige Folgerung aus dem Nationalsozialismus: seiner Diktatur, dem 2. Weltkrieg und der von ihm, dem NS, intendierten völligen Vernichtung (der vollständigen physischen, geistigen, kulturellen, metaphysischen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Ausrottung im Falle der Juden), also primär der Juden - und dann aller anderen Gruppen wie Sinti und Roma, Sozialisten und Kommunisten, Homosexuelle, Regime-Gegner, missliebige Personen im allgemeinen, ist n i c h t ideell-ethischer, sondern faktenkonform machtrational verpflichtender Natur, um auf diese wirklichkeitsgesättigte und durchdacht-realistische Art und Weise ein solches Phänomen (im Falle der Juden: „Erlösungs-Antisemitismus“, so Saul Friedländer) als Verwaltungs-Satanismus entschlossen und radikal zu unterbinden. Durch Tugendappelle, „Aufklärung“ und Bildungsanstrengungen gelingt das eher nicht.

(I) Was ist deutsch? Einige Auslassungen dazu
(1) Friedrich Nietzsche nannte die Deutschen das „Täusche-Volk“; derselbe meinte auch, „dass bei ihnen die Frage ‚Was ist deutsch?‘ niemals“ aussterbe.

(2) „Der Hang zur Selbstkritik, der oft bis zum Selbstekel, zur Selbstverfluchung ging, ist kerndeutsch …“ Thomas Mann, Essays, Band 2, Politik, Fischer 1977, Deutschland und die Deutschen, S. 297)

(3) Die Deutschen mögen sich oft selbst nicht. In einer Serie der Bildzeitung vom März 2001 redet Peter Gauweiler vom „Selbsthass unserer Intellektuellen“, aber auch vom „Selbsthass einer Nation“.

(4) Die gegenwärtigen Deutschen seien dekadent (so Arnulf Bahring). „Die Deutschen haben … wenig gemeinsame Symbole. Sie sind nicht stolz auf ihre Geschichte, kaum auf ihre Kultur, weitgehend aber auf ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die sich am Wert der Mark ablesen lässt.“ (so ebenfalls Bahring)*

Anm.* Dieser Stolz zerbricht inzwischen. Vgl. Martin Herrenknecht in der Allgemeinen Frankfurter Zeitung, 12. April 2024: „Die Ampel zerstört den Mythos von Made in Germany“
----------------------------------Ende der Anm.*

(5) Hier die als typisch deutsch angesehenen (Sekundär-Tugenden) wie etwa
(a) Disziplin
(b) Fleiß
(c) Ordnung
(d) Pünktlichkeit
(e) Perfektion

Seite 12:
(f) Leistung

Diese Tugenden wurden/werden freilich von manchen deutschen Intellektuellen geringgeschätzt oder abgelehnt, da sie diesen als Sekundär-Tugenden galten/gelten. Ich erinnere mich an den Spruch - wer ihn tätigte, weiß ich nicht mehr -, dass man mit jenen Sekundär-Tugenden auch ein KZ errichten und betreiben könne; entscheidend seien daher stets die primären Tugend, wie etwa Gerechtigkeit, Toleranz usw.
Ich selbst kann dazu nur anmerken, dass mir jene Sekundärtugenden gerade dann sehr nützlich waren, als ich anfing - ich hatte mich in die Quadratschrift  des AT geradezu „verliebt“ - Althebräisch zu lernen, was mir ohne Disziplin und Fleiß schwerlich gelungen wäre; das steht fest

(6) Dann hört man immer wieder, die Deutschen verfügten über keine feste Identität*
(i) Weil sie erst 1871 zu ihrem Reich kamen?
(ii) Weil sie wegen ihrer Sekundär-Tugenden Minderwertigkeitsgefühle haben?
(iii) Weil sie anstatt an ihrer Kultur ein größeres Interesse zu nehmen, lieber ihre Wohlstandsdekadenz ausleben?
(iv) Weil sie gerne anders wären (gerne „daseinskundig“ wären wie die  Italiener und Franzosen …)

Anm: * Dass das nicht ganz falsch sein kann, lese ich daran ab, dass die Deutschen ihre Sprache immer mehr verkommen lassen (z. B. mit sog. Anglizismen), vereinfachen, geradezu missachten, jedenfalls sich wenig darum bemühen, ein Deutsch zu sprechen, das ihnen auch die Chance eröffnete, zu grundlegenden Einsichten über sich selbst zu kommen: Nur die Muttersprache ermöglicht Zugang zu sich selbst; freilich erst auf einem hohen Niveau.

Heute geben sich ihre privilegierten Kreise gerne als weltoffen: international, tolerant, wertorientiert, ethisch vorbildlich, sozial, human, antirassistisch, gar politmessianisch und politklerikal, mitfühlend, verständnisvoll … um was zu zeigen? Wahrscheinlich, dass sie die Nazi-Lasten abgelegt haben, hochkultiviert wurden, sensibel, dass sie progressiv und demokratisch denken; wohl auch deshalb, weil nach 1945 die Amerikanisierung der deutschen Innenwelten nicht zu vermeiden, ja: notwendig war, um diesem mit sich selbst geschlagenen Volk Gelegenheiten zu schaffen (kapitalistische Beglückungs- und Selbstbelämmerungschancen), sich von seiner Vergangenheit zu lösen. Ob diese „Umerziehung“ auch damit zu tun hat, dass sie mehr und mehr ihre eigene Sprache verkommen ließen (s. o.) und immer nachdrücklicher lassen (was sie heutzutage geradezu mit masochistischem Eifer betreiben - als sei die Befreiung von der Komplexität der deutschen Sprache eine Art Erlösung. Indes: Die Beliebtheit des Denglisch ist wohl eher eine Folge der Verinnerlichung der Pop-Kultur. Fakt ist, dass den Deutschen ihre eigene Sprache immer ärmer gerät (s. o); kurzum und ohne Wenn und Aber, ich sage es noch einmal: Die deutsche Sprache verkommt, wird schlicht, ja: primitiv. Und das ist sehr bemerkenswert, weil in der Regel selbst die Menschen einfachster Kultur ihre Sprache verehren, lieben und anerkennen als eine der wichtigsten Quellen individueller Identität, gesellschaftlich-sozialer Zugehörigkeit und Sinn-Erfahrung: Die Muttersprache erzählt/vermittelt/raunt und formt vereinmaligend nämlich die Mythen, die es den Individuen erlauben eine gemeinsame, als sinnhaft erfahrene „Welt-, Volk- und Selbst Einheit“ zu verinnerlichen; die also von klein auf als Zugehörigkeitsmächtigkeit wirkt. Die Muttersprache, um es kurz machen, färbt sich den individuellen und kollektiven Seelentiefen als unverwechselbar tragende, steuernde und 

Seite 13:
entlastende Daseins-Perspektive ein; für immer. Außer, wie es scheint, bei den Deutschen; ihre Verwahrlosungslüsternheit hat sich, scheint’s, offenbar nicht sonderlich geändert

(7) Bei Golo Mann, Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Fischer, 1995, S. 21f, ist zu lesen: „Wer ich in die Geschichte der deutschen Nation vertieft, der hat leicht den Eindruck eines unruhigen Lebens in Extremen. Einmal klaffen Idee und Wirklichkeit weit auseinander, wie zur Zeit des mittelalterlichen Reiches, als die deutschen Könige und sich so nennenden römischen Kaiser um ein phantastisches, weit über ihre Sprachgrenzen hinausgehendes Imperium kämpften, indes das eigentliche Deutschland in eine Unzahl kleiner Territorialstaaten zerfiel. Einmal sehen wir die Nation gegen sich selber wüten, wie zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Einmal erreichen deutsche Gestalten die höchsten geistigen Höhen, auf denen je Menschen gelebt haben, indessen gleichzeitig trübe Mittelmäßigkeit den öffentlichen Ton beherrscht. Von apolitischer Ruhe wendet Deutschland sich zur aufgeregtesten politischen Tätigkeit, von buntscheckiger Vielgestalt zu radikaler Einheitlichkeit; aus Ohnmacht erhebt es sich zu aggressiver Macht, sinkt zurück in Ruin, erarbeitet sich in un-glaublicher Schnelle neuen, hektischen Wohlstand. Es ist weltoffen, kosmopolitisch, mit Bewunderung dem Fremden zugeneigt; dann verachtet und verjagt es das Fremde und sucht das Heil in übersteigerter Pflege seiner Eigenart. Die Deutschen gelten als das philosophische, spekulative Volk, dann wieder als das am stärksten praktische, materialistischste, als das geduldigste, friedlichste, und wieder als das herrschsüchtigste, brutalste. Ihr eigener Philosoph, Nietzsche, hat sie das „Täusche-Volk“ genannt, weil sie die Welt immer wieder mit Dingen überraschen, die man gerade von ihnen nicht erwartet. Und so mag man als Deutscher von benachbarten Nationen, den Schweizern, den Holländern, wohl manchmal denken wie Hölderlin, der Dichter, von einem glücklicheren Freund:

          Manch Leben ist, wie Tag und Nacht verschieden.
          In goldner Mitte wohnest du.“

Vgl. auch Golo Mann, a.a.O., S. 955; zu Graf Stauffenberg, der mit dem Ruf starb: „Es lebe das heilige Deutschland!“ Und dazu Golo Manns treffende Bemerkungen

(8) „Typisch deutsch ist es, der Frage nach dem typisch Deutschen auszuweichen“, Hermann Bausinger, Typisch deutsch, München 2000) … Und: „Ältere nationale Traditionen haben sich nach der Indienstnahme durch den Nationalsozialismus nicht wiederholt, neuere konnten vor dem Hintergrund eines militanten und expansiven Nationalismus kaum entstehen.“ Da hat Bausinger gewiss Recht.

(9) Oskar Lafontaine in jener Bild-Serie im März 2001: „Guido Westerwelle sagt nicht: Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“, sondern: „I am proud to be a German“. Kein Franzose käme auf die Idee, seinen Nationalstolz in Englisch auszudrücken.
Unsere Sprache sollte wieder deutscher werden. Warum hören wir im Radio fast nur englische Lieder?“ S. o. (6)  

(10) Meine Antwort auf das folgende Graffito am Otto-Suhr-Institut: „Fuck deutsche Sprache“. Spiegel 29/2001, S. 161 im Rahmen des Artikels „Welcome in Babylon“, in dem es um das „Denglisch“ geht.
Für mich, Sa, ist die deutsche Sprache Stifterin meiner Identität als Geistwesen, sie ermöglichte mir so etwas wie den unwahrscheinlichen Gewinn eines (freilich dauerprekären) Lebenssinnes im Schaffen von Gedichten; aber auch als faktenbasiertes Erfassen meiner selbst, des Du, des Wir, der deutschen Gesellschaft, der Welt, der metaphysisch-mystischen (und: barbarischen) Bereiche unseres Daseins, des absoluten Alleinseins, der unüberwindbaren Fremdheit der anderen, der 

Seite 13:
menschlichen Existenz überhaupt als zufällig-substanztragischer, letztlich undeutbarer, rein materiell hervorgetriebener Faktizität, hat sie mich aus dem Trivial-Nihilismus unserer Zeit gerissen, sozusagen diesem kommando-geistig vorenthalten. 
Kurzum: Die deutsche Sprache ist für mich eine Transzendenz-Kraft (ich darf mich selbst und die Gesamtheit der Welt, in der ich lebe, überschreiten = transzendieren) unüberbietbaren geistigen Reichtums: Ein Gottesgeschenk sozusagen, ich nenne es meistens „Tyche-Geschenk“, mir genetisch „zu gewürfelt“, ohne dass ich es verdient, ohne dass ich es hätte erwarten können/dürfen. So wie - sekundär: später erlernt im Gegensatz zur immer schon „daseienden“ und von Anfang an wirkenden und prägenden und bergenden und lenkenden und Zugänge zur mir selbst, den anderen, zur Welt ermöglichenden Muttersprache - die mich faszinierende altgriechische Sprache, die Sprache des - für mich - größten Kulturvolkes bisher (und, so wie es steht mit uns, wohl auch aller Zeiten) und die Ehrfurcht gebietende althebräische Sakralsprache der Bibel; diese zumal übermittelt in einer Schrift - der althebräischen Quadratschrift -, deren für mich unüberbietbare Schönheit mich nie wieder aus ihrem Bann entließ; ich deutete es bereits oben.

(11) Und was ist für mich „deutsch“?
Meine muttersprachlich grundgelegte geistige Identität, die mir in meinen Gedichten entgegentritt als geistiges Konstrukt einer ihrer selbst sich als solche inne gewordenen Materie-Morphe, ruhend auf den kulturellen Säulen des alten Griechenland, denen der Thora, denen Roms und eben daseinskerntief den Säulen (es sind die mächtigsten), die meine deutsche Muttersprache mir zu errichten ermöglichte

(12) Einige Gedichte
Tugendkalte-Dekadenz (43/2303)1

Deutschland, Deutschland, horch! Das war’s
mit Seelenkälte und Gewissenlosigkeit.
Jetzt müssen schließen alle Puffs und Bars,
verglimmen alle Joints … Die Zeit           Seite 14:

schreit auf aus Hass vorm Untergang:
Du hast dich, geistlos, völlig übernommen
mit dekadenzfundiertem Tugend-Überschwang …
im Schein von Würde zu verkommen.

Dein Masochismus ließ dich pflegen
sei es Gesinnungs-Idiotie
von Hybris-Zwergen, die Phantasmen hegen:
als Exzellenz sich haben freilich nie.

Allein: Du hast sie nicht, die kulturellen Kerne,
die dir erlaubten, selber dich zu meiden:
Du stehst dir selbst am meisten ferne,
so phrasenselig selbst dir zu entgleiten.

Zeuge deutschen Niedergangs (43/2304)2

Dass ich in einer Zeit des Rechtsstaats-Verfalls,
der fortschreitenden Innenwelt-Chaotisierung,
der verlorenen Daseins-Freuden
und der zerbrochenen Seelen-Halte lebe,
lebe zumal in einer hysterischen Zeit  
narzisstischer Selbstbestandsloser,
verdorrter Psychen und
gesinnungslinkischer Selbstverlust-Opfer,
das weiß ich sehr wohl, weiß es genau,
auch grobschlächtig und scharfsinnig genug,
ihre existenziellen Finten und Schliche
- hedonistische Wohllebens-Verdinglichungen -
aus ihren wesenstiefen Verrohungsverliesen zu locken,
um sie - es ist nicht schwer  - auszudeuten
als ganz späte, wenn auch hilflose Versuche,
sich die eigene Nichtigkeit zu verbergen;
die Nichtigkeit eines Mammon-Potentials,
einer geistig toten Erlebnis-Monade,
einer enttierungsrigoros stramm auf Linie 
getrimmten Reklame-Leiblichkeit
in einer ichsüchtig-korrupten Gossenwelt
menschlicher Armselig- und Hilflosigkeit:
Metaphysischer Heimatlosigkeit, 
untergegangener Aufklärungs-Erwartungen,
gesinnungsethischer Leerformel-Magie,
eingepfercht den immer enger werdenden
Seelenscharten totaler Verlassenheit.

Entlastungs-Büttel (43/2305)3/Seite 15

Heimgesucht in jeder Stunde 
von gesellschaftlichen Lasten,
nicht Person mehr, nur noch Kunde,
seine Existenz zu tasten

als geglaubtes Ich-Kalkül,
exemplarisch eingezwungen
Medien-Hysterien mit dem Ziel,
dass man sei als Knecht gelungen …

Konfrontiert mit Tugendschemen,
Populismus, Trug und Amoral,
muss man Schein sich anbequemen:
Spaßentlastung, Trance und Zahl.

Noch einmal zu grundlegenden Defiziten
einer sich selbst ruinierenden Gesellschaft (43/2306)4

Da fehlt die seelische Finesse,
es fehlen Geist, 
Charakter, Anstand, Würde,
der Wille auch, 
sich selbst zu meistern; 
Macht fehlt zumal, 
sich selbst zu übernehmen.
Man will sich eher doch 
als Seins-Abszess,
als daseinshilflos, 
permanent sich Bürde,
als Tingeltangel-Ich 
sich zu begeistern:
als Nihilismus feiles 
Sich-Entschämen,
das knechtisch 
in sich selber kreist.

Kollektiver Wirklichkeitsverlust (43/2307)5

Dazu gehören? Hier? Indes: Wozu?
Das hieße doch, sich selbst verfehlen,
das hieße dienen Wir und Du,
vor allem: all-durchschauten Marktbefehlen. 

Kurzum: Ich bleibe hier allein für mich;
in meinen Einsamkeiten.
Zumal doch nur noch Pseudo-Ich,
gepfercht in kollektive Trance- Einheiten …

Auf Deklassierungs-Fun verwiesen,
auf Reiz, Effektschaumschlägerei und Sensationen,
um mich allein am Ende zu genießen:
mit Kunden-Manna zu belohnen …

von Glück, Erfolg und Überragen,
von Macht, Prestige und Lust.
Die freilich sämtlich nur noch scheinbar tragen
durch einen kollektiven Wirklichkeitsverlust.

                           *

Doch niemandem sei‘s vorgehalten, 
wenn er auf Rausch und Eskapismus setzt;
ist es doch schwer, sich menschlich zu gestalten,
von sich, von Du und Wir und Welt gehetzt.

Zumal er das ist, was er sein ja muss;
ist er doch ausnahmslos determiniert:
Atomgefüge-Spielball bis zum Schluss,
als welcher er ein Leben lang nach sich nur giert.

So wird man jedem wünschen, dass er’s schaffe,
sich halbwegs elendsfrei hier durchzubeißen:
dass er zuweilen sich ein Glück erraffe,
das ihm mag Sinn und Halt ausweisen.

Leib-Ekstase/Sonett (43/2308)6

Man mag es drehn und wenden, wie man will:
Man kann’s nicht fassen; allenfalls es deuten:
Es bleibt verschlossen: sinnlos stumm und still;
andeutend nur, man solle es vergeuden:

Es nehmen hin als Nihilismus-Drill
in allen Niederlagen, allen Freuden;
um irgendwie zu meistern all den Müll
von Phrasen, Lebenslügen, Schund-Ausbeuten.

Indes mag’s auch mal eine Stunde geben,
die bis zum Grab hin man dann nicht vergisst:
Weil sie ein Ende setzte allem Streben,

war Augenblicks-Genuss: Vollendungs-Frist.
Um leibentfesselt so in Rausch zu heben,
als sei der Gottes-Güte abgeküsst.          Seite 17:

Weigerung (43/2309)7

Ich will mich selbst nicht
nach dem Markttakt flöten.
Ich will das nicht; 
auf keinen Fall.
Will auch nicht bloß 
medial verblöden,
will keinen Anerkennungsplunder.
Schon gar nicht platte Emotionen,
so silly trash-Gefühle …
Schon gar nicht schlucken
Machtrausch-Stuss …
Will überhaupt nicht Zeitgeist-Drill:
Erleben nur noch Warenwunder,
dann: jagen nach Millionen.
Ich will nicht ständig 
Zirkus-Spiele …
Ich will mich selbst ...
wie ich sein muss.

Ohne Titel (43/2310)8

Was meint Geschichtsfortschritt,
was Freiheit, Wahrheit*, Toleranz?
Humanität gar, Geist, Vernunft und Güte?
Nun: Bloßer Worte Tranceverschnitt,
sich zu verhehlen, dass in der Substanz
notwendig Irrtum, Schein, Gewalt und Leere wüte;
dass keiner war je, der sich nicht entglitt:
Bedürfnis-, Trieb-, Verfalls-Brisanz …
Verlassenheit verglühte.

*Wahrheit: nicht rational-analytisch-mathematisch-logische ist gemeint, sondern: weltanschaulich-ethisch-metaphysische (die man freilich für eine solche nur hält).

Sapiens-Schicksal (43/2311)9

Verschwand doch eine Wirklichkeit,
sodass nur blieb ein Faktenmeer;
von allen Sinnzusammenhängen leer;
als Innenweltgeleit.
Um so sich selbst dann aufzugeben,
verzweifelt hoffnungslos geworden,
sich nihilistisch zu verschweben
zu allkorrupten Mammon-Horden.
Das Ende? Eher kulturell bedingt
als ökologisch, technisch oder formelhaft.
Weil ohne Wirklichkeit kein Sinn gelingt.
So Anomie und Todessehnsucht schafft.

Anm. *: Diesem Gedicht liegt die Unterscheidung von Realität (= Faktenmeer) und Wirklichkeit (meint: einen kulturellen - metaphysischen, ideellen, traditionsgewachsenen, Selbstverständlichkeiten, die zu hinterfragen niemand sich gedrängt fühlt, bietenden - Überbau … Und eben genau der fehlt den gegenwärtigen Überflussgesellschaften; und das ist eigentliche Grund, warum sie zu zerfallen drohen; à la longue auch die nicht-demokratischen)

 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.